Regie: Allan Dwan
Frauen, die schießen, kämpfen und hängen...
Allan Dwans 1953 inzenierter Western "Am Tode vorbei" heißt im
Original "The Woman they almost lynched". Wie der Titel schon vermuten
lässt, handelt es um eher ungewöhnlichen Genrevertreter. Dabei sind es
vor allem die Frauen, die extrem stark und empanzipiert auftreten. Allan
Dwan war ein Meister des B-Pictures, obwohl er auch mit Kinderstar
Shirley Temple erfolgreiche Filme realisierte. Die 20th Century Fox
verpflichtete den guten Handwerker auch für den Monumentalschinken
"Suez" mit Tyrone Power und Loretta Young. Mitte der 40er Jahre wurde er
Vertragsregisseur bei den Republic Studios und drehte dort Filme wie
"Du warst unser Kamerad" oder "Die Schönste von Montana" drehte. Der
Western "Stadt der Verdammten" wird meistens als seine beste Arbeit
genannt. Auch "Am Tode vorbei" hat viele Stärken. Wobei das Drehbuch
aber doch recht seltsam ist und auch die Gesangseinlagen von Audrey
Totter haben heute sicherlich nicht mehr diese todbringende Wirkung wie
vom Macher damals dramaturgisch gewollt. Und Brian Donlevy ist einmal
mehr als Rebellenführer Quantrill zu sehen. Sein Widersacher ist John
Lund, der in dem Film leider etwas farblos bleibt. Vielleicht deshalb
weil hier in Border City, die Frauen die Hose anhaben. Bürgermeisterin
ist die resolute Delilah Courtney (Nina Varela), die in der Stadt das
ultimative Sagen hat und wie ein Diktator über das Städtchen herrscht.
Sie beruft sich dabei auf die Pflicht, dass die Stadt, in der die
Staatsgrenze von Kansas und Missouri verläuft, immer neutral bleibt.
Dies sichert den Frieden und wer sich hier als Streiter für den Süden
oder für den Norden zu erkennen gibt, der wird von der Bürgermeisterin
einfach gelyncht. Noch ist es in der Stadt friedlich, doch es
Nordstaatengruppen in der Nähe, auch die Regimenter des Südens halten
sich hier irgendwo auf und erschwerend kommt noch hinzu, dass der
Rebellenführer Quantrill mit seiner Bande die Gegend unsicher macht. Mit
Quantrill reiten auch der junge Jesse James (Ben Cooper), Frank James
(Frank Brown), Cole Younger (Jim Davis) und Quantrills aggressive
Ehefrau Kate (Audrey Totter), die mal die Barsängerin Kitty McCoy war
und in der Bar von Bitterroot Bill Marris (Reed Hadley) war und auch
dessen Geliebte. Doch Quantrill hat die Frau entführt und Marris wurde
zum verbitterten Menschenfeind. Marris jüngere Schwester Sally (Joan
Leslie) ist mit der Postkutsche unterwegs und will ihren Bruder in
Border City besuchen, wo gerade mal wieder jemand aufgehängt wurde. Kurz
vor der Stadt wird die Kutsche von Quantrill überfallen, so lernt die
junge Dame auch die Guerilla Bande kennen. Mit der fiesen Kate wird sie
im Laufe der Handlung auch noch eine wilde Schlägerei und einen Gunfight
bestreiten...
Und damit sind Joan Leslie und Audrey Totter die heimlichen
Hauptdarstellerinnen dieses temporeichen und völlig anderen Western. Die
Männer sind nur Beiwerk in diesen Kämpfen aus den letzten Tagen des
Bürgerkrieges. Am Ende versammelt sich die neugierige Stadtbevölkerung
noch einmal vor dem Galgenbaum, um jemanden hängen zu sehen. Aber
vielleicht kann diese Katastrophe doch noch abgewendet werden, weil man
Lund und Leslie nicht den Kuss am Ende verwehren will.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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