Freitag, 7. Februar 2020

Hafenstadt

























Regie: Ingmar Bergman

Berit und Gösta...

"Hafenstadt" aus dem Jahr 1948 gehört zu Ingmar Bergmans Frühwerken und auch wenn der schwedische Regisseur den drei Jahre später entstandenen "Einen Sommer lang" als ersten Film mit eigenem Stil und eigener Handschrift bezeichnete, ist in den Problemliebesfilm schon ganz viel vom späteren Bergman zu entdecken. Auf alle Fälle ist es ein Frauenfilm, der sich gegen die Moral und Sitten dieser Zeit auflehnt. Bergman zeigt eine junge Frau, die von ihrem gesamten Umfeld im Stich gelassen wird und die Hilfen, die der Staat anbietet, alles andere als hilfreich sein können.
"Hafenstadt" orientiert sich optisch an den Expressionismus der 20er Jahre, an den poetischen Realismus, an den Neorealismus und sogar an den Film Noir. Es ist ein düsterer Film, der Einblick gibt in die Begebenheit kurz nach dem Krieg.
Der Matrose Gösta (Bengt Eklund) kommt nach einigen Jahren auf See wieder zurück an seinen Heimathafen Göteborg. Schockierend sieht er mit an wie eine junge Frau (Nine-Christine Jönsson) ins Hafenbecken springt, um sich zu ertränken. Zum Glück wird das Mädchen gerettet. Anlaufstelle in Göteborg ist sein alter Freund Skäningen (Harry Ahlin), der ihn bei sich wohnen lässt und ihm eine Arbeit im Hafen verschafft. Abends machen die Männer dann gerne einen drauf in der Stadt. In einem Tanzlokal lernt der Matrose das Mädchen Berit kennen - es ist die junge Frau, die sich suizidieren wollte. Gösta überredet Berit mit ihm das Lokal zu verlassen. Dort am Eingang trifft Berit auf Gertrud (Mimi Nelson), die sie von früher kennt und die einen nachdenklichen, fast schon pessimistischen Eindruck macht. Berit nimmt Gösta mit in die Wohnung ihrer Mutter (Berta Hall), die nicht sonderlich erfreut über den Herrenbesuch ist. Gösta und Berit verbringen die Nacht miteinander. Von ihrem früheren Leben erzählt die junge Frau ihrem neuen Freund noch nichts. Sie war im Erziehungsheim und die Sozialarbeiterin Frau Vilander (Brigitta Valberg) hat über Berits Lebenswandel mitzubestimmen. Durch einige Freundschaften in der Vergangenheit mit Jungs gehört Berit für die Gesellschaft im Jahr 1948 zu den ganz schwierigen Mädchen, die als besonders flatterhaft gelten und von denen man glaubt, dass sie in der Gosse enden....




In Rückblenden wird Berits Kindheit beleuchtet. Der Vater leidet an einer schweren Nervenkrankheit und mit der Mutter gabs schon immer diverse Konflikte. Darüberhinaus macht "Hafenstadt" eine ungewollte Schwangerschaft zum Thema und die illegale Abtreibung bei einer Engelmacherin, die von Sif Ruud dargestellt wird. Dieser Eingriff geht für die Schwangere tödlich aus und plötzlich steht Berit alleine da. Der Mann, auf den sie hofft, ist zuerst einmal feige zu ihr zu halten. Somit hat Bergman in einen Film von 1948 schon sehr viel Zündstoff eingepackt und Themen gewählt, die zu dieser Zeit recht selten waren. Der Regisseur nimmt auf wunderbare unsichtbare Weise eindeutig Stellung für die junge Frau, die sich trotz ihrem Selbstbewusstsein und spontanen Wesen zuerst einmal gegen eine bornierte Gesellschaft durchsetzen muss.




Bewertung: 7,5 von 10 Punkten. 

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