Regie: John Ford
Die aussichtslose Reise nach Hause...
John
Fords letzter Western "Cheyenne" ist sicherlich sein
indianerfreundlichster Western. Dennoch kommt der epische und
bildgewaltige Film nicht ganz an Fords Meisterwerke in diesem Genre wie
"Der schwarze Falke", "Der Mann, der Liberty Valance erschoß", "Ringo"
oder "Bis zum letzten Mann" heran. Dennoch ist auch diese
selbstkritische Reflektion mit den Native Americans beachtlich. Während
Ford in seinen früheren Filmen den Indianer immer als stolzen Krieger
präsentierte, hat sich in dem 1964 entstandenen Spätwerk die Rolle vom
Täter zum Opfer gewandelt. Er zeigt schonungslos das Leiden der
Ureinwohner, sie wurden nach dem unterlegenen Kampf vertrieben, in den
ihnen zugewiesenen Reservaten herrscht Armut und Hunger. Der
systematische Völkermord nimmt seinen Lauf. Und Ford weist auch am
Anfang bitter darauf hin, dass die hier gezeigten Ereignisse lediglich
als kleine, wenig bedeutende Fußnote in den amerikanischen
Geschichtsbüchern auftaucht.
Im Jahr 1878
leben die Cheyenne in einem sehr unwirtlichen Reservat im "Indian
Territory" in Oklahoma. Die Zwangsumsiedlung hat verursacht, dass von
vielen 1000 Menschen nur noch 286 Überlebende existieren. Der Winter
steht bevor und in dieser kargen Gegend bedeutet dies wieder für viele
den sicheren Tod. So beschließt der Rest des erschöpften Stammes in ihre
Heimat Yellowstone, in Montana zu den ehemaligen Jagdrevieren
zurückzukehren. Unter der Führung der beiden Häuptlinge Dull Knife
(Gilbert Roland) und Little Wolf (Ricardo Montalban) soll der
anstrengende 1.500 Meilen Marsch gelingen. Begleitet wird die Gruppe von
der engagierten Quäkerin Deborah Wright (Carroll Baker), die noch vor
kurzem als Lehrerin im Fort die indianischen Kindern unterrichtet hatte.
Der sehr vernünftige Captain Archer (Richard Widmark) von der
US-Kavallerie hat die undankbare Aufgabe die Indianer aufzuhalten und
wieder ins Reservat zurückzubringen. Dabei gibt es sowohl bei den
Indianern als auch bei den Soldaten hitzköpfige Menschen. Der junge
Krieger Red Shirt (Sal Mineo) will seine Waffe sprechen lassen, auch
Lieutenant Scott (Patrick Wayne), dessen Vater von den Indianern getötet
wurde, erhofft sich den Schlagabtausch mittels Waffengewalt. Archer
erkennt die unmenschliche Aktion und versucht den US-Innenminister Carl
Schurz (Edward G. Robinson) dazu zu bewegen sich für die Cheyenne
einzusetzen. Ein nicht ganz einfaches Unterfangen, da die Presse von
arglistigen und bösartigen Rothäuten berichtet und so weiterhin das
Feindbild schürt. Auf dem Weg in die Heimat trennt sich aufgrund des
großen Hungers der Stamm. Ein Teil sucht Hilfe im Fort. Dort
verschlechtert sich die Lage der Cheyenne drastisch, da der
befehlshabende Captain Wessels (Karl Malden) ganz stur darauf beharrt
Befehle zu befolgen...
Der Film hat eine Laufzeit von 151
Minuten. In der Mitte des Films fügt Ford eine vergnügliche Sequenz, die
in "Dodge City" spielt und mit den Gaststars James Stewart als Wyatt
Earp, Arthur Kennedy als Doc Holliday und John Carradine als Richter
Blair der tragischen Geschichte eine Art "Break" aufzwingt. Diese Szene
spielt im Saloon und zeigt die drei Männer beim Pokern. Der Rest der
Stadt ist völlig aus dem Häuschen, weil die Soldaten abziehen und man
befürchtet, dass die Rothäuse auf Kriegspfad die Stadt angreifen
könnten. Vier Siedler sprachen auch, dass sie von Rothäuten angegriffen
wurden. Dabei weiß es der Zuschauer besser, denn diese vier Männer
begegneten zwei Indianern, die die weißen Männer freundlich begrüßten
und auf ihre leeren Mägen aufmerksam machten. Einer der Siedler nahm die
Pistole und knallte einen der Cheyenne einfach ab. Der zweite floh.
Auch wenn Wyatt die Angaben dieser Männer durchschaute, es gehört zum
Tenor des Films, dass aus dem Mord keine Konsequenz erfolgt. Tatsächlich
gibt es keine Hoffnung für ein sterbendes Volk.
Die
Kameraarbeit von William H. Clothier ist dabei so gut, dass sie für
einen Oscar nominiert wurde. Diese Leistung rückt den Film auch in die
Kategorie eines bildgewaltigen Epos. Auch bei den Golden Globe Nominees
des Jahres 1964 erfuhr "Cheyenne" eine Würdigung. Nebendarsteller
Gilbert Roland ging als Bester Nebendarsteller ins Rennen, er unterlag
allerdings Edmund O´Brien für John Frankenheimers "Seven Days in May".
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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