Regie: Frank Wisbar
Die letzte Fahrt der Wilhelm Gustloff...
Noch vor dem Ausbruch des 2. Weltkrieges emigrierte der deutsche
Regisseur Frank Wisbar (in den 30ern: Mädchen in Uniform, Fährmann
Maria) aufgrund der Verschärfung der rassistischen
nationalsozialistischen Gesetze mit seiner nicht "arischen" Frau Eva in
die USA. Dort konnte er beim Film nur schwer Fuß fassen, machte sich
aber einen Namen beim neuen Medium Fernsehen. Mitte der 50er Jahre
kehrte Wisbar als amerikanischer Staatsbürger in die noch junge
Bundesrepublik zurück und begann mit der Inszenierung von
anspruchsvollen Kinofilmen. Er hatte dabei ein Faible für die
Aufarbeitung der jüngeren Vergangenheit im 3. Reich und setzte damit für
den Rest seiner Laufbahn den Schwerpunkt für sein filmisches Schaffen.
Erfolgreich wurden sene Kriegs-Filme "Hunde, wollt ihr ewig leben", "Die
Fabrik der Offiziere" oder "Haie und kleine Fische". Für "Hunde wollt
ihr ewig leben" gabs 1959 sogar den begehrten deutschen Filmpreis, das
Filmband in Gold für die beste Regiearbeit.
Ein Jahr
später wagte er erneut einen Blick in die Vergangenheit mit dem in
schwarz weiß gedrehten Katastrophenfilm "Nacht fiel über Gotenhafen". In
dem Film wird neben dem Untergang der Wilhelm Gustloff auch die Flucht
der deutschen Bevölkerung aus Ostpreußen vor der roten Armee
thematisiert. Die Wilhelm Gustloff war ein Kreuzfahrtschiff der
nationalsozialistischen Organisation "Kraft durch Freude". Sie wurde am
30. Januar 1945 durch das sowjetische U-Boot S-13 vor der Küste Pommerns
versenkt. Man schätzt die Zahl der Todesopfer auf annähernd 9.000
Menschen, die bei der Versenkung des völlig überladenen
Flüchtlingsschiff ihr Leben ließen. Auch heute noch gilt dieses Unglück
als der verlustreichste Untergang eines einzelnen Schiffes in der
gesamten Geschichte der Seefahrt. Wisbar lässt sich aber Zeit die
Menschen seiner Geschichte rund um die Geschichte vorzustellen. Die
junge Maria (Sonja Ziemann) ist Rundfunkansagerin und frisch vermählte
Ehefrau ihres Kollegen Kurt Reiser (Gunnar Möller). Der Krieg trennt das
Paar, Kurt wird Soldat und so lebt Maria bei ihren Schwiegereltern.
Dabei trifft sie wieder auf den Marineoffizier Hans Schott (Erik
Schumann), der mit ihr Jahre zuvor schon einmal - auf der Gustloff -
heftig geflirtet hat. In einer einsamen Silvesternacht im Krieg - der
Mann an der Front - kommt es zum One Night Stand und Maria wird
schwanger. Von den Schwiegereltern extrem verurteilt flüchtet Maria zu
ihrer Freundin Edith Marquardt (Mady Rahl) , die auf einem Gutshof in
Ostpreussen lebt, dass der resoluten Generalin von Reuss (Brigitte
Horney) gehört. Dort verbringt sie einige unbeschwerte Tage und trifft
erneut auf Hans Schott, aber auch das Wiedersehen mit Ehemann Kurt
Reiser steht an. Gerade dann als die rote Armee dort
einmarschiert...
das nationasozialistische Regime hatte eine frühzeitige
Evakuierung Ostpreussens natürlich abgelehnt. Als die Rote Armee an der
Ostfront durchbrechen kann, sind die vielen Einwohner dort vom übrigen
Reichsgebiet völlig abgeschnitten. Großadmiral Dönitz ordnete das
Unternehmen Hannibal an, bei dem alle verwundeten Soldaten mit allen
verfügbaren Schiffen in das westliche Reichsgebiebt zu transportieren
sind. Durch den Einmarsch des Feindes wird auch die Mitnahme der
Zivilisten erlaubt. 2,5 Millionen Menschen sind in der Folge über der
Ostsee auf der Flucht. Die Wilhelm Gustloff ist eines der Schiffe, die
sich an der Evakuierung beteiligt. Mit schätzungsweise über 10.000
Menschen legt sie am 30. Januar 1945 in Gotenhafen ab. Auf der Höhe von
Stolpmünde wird das Schiff von dem sowjetischen U-Boot gesichtet und
wurde von drei Torpedos getroffen. Wisbar legt den Schwerpunkt
allerdings auf die Einzelschicksale der Menschen seiner Geschichte. Die
Katastrophe selbst hat er inszenatorisch leider etwas vernachlässigt.
Somit ist "Nacht fiel über Gotenhafen" sicherlich ein recht guter und
interesanter deutscher 50er Jahre Kriegsfilm, aber kein Meisterwerk.
Gute Einzelszenen lassen aber erkennen, dass für Wisbar da mehr drin
gewesen wäre, wenn er etwas düsterer und manchmal etwas weniger
sentimental inszeniert hätte. Von der Darstellern bleibt am besten
Brigitte Horney mit ihrer guten Nebenrolle in Erinnerung. Es gibt auch
ein Wiedersehen mit dem noch jungen Dietmar Schönherr, der als
französischer Kriegsgefangener Gaston einen dramatischen Abgang hat.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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