Regie: William Wyler
Eine Liebe in New Orleans...
Für mich ist William Wyler einer der besten Regisseure für erlesene Literaturverfilmungen. Seine Filme wie "Sturmhöhe", "Die kleinen Füchse" oder "Die Erbin" beweisen dies eindrücklich. Auch "Jezebel" aus dem Jahr 1938 gehört zu diesen Meisterwerken und verschaffte der Hauptdarstellerin Bette Davis ihren zweiten Oscar. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Stück von Owen Davis sr. und erzählt die Geschichte einer eigenwilligen jungen Frau aus dem Süden in der Zeit vor dem Aufstand (Antebellum Periode). Durch ihre Eskapaden verliert sie den Mann, den sie liebt.
Auf der Bühne wurde die Figur der reichen Südstaatlerin Julie Marsden von Taluah Bankhead verkörpert, die aber krank wurde und durch Miriam Hopkins gespielt. Eine sehr emanzipierte Frauenfigur für die damalige Zeit um 1850 und auch keine "boshafte Lady" wie der deutsche Titel lautet. Diese Frauenfigur ist aber der ägyptischen Königin Jezebel nachempfunden. Dies geht aus einem Dialog hervor als die bockige Julie von ihrer gütigen Tante Belle Massey (Fay Bainter) kritisiert wird. Schauplatz der Geschichte ist New Orleans und Julie hat viele Verehrer. Auch der selbstsichere Buck Cantrell (George Brent) gehört dazu. Aber Julie liebt den jungen Bankier Preston Dillard (Henry Fonda). Julie liebt es die Regeln der guten Gesellschaft zu brechen. So erscheint sie auf einem Ball verspätet und dann noch in der Reitermontur. Sie sieht nicht ein sich umziehen zu müssen, nur weil die Konventionen es erfordern. Julie ist auch empört darüber, dass ihr Verlobter, der gerade in der Bank eine wichtige Sitzung hat, nicht sofort die Arbeit fallen lässt um sie zu begleiten, während sie ein neues Kleid für den Olympusball anprobiert und kauft. Als kleinen Racheakt entscheidet sich Julie dafür einen echten Skandal hervorzubeschwören. Statt wie üblich im weißen Kleid dort auftreten, wie es von unverheirateten Frauen erwartet wird, hat sie sich für ein auffällig rotes Ballkleid entschieden, dass sonst nur von Frauen mit schlechtem Lebenswandel getragen wird. Alle Freunde sind geschockt und man spürt auf dem Ball die Verachtung, die ihr die Anwesenden rüberbringen. Sie bemerkt was für ein Tabu sie gebrochen hat und möchte mit Preston den Ball so schnell wie möglich verlassen. Doch der zwingt sie dazu mit ihm zu tanzen. Am Ende des Abends löst er die Verlobung. Doch Julie hört nicht auf ihn zu lieben und glaubt felsenfest daran, dass Preston irgendwann zu ihr zurückkommt. Der geht aber fort in den Norden des Landes. Ein Jahr vergeht und tatsächlich kommt er zurück und ist inzwischen verheiratet mit Amy Bradford Dillard (Margaret Lindsay). In New Orleans bricht zur gleichen Zeit das Gelbfieber aus und gemeinsam mit dem Mediziner Dr. Livingstone (Donald Crisp) versucht er die Epidemie einzudämmen....
Im Grunde ist "Jezebel" die Geschichte einer selbstbewussten Frau, die sich gegen die Konventionen und Zwänge ihrer Zeit auflehnt und für den Mann, den sie liebt kämpft. Und in der Liebe sind alle Mittel erlaubt. Auch das Ränkeschmieden gegen das Yankeegirl, dass der Mann ihres Lebens geheiratet hat, steht auf dem Plan. Doch alles zieht die Titelheldin mit letzten Konsequenz und bis zum bitteren Ende durch. Eine Frau, die liebt und die gelegentlich ein bösen Mädchen ist. So klingt dies abgeschwächt schon ein bisschen besser und wird Julie auch gerecht. Den zweiten Oscar bekam Fay Bainter für ihre Rolle als Tante Belle, der gute Geist des Geschichte. Es gab ausserdem Nominierungen für die beste Musik (Max Steiner), als bester Film des Jahres und für die vorzügliche Schwarzweiß Kameraarbeit von Ernest Haller. Durch die Perfektion des Regisseurs und die hervorragenden Darstellerleistungen ist "Jezebel" auch heute immer noch sehr sehenswert.
Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.
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