Regie: Frank Wisbar
Im Kessel von Stalingrad
Mit dem Stalingrad Film "Hunde wollt ihr ewig leben", seinem 2.
Kriegsfilm nach "Haie und kleine Fische" erhielt Regisseur Frank Wisbar
im Jahr 1959 den deutschen Filmpreis als bester Regisseur. In der
Hauptkategorie "Bester Film" musste er sich aber von Franz Peter Wirths
"Helden" geschlagen geben.
Mit einem großen Staraufgebot
gelang ihm auch an der Kinokasse ein riesiger Erfolg. Erzählt wird die
Geschichte des jungen, nationasozialistisch geprägten Oberleutnant Wisse
(Joachim Hansen), der im Herbst 1942 seinen Dienst als
Verbindungsoffizier zu den Rumänen in Stalingrad versetzt wird. Vorher
verliebt er sich noch in das russische Mädchen Katja (Sonja Ziemann),
die als Übersetzerin für die Deutschen arbeiten möchte, jedoch abgelehnt
wird und nun Gefahr läuft deportiert zu werden. Er kann ihr durch seine
Verbindungen eine Stelle bei seinem Freund Leutnant Fuhrmann (Gunnar
Möller) verschaffen. Am Bahnhof sehen sich die beiden vielleicht zum
letzten Mal. Es könnte Liebe sein, aber im Krieg gibt es nur den Feind.
Die deutschen Truppen haben zwar unter großen Verlusten die Stadt
erobert, werden aber bereits von der erstarkten Roten Armee
eingekesselt. Viele der einfachen Soldaten haben erkannt, dass sie dem
Gegner chancenlos ausgeliefert sind. Doch Befehle werden von ganz oben
nach weiter unten und dann nach ganz weit unten gegeben und
Generalfeldmarschall Friedrich Paulus (Ernst Wilhelm Borchert) ist dem
Führer verpflichtet. Anfangs glaubt der Feldherr auch noch an einen
Sieg. Doch die Lage verschimmert sich täglich. Es mangelt an Verpflegung
und auch an neuer Munition. Aus dem Radio hören die Männer die
Nachricht der Russen "Alle 7 Sekunden stirbt ein deutscher Soldat -
Stalingrad - Massengrab". Allmählich erkennt auch Wisse die
Aussichtslosigkeit im Kessel von Stalingrad. Sein Vorgesetzter Major
Linkmann (Wolfgang Preiss) denkt nur an sein eigenen Überleben, legt
aber bei seinen Untergebenen einen viel härteren Maßstab an...
Die
Brutalität von militärischer Logik gegenüber den Individuen und das
Aufbäumen der Menschlichkeit gegen sinnlose Entscheidungen, die den
Menschen als zu verschleißendes Material betrachten, stehen im
Vordergrund dieses Films. Mit diesem Film schuf Frank Wisbar einer der
großen deutschen Kriegsfilmklassiker.. Mit Stalingrad nahm er sich eines
der dunkelsten Kapitel der deutschen Militärgeschichte an. In einer
Stadt aus Ruinen wird aus jedem Haus scharf geschossen. Die Soldaten
müssen dabei völlig wahnsinnige Befehle befolgen, die den sicheren Tod
bedeuten. Mit dem edlen Oberleutnant Wisse präsentiert Wisbar vielleicht
einen zu sehr auf Helden gebürsteten Gutmenschen. Man kann aber gerade
bei ihm - der sich dann mehr und mehr gegen die Befehle aus Berlin
auflehnt - einen Stellvertreter für mehr Menschlichkeit in der Hölle
ansehen. Wisbar war sichtlich bemüht um eine hohe Authentizität. Die
Kulissen sind sehr realistisch und die Schlachten sehr aufwendig
konzipiert. Immer wieder werden reale Kriegsbilder in die
Spielfilmhandlung eingestreut. Eine besonders intensive Sequenz ist der
Gang ins Lazarett. Dort sollen "Drückeberger" herausgeholt werden - aber
allen Männern hier fehlen verschiedene Gliedmaßen oder sie liegen im
Sterben. Darüber schwebt aus dem Radio die Stimme von Hermann Göring,
der eine Rede zum zehnten Jahrestag der Machtübernahme hält und ein
völlig falsches, sehr geschöntes Bild von der Front im Osten wiedergibt
mit der baldigen Aussicht auf den Sieg. Im Nebenrollen sind bekannte
Namen wie Horst Frank, Carl Lange, Karl John und Günther Pfitzmann zu
sehen. Letzterer sehr effektiv als einfacher Soldat, der seine Ängste
und Bedürfnisse immer dramatischer artikuliert und sein Ende erlebt,
während das letzte Flugzeug Stalingrad verlässt und abhebt.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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