Coca-Cola für Berlin und die Welt...
In der Phase zwischen 1957 und 1963 gelangen Billy Wilder echte Kassenhits und in dieser Phase wurde er auch für "Das Appartment" seinen dritten Oscar für die beste Regieleistung. Der Nachfolgefilm "1,2,3" war der einzige Film dieser Phase, der nicht erfolgreich war. Er spielte zwar 4 Millionen Dollar ein, was aber im Vergleich zu "Some like it hot" (40 Mio) oder "Irma la Douce" (26 Mio) äusserst enttäuschend war und auch die Kritik nahm Wilders Screwball Comedy aus den Zeiten des Kalten Krieges zwiespältig auf. Erst im Laufe der Jahre entwickelte sich "1,2,3" zu einem Kultfilm und heute wird er auch zu Billy Wilders besten Comedyfilmen gezählt.
Die Geschichte spielt im Jahr 1960 im in Berlin, das in Sektoren aufgeteilt ist. Im Westen freut man sich über die goldenen Jahre des Wirtschaftswunders, doch hinter dem eisernen Vorhang wird der Kommunismus groß geschrieben. In West Berlin hat Coca-Cola bereits seinen riesigen Siegeszug angetreten und ein C.R McNamara (James Cagney) ist dort Direktor der expandierenden Coca-Cola Fililale. Natürlich lebt McNamara für seinen Job, seine Frau Phillis (Arlene Francis) hat aber den beruflichen Ehrgeiz ihres Mannes. Zu oft sind sie und ihre beiden Kids schon umgezogen und sie würde liebend gerne wieder in den Staaten wohnen. McNamara ist aber gerne in Berlin, immerhin hat er mit seiner Sekretärin Ingeborg (Lilo Pulver) ein Techtelmechtel. Bei seinem Oberboss Wendell P. Hazeltine (Howard St. John) ist er extrem loyal und obrigkeitshörig. Genau wie seine deutschen Mitarbeiter (u.a. Hans Lothar, Karl Lieven) sich ihm gegenüber verhalten. Man erkennt auch bei fast allen Angestellten die Auswirkungen, die jahrelange Diktatur ausgemacht haben: Strammstehen und alles aufstehen, wenn der Boss am Morgen ins Büro kommt. Eigentlich eine Erfolgsgeschichte für den Direktor, doch als Hazeltine ihn darum bittet das etwas aufmüpfige Töchterchen eine Weile in Berlin zu beherbergen, kommt das Chaos auf Knall und Fall. Denn die hübsche Scarlett Hazeltine (Pamela Tiffin) hat nicht nur einen eigenen Kopf, sondern sie amüsiert sich sehr gerne mit möglichst vielen Männern. Dies bringt McNamara in Dauerstress, gerade zu der Zeit als er mit drei linientreuen Kommissaren (Ralf Wolter, Peter Capell, Leon Askin) aus dem Ostsektor mit Coca-Cola ins Geschäft kommen wollte. Und zu allem Unglück hat sich das Mädel auch noch in den jungen Otto Ludwig Piffl (Horst Buchholz) verguckt. Einem extrem linientreuen Jungkommunisten aus dem Osten der Stadt. Als beide heimlich heiraten und nach Moskau übersiedeln wollen ist McNamara nicht mehr weit von einem Nervenzusammenbruch entfernt. Und zudem kündet Scarletts Daddy sein Kommen nach Berlin an. McNamara wird natürlich alles dafür tun diese Ehe für ungültig erklären zu lassen, denn sein Job, nein seine ganze Existenz steht auf dem Spiel...
Billy Wilder macht sich genüßlich über die gehorsamen Deutschen, über die überheblichen Amis und über die Kommunisten lustig. Mit teils sehr schwarzem und galligem Humor. So wird Horst Buchholz in einer Szene von seinen Genossen mit dem Schlager "Itsy Bitsy Teenie Weenie Honolulu Strand Bikini" in Dauerschleife zu einem Geständnis genötigt, dass er ein US-Spion sei. Auch der Säbeltanz aus dem Ballet Gayaneh von Aram Chatschaturjan kommt im Film zum Einsatz, auch eine kuckucksuhr, die statt eines Vogels einen Uncle Sam enthält. Der Film strotzt nur so von witzigen Einfällen. Lilo Pulvers Tanz auf dem Tisch in Marilyn Monroe Aufmachung ist legendär und Wilder hat eine Menge anderer Filmklassiker gewürdigt, indem er an sie erinnert. So sind die drei kommunistischen Kommissare am Anfang des Films eine deutliche Reminiszenz an Lubitschs Comedy "Ninotschka" aus dem Jahr 1939. Auch auf die legendäre Grapefruit Szene aus "Public Enemy" wird Bezug genommen. Nach "1,2,3" zog sich Cagney für lange Zeit aus dem Filmgeschäft zurück. In einem Interview gab er irgendwann einmal - eher spassig - an, dass sein Rückzug auf die erheblichen Differenzen mit Co-Star Buchholz zurückzuführen war. Tatsächlich mochten sich die beiden überhaupt nicht.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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