Dienstag, 22. Januar 2019

Süßer Vogel Jugend




















Regie: Richard Brooks

Ein Verlierer kehrt heim...

"Fahr zur Hölle, wo du hingehörst" - diesen Satz darf die unterdrückte Tante Nonnie, gespielt von der britischen Theaterschauspielerin Mildred Dunnock sagen und sorgt am Ende noch für einen effektiven Wow-Effekt, der dem Publikum des Kinofilms "Süßer Vogel Jugend" besonders gefiel. Allerdings dürften ausgesprochene Tennessee Williams Liebhaber vom abgeänderten harmonischen Hollywood-Ende eher enttäuscht gewesen sein. Das unsprüngliche Bühnendrama endet nicht ganz so positiv wie im Film. Richard Brooks, der bereits mit seiner Filmadaption zu "Die Katze auf dem heißen Blechdach" begeistern konnte, übernahm auch in dem 1962 gedrehten Film die Regie.
Der Unterschied zu "Die Katze auf dem heißen Blechdach" liegt aber in der unterschiedlichen Figurenzeichnung. Bei "Die Katze auf dem heißen Blechdach" sind es persönliche Konflikte innerhalb einer Familie und Figuren, die tiefer blicken lassen. In "Süßer Vogel Jugend" wird die Familie zwar ebenfalls von einem Macher bzw. Patriarch, einem "Big Daddy" geführt, doch die Konfikte kommen in Form eines Aussenstehenden, der in dieses zwanghafte Gefüge Familie eindringen möchte. Paul Newman ist dieser junge Chance Wayne (Paul Newman), ein gutaussehender Verlierer, der sich leider in die unschuldige Heavenly (Shirley Knight) verliebt hat, die Tochter des mächtigen Tom Boss Finlay (Ed Begley). Ein Mann, der im Grunde die ganze Stadt aufgrund seiner Macht und seines Reichtums beherrscht. Darüberhinaus ist er auch noch ein erfolgreicher Kleinstadtpolitiker (sehr rechts, vordergründig religiös, gewaltbereit) und will nicht, dass ein Habenichts seine Tochter anbaggert. Er macht dem Youngster aber ein verlockendes Angebot: Verlasse die Stadt, baue dir eine Existenz auf, werde reich und dann darfst du Heavenly haben. Doch Chance wartet auch noch vielen Jahren noch auf seinen amerikanischen Traum. Immer wieder kehrt er zurück, kriegt einen Korb und versucht erneut in Hollywood ein Star zu werden. Stattdessen lässt er sich von reichen Frauen bezahlen. Mit dem verblassten Filmstar Alexandra de Lago (Geraldine Page) könnte sich nun das Schicksal in eine bessere Richtung lenken. Mit ihr kehrt er erneut in seine Heimatstadt zurück. Die Diva könnte ihm helfen und ihn als kommenden Filmstar aufbauen. Doch die Hollywood-Diva ist ein neurotisches, versoffenes Biest, die schon bessere Tage gesehen hat und glaubt, dass ihr neuer Film ein echter Flop geworden ist. So braucht sie gerade jetzt diesen gefälligen Gigolo, der aber nur darauf aus ist, sie für seine Zwecke auszunutzen. Denn schließlich will er diesmal Heavenly mitnehmen...



Die Charaktere sind alle sehr egoistisch und nur auf den eigenen Vorteil bedacht. Darüberhinaus sind entweder korrupt, verkommen oder von einer großen Doppelmoral gekennzeichnet. Vielleicht ist diese Überspitzung in der Charakterzeichnung auch eine kleine Schwäche in dem Film, der ansonsten von seinen großen Darstellerleistungen lebt. Ed Begley, der vor allem in "Die 12 Geschworenen" unvergessen bleibt, ist der miese Patriarch und Spießer, den man sofort hassen kann. Er wurde für diese Rolle sogar als bester Nebendarsteller mit dem Oscar ausgezeichnet. Auch Shirley Knight wurde nominiert - auch wenn sie irgendwie farblos bleibt. Über allem steht aber die grandiose Geraldine Page, die hier ihr großes Können unter Beweis stellt. Page hat zwar nicht so viele Filme gedreht, aber in jedem Film, in dem sie auftaucht, ist sie eine echte Offenbarung. Sie beherrscht die Szene wie keine zweite...egal was sie spielt. Hier ist sie Alexandra de Lago, eine Seelenverwandte zu Norma Desmond aus "Sunset Boulevard" und wie alle anderen figuren jagt sie den Phantomen des Erfolgs und des Glücks hinterher.
 



Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

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