Mittwoch, 25. März 2015

Polizeirevier Davidswache

























Regie: Jürgen Roland

Nachts auf der Reeperbahn...

Auf der Reeperbahn nachts um Halb eins...Hans Albers veredelte mit diesem Lied aus dem Jahr 1912 den 1944 entstandenen "Große Freiheit Nr. 7" und auch den 10 Jahre späteren Unterhaltungsfilm, der sogar als Filmtitel den Namen des Liedes trägt. Ein Walzerlied, dass von Nachtleben auf der Reeperbahn im Hamburger Stadtteil St. Pauli handelt und die Lebensluft der berühmt-berüchtigten Straße in Hamburg melancholisch verklärt. Jürgen Rolands Bestandsaufnahme aus dem Kiez aus dem Jahr 1964 ist da um einiges realistischer angelegt. Der Film hält einfach mal ein paar Tage die Kamera drauf und begleitet den Alltag innerhalb von 48 Stunden der beiden Streifenpolizisten Hauptwachtmeister Glantz (Wolfgang Kieling) und Hauptwachtmeister Schriever (Günther Neuze). Die beiden - wie auch ihre anderen Kollegen, die auf dem Polizeirevier Davidswache - ihren Dienst versehen, werden tagtäglich in die schwicksalsschweren Geschichten dieser gefallenen Seelen auf der sündigen Meile konfrontiert. Ihre Fälle handelt von Bandenkriminalität, von Schutzgelderpressung oder von der Prostitution mit Minderjährigen. Dabei spiegelt der Film viel Zeitgeist wider - ein liberalerer Ansatz erkennbar, andererseits immer noch etwas versteckt moralisch bewertet, weil die Polizisten ja auch Menschen ihrer zeit, der damaligen Werte und Normen sind. Jedenfalls sind sie gut getroffen, denn sie sind ganz normale Beamte, noch nicht mal sonderlich sympathisch. Zur Routine der Bullen gehört auch der Schutz von naiven Touristen, die sich hier auf der Reeperbahn ausnehmen lassen und sich dann wundern, wenn sie am Ende in dem Etablissement ihrer Wahl für die Flasche Sekt 100 DM berappen müssen. Anzeige erstatten ist auch doof, denn die Ehefrau daheim soll ja nichts vom Ausflug nach St. Pauli erfahren. "Polizeirevier Davidswache" wirkt nüchtern und hat einen sehr kühlen, lakonischen - beinahe schon dokumentarischen Stil. So entsteht beinahe schon ein authentisches Abbild eines Deutschland der 60er Jahre, man spürt den gesellschaftlichem Umbruch.
Ohne Dramatik gehts aber nicht, zumindest nicht im Kriminalfilm: Denn Hauptmeister Glantz ist plötzlich in Gefahr. Er hatte vor 4 Jahren den Gangster Bruno Kapp (Günther Ungeheuer) verhaftet, doch dieser wurde nun entlassen. Im Gefängnis hat er sich Rache geschworen und dem fiesen Kriminellen ist alles zuzutrauen. Auf ihn wartet seine Verlobte Margot (Hannelore Schroth), die ihn zum anständigen Bürger machen möchte, jedoch Angst hat, dass Bruno seine Rachegedanken doch noch in die Tat umsetzen könnte. Sie glaubt zwar auch an ihren Bruno - gibt aber Glantz einen Tipp. Doch den Polizisten bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Mit seinem Kollegen bleibt er der Beobachter. Bruno ist verschlagen und raffiniert, er hat einen guten Schlag bei dem anderen Geschlecht. So kann er viele Frauen schnell um den Finger wickeln. Zuerst aber trifft er sich mit seinem Kumpel Manfred (Jürgen Draeger) und es werden die nächsten kriminellen Aktionen geplant. Bald geschieht ein Mord an einer Prostituierten. Die Spur führt natürlich zu Bruno Kapp...

 Jürgen Roland nimmt eine klare Haltung gegenüber jeder Form von Selbstjustiz an und plädiert für eine demokratisch agierende Polizei. In der Szene, in der sich Glantz emotional dazu hinreissen lässt, ohne richterliches Ok in ein Bordell einzudringen, wird er den kürzeren ziehen. Er, der eine Minderjährige vermutete, die dort zur Prostitution gezwungen wird, muss sich vom vermeintlichen Opfer sagen lassen, dass sie seit wenigen Tagen volljährig ist und machen kann was sie will.
Dass der Film sehr gut funktioniert hat er natürlich seinen gut besetzten Bösewicht zu verdanken. Günther Ungeheuer verkörpert als Bruno diese charismatische Mischung aus gut aussehendem, coolen Gentleman und intelligentem Verbrecher mit psychopathischen zügen. In Gastrollen treten auch Hanns Lothar und Ingrid Andree auf. Der Film wurde an Originalschauplätzen gedreht und wurde ein großer Kinoerfolg. Nach nur einem Jahr Spieldauer hatte er schon 3 Millionen Zuschauer.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.

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