Mittwoch, 25. März 2015

Nacht fiel über Gotenhafen

























Regie: Frank Wisbar

Die letzte Fahrt der Wilhelm Gustloff...

Noch vor dem Ausbruch des 2. Weltkrieges emigrierte der deutsche Regisseur Frank Wisbar (in den 30ern: Mädchen in Uniform, Fährmann Maria) aufgrund der Verschärfung der rassistischen nationalsozialistischen Gesetze mit seiner nicht "arischen" Frau Eva in die USA. Dort konnte er beim Film nur schwer Fuß fassen, machte sich aber einen Namen beim neuen Medium Fernsehen. Mitte der 50er Jahre kehrte Wisbar als amerikanischer Staatsbürger in die noch junge Bundesrepublik zurück und begann mit der Inszenierung von anspruchsvollen Kinofilmen. Er hatte dabei ein Faible für die Aufarbeitung der jüngeren Vergangenheit im 3. Reich und setzte damit für den Rest seiner Laufbahn den Schwerpunkt für sein filmisches Schaffen. Erfolgreich wurden sene Kriegs-Filme "Hunde, wollt ihr ewig leben", "Die Fabrik der Offiziere" oder "Haie und kleine Fische". Für "Hunde wollt ihr ewig leben" gabs 1959 sogar den begehrten deutschen Filmpreis, das Filmband in Gold für die beste Regiearbeit.
Ein Jahr später wagte er erneut einen Blick in die Vergangenheit mit dem in schwarz weiß gedrehten Katastrophenfilm "Nacht fiel über Gotenhafen". In dem Film wird neben dem Untergang der Wilhelm Gustloff auch die Flucht der deutschen Bevölkerung aus Ostpreußen vor der roten Armee thematisiert. Die Wilhelm Gustloff war ein Kreuzfahrtschiff der nationalsozialistischen Organisation "Kraft durch Freude". Sie wurde am 30. Januar 1945 durch das sowjetische U-Boot S-13 vor der Küste Pommerns versenkt. Man schätzt die Zahl der Todesopfer auf annähernd 9.000 Menschen, die bei der Versenkung des völlig überladenen Flüchtlingsschiff ihr Leben ließen. Auch heute noch gilt dieses Unglück als der verlustreichste Untergang eines einzelnen Schiffes in der gesamten Geschichte der Seefahrt. Wisbar lässt sich aber Zeit die Menschen seiner Geschichte rund um die Geschichte vorzustellen. Die junge Maria (Sonja Ziemann) ist Rundfunkansagerin und frisch vermählte Ehefrau ihres Kollegen Kurt Reiser (Gunnar Möller). Der Krieg trennt das Paar, Kurt wird Soldat und so lebt Maria bei ihren Schwiegereltern. Dabei trifft sie wieder auf den Marineoffizier Hans Schott (Erik Schumann), der mit ihr Jahre zuvor schon einmal - auf der Gustloff - heftig geflirtet hat. In einer einsamen Silvesternacht im Krieg - der Mann an der Front - kommt es zum One Night Stand und Maria wird schwanger. Von den Schwiegereltern extrem verurteilt flüchtet Maria zu ihrer Freundin Edith Marquardt (Mady Rahl) , die auf einem Gutshof in Ostpreussen lebt, dass der resoluten Generalin von Reuss (Brigitte Horney) gehört. Dort verbringt sie einige unbeschwerte Tage und trifft erneut auf Hans Schott, aber auch das Wiedersehen mit Ehemann Kurt Reiser steht an. Gerade dann als die rote Armee dort einmarschiert...


das nationasozialistische Regime hatte eine frühzeitige Evakuierung Ostpreussens natürlich abgelehnt. Als die Rote Armee an der Ostfront durchbrechen kann, sind die vielen Einwohner dort vom übrigen Reichsgebiet völlig abgeschnitten. Großadmiral Dönitz ordnete das Unternehmen Hannibal an, bei dem alle verwundeten Soldaten mit allen verfügbaren Schiffen in das westliche Reichsgebiebt zu transportieren sind. Durch den Einmarsch des Feindes wird auch die Mitnahme der Zivilisten erlaubt. 2,5 Millionen Menschen sind in der Folge über der Ostsee auf der Flucht. Die Wilhelm Gustloff ist eines der Schiffe, die sich an der Evakuierung beteiligt. Mit schätzungsweise über 10.000 Menschen legt sie am 30. Januar 1945 in Gotenhafen ab. Auf der Höhe von Stolpmünde wird das Schiff von dem sowjetischen U-Boot gesichtet und wurde von drei Torpedos getroffen. Wisbar legt den Schwerpunkt allerdings auf die Einzelschicksale der Menschen seiner Geschichte. Die Katastrophe selbst hat er inszenatorisch leider etwas vernachlässigt. Somit ist "Nacht fiel über Gotenhafen" sicherlich ein recht guter und interesanter deutscher 50er Jahre Kriegsfilm, aber kein Meisterwerk. Gute Einzelszenen lassen aber erkennen, dass für Wisbar da mehr drin gewesen wäre, wenn er etwas düsterer und manchmal etwas weniger sentimental inszeniert hätte. Von der Darstellern bleibt am besten Brigitte Horney mit ihrer guten Nebenrolle in Erinnerung. Es gibt auch ein Wiedersehen mit dem noch jungen Dietmar Schönherr, der als französischer Kriegsgefangener Gaston einen dramatischen Abgang hat.

Bewertung: 7 von 10 Punkten.

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