Regie: William Keighley
Die Bande von Alec Stiles...
In den späten 40er Jahren war die
Hochblüte der schwarzen Serie, aber auch Gangsterfilme mit
dokumentarischem Einschlag waren in der Publikumsgunst beliebt. Neben
Henry Hathaways "Kennwort 777" hatte auch William Keighleys "Straße ohne
Namen" einen guten Erfolg an der Kinokasse. In dem etwas umstrittenen
Klassiker wird die Arbeit des FBI (Federal Bureau of Investigation)
dargestellt. Das bietet einerseits die Möglichkeit Verbrechen auf die
Art darzustellen, wie sie sich in Wirklichkeit abspielten, andererseits
wurde das FBI natürlich auch im besten Licht dargestellt. So könnte man
sicherlich kritisieren, dass "Straße ohne Namen" vielleicht zu sehr als
unreflektierte FBI-Propaganda wirkt, denn der immer wieder im Film
erwähnte J. Edgar Hoover war - wie wir heute wissen - eine sehr
zwielichtige Figur. Immer wieder zeigte seine Persönlichkeit auch
unschöne Facetten, er galt als Manipulator, der Politiker für sich
ausnutzte und auch die Presse mit eigens vom ihm ausgewählten
Informationen versorgte. Dennoch ist "Straße ohne Namen" zweifelsohne
ein spannender Polizeifilm, der vor allem durch die brilliante
Darstellung von Richard Widmark als Gangsterboss zusätzlich aufgewertet
wird. Trotz der erwähnten fehlenden Reflexion ist es auch sehr
interessant, die Methoden des FBI kennen zu lernen. William Keighley
verwendet anfangs die nötige Zeit, die technischen Untersuchungen im
Labor des FBI darzustellen und dem Zuschauer zu zeigen. Auch der
Korruptions-Aspekt spielt in diesem Film eine gewichtige Rolle – hier
ist der hinterhältige Mann im Hintergrund sogar der Chef der städtischen
Polizei von Center City, der dem Gangsterboss Informationen zuspielt.
Da kann nur noch das FBI heflfen, so die Botschaft. Und diese Hilfe
taucht auf in der Gestalt von zwei Undercover-Agenten. Sie sollen den
Mord an einer Hausfrau und an einem Wachmann klären - beide sind bei
einem Raubüberfall von den brutalen Gangstern erschossen worden. Gene
Cordell (Mark Stevens) hat die Aufgabe mit seinen gefälschten Papieren
einen Mann mit kriminellem Feedback zu mimen, um sich in die Bande von
Alec Stiles (Richard Widmark) einzuschleichen. Sam Faxon (John Intire)
ist der Mittler - ein Undercover-Beamter, der die Informationen von
Cordell an die Dienststelle weiterleiten. Beide Männer haben sich nicht
unweit voneinander jeweils in einem Hotelzimmer im Milieu eingemietet.
Leiter des gefährlichen Unternehmens ist FBI Inspektor George A. Briggs
(Lloyd Nolan). Stiles ist zwar verheiratet, schart aber gerne gut
aussehende junge Männer um sich (Donald Buka,. Joseph Pevney, Vincent
Donahue, Sam Edwards) und ist Chef der Boxhalle. Dort kann der
Undercover-Agent Cordell im Boxring auf sich aufmerksam machen. Es
dauert daher auch nicht lange, da fragt Stiles, ob Cordell nicht in
seine Mannschaft aufgenommen werden möchte. Der Beamte sagt natürlich zu
und so kommt es zum nächsten Beutezug. Leider kommt es nicht zum
geplanten Zugriff des FBI, da Stiles von seinem Informant gewarnt wird.
Der glaubt zunächst, dass seine frustierte Ehefrau Judy (Barbara
Lawrence) der Polizei einen Tipp gegeben hat. Dann aber erhärtet sich
bald sein Verdacht, dass "Der Neue" ein Spitzel sein könnte...
William
Keighley gelingt eine dauerhafte starke Atmosphäre, die Stimmung bleibt
durchgehend beklemmend. Und man fiebert auch mit dem Helden mit, auch
wenn Mark Stevens (Feind im Dunkel, Die Schlangengrube) im Vergleich zu
Widmark doch recht blass bleibt. Die Kriminalhandlung in "Straße ohne Namen"
erinnert an den Gangsterfilm der Dreißiger, dem oft der mahnende
Zeigefinger der staatlichen Autorität voran gestellt worden war. 1955 drehte Samuel Fuller in Farbe und in Cinemascope ein in Japan angesiedeltes Remake als Tokio Story. Wenn
man sich den Propagandafilm wegdenkt, dann bleibt aber immer noch ein
hochspannender Gangsterstreifen übrig. Bereits mit "Das Haus in der 92.
Straße" war der Kommunistenhasser und FBI Direktor Edgar J. Hoover ins
Filmgeschäft eingestiegen. Er warnt hier eindringlich die Bürger
Amerikas vor dem Verfall und der steigenden Kriminalität...auf diesen
Straßen ohne Namen. Amerika muss wachsam bleiben.
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.
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