Dienstag, 13. Juni 2017

Die kleinen Füchse




















Regie: William Wyler

Gier...

Endlich - das ist die DVD Veröffentlichung, auf die ich am sehnlichsten gewartet habe. "Die kleinen Füchse" von William Wyler aus dem Jahr 1941, produziert von Samuel Goldwyn und insgesamt 9 Oscar-Nominierungen des Jahres 1942 bedacht. Dennoch konnte kein einziger Sieg eingefahren werden. Nicht einmal die großartige Bette Davis als Southern Belle Regina Giddens wurde belohnt - stattdessen gewann Joan Fontaine in Hitchcocks "Verdacht". Wohl deshalb, weil sie ein Jahr vorher für ihre viel bessere Leistung in "Rebecca" nicht den Sieg holte. Der Film entstand nach dem bekannten Theaterstück von Lilian Hellmann aus dem Jahr 1939 - schon am Broadway hatte die Geschichte einen Riesenerfolg und im Theater wurde die böse Regina von Talluah Bankhead gespielt. Die sollte auch die Filmrolle bekommen, doch William Wyler setzte Bette Davis durch, mit der er bereits zwei klasse Filme vorher gedreht hatte: "Jezebel", das Südstaatendrama aus dem Jahr 1938 (damit gewann die Davis den Oscar) und den genialen "Das Geheimnis von Malampur". Dort spielte Bette Davis die Gattenmörderin Leslie Crosbie, die sich immer mehr in ein Lügengewebe verstrickt.
Bei diesen Aufzählungen wird auch sichtbar was für starke Filme William Wyler in dieser Schaffensperiode von 1937 bis 1949  gemacht hat. Es schwierig zu Besten zu küren, bei soviel gleichwertigen genialen Arbeiten wie "Sackgasse", "Das Geheimnis von Malampur", "Stürmische Höhen", "Die besten Jahre unseres Lebens", "Die Erbin" oder eben "Die kleinen Füchse".
Der Titel des Films verweist auf die Bibel Hohelied 2,15 "Fangt uns die Füchse, die kleinen Füchse, die uns die Weinberge verderben, denn unsere Weinberge sind in der Blüte".
Mit den kleinen Füchsen sind die gierigen Geschäftemacher gemeint - in einer Blütezeit für alle haben sie das Potential mit ihrer Gier und ihrem grenzenlosen Egoismus den ganzen Weinberg zu verwüsten. Und dies könnte in der kleinen Stadt in Alambama zur Zeit um 1900 passieren.  Die Aristokratin Regina Hubbard (Bette Davis) kämpft für Reichtum und Freiheit innerhalb der engen Grenzen einer von Männern geprägten Gesellschaft. Der Vater hat nur die beiden Söhne Ben (Charles Dingle) und Oscar (Carl Benton Reid) als gesetzliche Erben bedacht und die beiden sind erfolgreiche Fabrikanten geworden. Auch Regina konnte mit dem inzwischen schwer herzkranken Horace Giddens (Herbert Marshall) einen sehr reichen Mann heiraten, dessen Geld ihr und der etwas naiven und wenig selbständigen Tochter Alexandra (Teresa Wright) ein sorgenlosen mit viel Luxus ermöglicht. Doch sie will mehr und ihre beiden Brüder auch - denn eine Fusion mit einem noch größeren Unternehmen könnte alle zu Millionären machen. So tun sich Oscar und Ben zusammen, um eine Baumwollmühle zu bauen. Der Vertrag mit dem Industriellen kommt aber nur zustande, wenn die Familie 225.000 Dollar in das neue Unternehmen investiert. Oscar und Ben haben ihre Einlage schon zugesichert, der dritte im Bunde soll Horace werden. Der lebt aber schon längere Zeit von der Frau getrennt in einem Krankenhaus in Baltimore und versucht dort seine Krankheit in den Griff zu bekommen. Im Grunde liegt Regina nicht viel am Ehemann, doch die Aussicht auf den Reichtum veranlasst sie ihren Mann zur Heimkehr zu bewegen. Dies gelingt dadurch, dass sie Alexandra alleine zum Vater schickt. Der Plan funktioniert und tatsächlich kehrt Horace heim. Doch er ist nicht besonders daran interessiert weiteren Reichtum für seine missratene Familie zu scheffeln, denn er findet wenig Veränderung vor: Oscar kränkt seine naive Frau Birdie (Patricia Collinge) bei jeder Gelegenheit und hat sie auch nur geheiratet, weil ihrem Vater die große Baumwollplantage gehörte. Deren gemeinsamer Sohn Leo (Dan Duryea) ist ein Taugenichts und Ben hat nur wenige Skrupel, weil jeder weiß, dass die sich anbahnende neue Geschäftsbeziehung zu Lasten des kleinen Arbeiters geht - der wird irgendwann für immer weniger Geld in dem riesigen Betrieb arbeiten wollen. Immerhin schlägt Alexandra nach ihrem Vater, doch die soll mit Leo verheiratet werden. So ein geheimer Plan von Oscar und Ben - aber das Mädchen hat bereits Gefallen an David Hewilitt (Richard Carlson), dem örtlichen Zeitungsmann gefunden.
Das Weigern von Horace mitzumachen, setzt aber bei den einzelnen Familienmitgliedern ganz ganz böse und teuflische Kräfte frei...




Natürlich liegt der Schwerpunkt des Stückes auf der Figur der Regina Hubbard Giddens - damit glänzte Bette Davis und schuf eine der stärksten Frauenrollen des Films aller Zeiten. Unvergessen ihre Gefühlskälte und ihr sicheres Gespür dafür aus jeder Situation den größtmöglichen Gewinn rauszuschlagen. Etwas was im Blut dieser Fabrikantenfamilie mit aristokratischer Nähe liegt. Es wird nur über Geld gesprochen und am Ende kann man sogar die viel teuflischere Vorgängerin einer Alexis Colby aus dem Denver Clan sogar bemitleiden, denn sie steht zwar als Siegerin fest, aber dieser Sieg hat auch ihren Preis und sie steht allein da. Interessanterweise ist das bitter-sarkastische Familiendrama keine Spur gealtert und wenn man den Film heute anschaut, dann wirkt er frisch und modern wie zu seiner Entstehungszeit. Geschliffene Dialoge und große Schauspielkunst machen dies möglich. Der Stoff ist sogar hochaktuell in einer sehr kommerziellen Zeit, wo es vielen Menschen nur noch um den eigenen Profit geht und es gestattet ist den Anderen finanziell über den Tisch zu ziehen. Und dies gelang William Wyler, obwohl "Die Kleinen Füchse" ja ursprünglich ein Theaterstück war. Die Filmversion wurde aber zum großen Klassiker und für mich zu einem der ganz großen Movies der 40er Jahre.





Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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