Regie: Masaki Kobayashi
Der Mensch im Krieg...
Der dreiteilige Antikriegsfilm "Barfuß durch die
Hölle" entstand in den Jahren 1959 bis 1961 und ist das Meisterwerks des
Regisseur Masaki Kobayashi (Harakiri, Kwaidan). Für den deutschen
Kinoeinsatz wurde der Film drastisch gekürzt. So hat Teil 1 in der
deutschen Kinofassung eine Länge von 156 Minuten, im zweiten Teil 114
Minuten und im dritten Teil 144 Minuten Laufzeit. Die japanische
Kinofassung ist mit Teil 1 und 201 Minuten, Teil 2 mit 178 Minuten und
Teil 3 mit 190 Minuten insgesamt deutlich länger. Trotz der Kürzungen in
der deutschen Fassung ist und bleibt "Barfuß durch die Hölle" ein
beeindruckendes Meisterwerk über die Auswirkungen des Krieges auf die
Menschen. Kobayashi zeitt die schrecklichen Brutalitäten des zweiten
Weltkrieges. Es wurde gleichzeitig auch ein Werk, dass sich mit der
jüngsten Vergangenheit Japans und der Schuld, die das Land auf sich
geladen hat, auseinandersetzte. Ein Ansatz, der damals im
zeitgenössischen Kino fehlte. Die Entstehung seines wuchtigen,
beklemmenden und resignierenden Werkes, umfasste eine vierjährige
Produtionszeit, in der der Filmemacher gegen zahlreiche Widerstände
ankämpfen musste. Das Drehbuch, an dem Kobayashi mitschrieb, basiert auf
dem gleichnamigen Roman in sechs Bänden "Ningen no joken" von Junpei
Gomikawa. "Ningen no joken" bedeutet übersetzt so viel wie "Die
Bedingungen des Menschseins" (Conditio Humana) und der Regisseur führt
sein Thema hart und und kompromisslos bis zum Ende.
Zeitgleich entstand für das japanische Fernsehen
eine siebenteilige gleichnamige Serie von Takeshi Abe, die ebenfalls wie
Kobayashis Kino-Dreiteiler große Beachtung fand.
Es geht in der Geschichte um einen Menschen, der
mutig genug ist um Widerstand zu leisten gegen die Mächtigen und gegen
Die, die das Sagen haben. Diese Zivilcourage bedeutet aber nicht Sieg,
sondern man schafft sich mit dieser Einstellung nicht unbedingt Freunde.
Ganz im Gegenteil. Hauptfigur ist der intellektuelle Feingeist Kaji
(Tatsuya Nakadai), der von pazifistischen und sozialistischen
Wertvorstellungen geprägt ist. Aber wie weit kann ein einzelner Mensch
gehen, seine Ideale und Wertvorstellungen vor den anderen durchzusetzen ?
Gerade in einer Ausnahmesituation wie Krieg, wo es nur um Freund oder
Feind geht, wo es keine Schattierungen, nur noch Schwarzweiß Denken
gibt. Der Protagonist wird sich in diesen Ausnahme-Ereignissen stark
verändern und am Ende wird er auch an seinen hohen Maßstäben zerbrechen,
die er für sich und auch für seine Mitmenschen anlegt.
Die Geschichte spielt während des 2. Weltkrieges.
Kaji (Tatsuya Nakadai) heiratet Michiko (Michiyo Aratama) und zieht mit
seiner Frau in die japanisch kolonisierte Mandschurai. Dort arbeitet er
als Aufseher in einem Bergwerkbetrieb. Kaji ist sich sicher, dass die
Produktion steigern kann, wenn seine Vorgesetzten ihm freiere Hand
geben, um die Arbeitsbedingungen für die chinesische Arbeiterschaft zu
verbessern. Eine Idee, die sofort bei seinen Arbeitskollegen nicht nur
große Skepsis, sondern auch völlig Kopfschütteln hervorruft. Man müsse
diese Billigkräfte nur hart genug bestrafen, wenn sie nicht spuren.
Lediglich der ältere Okishima (So Yamamura) ist Kaji eine Hilfe bei
seinen Ideen. Als die Armee 300 Kriegsgefangene der Firma zur Verfügung
stellt, verschlechtert sich der Zustand im Betrieb massiv. Die Menschen,
die dort in ärmlichen Behausungen untergebracht sind, wollen eher
fliehen als dem japanischen Feind zu Diensten zu sein. Seine
humanistischen Ansätze scheitern, er muss mitansehen, wie der
chinesische Kollege Chen (Akira Ishihama) die Seiten wechselt, mehrere
Fluchtversuche scheitern, die am Ende mit der Hinrichtung von einigen
Häftlingen durch das Militär (Toru Abe als Unteroffizier Watai)
stattfinden. Im zweiten Teil wird Kaji aufgrund der vorherigen
Ereignisse in den Militärdienst einberufen. Er erlebt die unmenschlichen
Methoden während der Grundausbildung in der Kwantung Armee. Er hat aber
seiner Michiko versprochen wieder lebend nach Hause zu kommen. So wird
er ein hervorragender Soldat. Eine Art Führerfigur könnte sogar aus ihm
werden, wenn er nur nicht immer wieder die Befehle seiner Vorgesetzten
in Frage stellen würde und Ungerechtigkeiten anprangert. Er muss den
Selbstmord des labilen Obara (Kunie Tanaka) miterleben und wird
schließlich an die Front geschickt. Im dritten Teil geschieht die
Invasion der roten Armee. Es haben sich mehrere Soldaden Kaji
angeschlossen, sie wollen dem Feind nicht in die Hände fallen und ihr
Ziel ist das Heimatland Japan. Doch in der Mandschurai sind sie jetzt zu
Gejagten geworden. Er kommt mit seinen Kameraden (u.a. Yusuke Kawazu
als Terada) in russische Gefangenschaft und seine Enttäuschung ist groß.
Auch der Kommunismus der Sieger bringt nur unmenschliche Handlungen mit
sich. Es ist der Mensch selbst und nicht nur die Ideologie, die Böses
auslöst. Er entscheidet sich zur Flucht...
Am Ende steht das Bild eines einsamen Wanderers, dem die Kräfte fehlen und der immer noch in der weiten Ödnis des eurasischen Winters ums Überleben kämpft. Der Krieg wird in grausamen Details geschildert. Diese Zeit, die Kaji erlebt, ist eine Zeit über den Verfall sämtlicher menschlicher Ideale und Werte. Der Regisseur nimmt den Zuschauer mit auf eine bittere Odyssee durch kriegerisches Land und vor allem in die Tiefen menschlicher Abgründe. Regie bei der deutschen Synchronfassung dieses Films führte Bernhard Wicki, der auch für den Kinoeinsatz die Kürzungen vornahm. Der britsche Filmkritiker bezeichnete "Ningen no jöken" als einen der besten Filme, die je gedreht wurden. Heute ist der Film leider etwas in Vergessenheit geraten.
Am Ende steht das Bild eines einsamen Wanderers, dem die Kräfte fehlen und der immer noch in der weiten Ödnis des eurasischen Winters ums Überleben kämpft. Der Krieg wird in grausamen Details geschildert. Diese Zeit, die Kaji erlebt, ist eine Zeit über den Verfall sämtlicher menschlicher Ideale und Werte. Der Regisseur nimmt den Zuschauer mit auf eine bittere Odyssee durch kriegerisches Land und vor allem in die Tiefen menschlicher Abgründe. Regie bei der deutschen Synchronfassung dieses Films führte Bernhard Wicki, der auch für den Kinoeinsatz die Kürzungen vornahm. Der britsche Filmkritiker bezeichnete "Ningen no jöken" als einen der besten Filme, die je gedreht wurden. Heute ist der Film leider etwas in Vergessenheit geraten.
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