Samstag, 28. März 2015

Hunde wollt ihr ewig leben

























Regie: Frank Wisbar

Im Kessel von Stalingrad

Mit dem Stalingrad Film "Hunde wollt ihr ewig leben",  seinem 2. Kriegsfilm nach "Haie und kleine Fische" erhielt Regisseur Frank Wisbar im Jahr 1959 den deutschen Filmpreis als bester Regisseur. In der Hauptkategorie "Bester Film" musste er sich aber von Franz Peter Wirths "Helden" geschlagen geben.
Mit einem großen Staraufgebot gelang ihm auch an der Kinokasse ein riesiger Erfolg. Erzählt wird die Geschichte des jungen, nationasozialistisch geprägten Oberleutnant Wisse (Joachim Hansen), der im Herbst 1942 seinen Dienst als Verbindungsoffizier zu den Rumänen in Stalingrad versetzt wird. Vorher verliebt er sich noch in das russische Mädchen Katja (Sonja Ziemann), die als Übersetzerin für die Deutschen arbeiten möchte, jedoch abgelehnt wird und nun Gefahr läuft deportiert zu werden. Er kann ihr durch seine Verbindungen eine Stelle bei seinem Freund Leutnant Fuhrmann (Gunnar Möller) verschaffen. Am Bahnhof sehen sich die beiden vielleicht zum letzten Mal. Es könnte Liebe sein, aber im Krieg gibt es nur den Feind. Die deutschen Truppen haben zwar unter großen Verlusten die Stadt erobert, werden aber bereits von der erstarkten Roten Armee eingekesselt. Viele der einfachen Soldaten haben erkannt, dass sie dem Gegner chancenlos ausgeliefert sind. Doch Befehle werden von ganz oben nach weiter unten und dann nach ganz weit unten gegeben und Generalfeldmarschall Friedrich Paulus (Ernst Wilhelm Borchert) ist dem Führer verpflichtet. Anfangs glaubt der Feldherr auch noch an einen Sieg. Doch die Lage verschimmert sich täglich. Es mangelt an Verpflegung und auch an neuer Munition. Aus dem Radio hören die Männer die Nachricht der Russen "Alle 7 Sekunden stirbt ein deutscher Soldat - Stalingrad - Massengrab". Allmählich erkennt auch Wisse die Aussichtslosigkeit im Kessel von Stalingrad. Sein Vorgesetzter Major Linkmann (Wolfgang Preiss) denkt nur an sein eigenen Überleben, legt aber bei seinen Untergebenen einen viel härteren Maßstab an...


 Die Brutalität von militärischer Logik gegenüber den Individuen und das Aufbäumen der Menschlichkeit gegen sinnlose Entscheidungen, die den Menschen als zu verschleißendes Material betrachten, stehen im Vordergrund dieses Films. Mit diesem Film schuf Frank Wisbar einer der großen deutschen Kriegsfilmklassiker.. Mit Stalingrad nahm er sich eines der dunkelsten Kapitel der deutschen Militärgeschichte an. In einer Stadt aus Ruinen wird aus jedem Haus scharf geschossen. Die Soldaten müssen dabei völlig wahnsinnige Befehle befolgen, die den sicheren Tod bedeuten. Mit dem edlen Oberleutnant Wisse präsentiert Wisbar vielleicht einen zu sehr auf Helden gebürsteten Gutmenschen. Man kann aber gerade bei ihm - der sich dann mehr und mehr gegen die Befehle aus Berlin auflehnt - einen Stellvertreter für mehr Menschlichkeit in der Hölle ansehen. Wisbar war sichtlich bemüht um eine hohe Authentizität. Die Kulissen sind sehr realistisch und die Schlachten sehr aufwendig konzipiert. Immer wieder werden reale Kriegsbilder in die Spielfilmhandlung eingestreut. Eine besonders intensive Sequenz ist der Gang ins Lazarett. Dort sollen "Drückeberger" herausgeholt werden - aber allen Männern hier fehlen verschiedene Gliedmaßen oder sie liegen im Sterben. Darüber schwebt aus dem Radio die Stimme von Hermann Göring, der eine Rede zum zehnten Jahrestag der Machtübernahme hält und ein völlig falsches, sehr geschöntes Bild von der Front im Osten wiedergibt mit der baldigen Aussicht auf den Sieg. Im Nebenrollen sind bekannte Namen wie Horst Frank, Carl Lange, Karl John und Günther Pfitzmann zu sehen. Letzterer sehr effektiv als einfacher Soldat, der seine Ängste und Bedürfnisse immer dramatischer artikuliert und sein Ende erlebt, während das letzte Flugzeug Stalingrad verlässt und abhebt.



Bewertung: 7 von 10 Punkten.

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