Dienstag, 17. November 2015

Nasser Asphalt

























Regie: Frank Wisbar

Die Bunkermenschen von Gdingen...

Der junge Journalist Greg Bachmann (Horst Buchholz) ist extrem ehrgeizig und will den großen Erfolg als Reporter. Doch diese Ambitionen haben ihn erst mal für einige Zeit in den Knast gebracht. Er hatte sich illegal in das Kriegsverbrechergefängnis geschmuggelt und wollte so Interviews mit den einsitzenden NS-Kriegsverbrechern führen. 6 Monate Knast lautete das Urteil, aber nach der Hälfte der Strafe kommt er frei. Als er die Tore des Gefängnisses verlässt und noch etwas ziellos durch die Straßen läuft, hält ein Wagen an. Der Chauffeur (Gert Fröbe) des Autos bittet ihn einzusteigen. Er erfährt, dass er seine vorzeitige Entlassung dem bekannten und populären Starreporter Cesar Boyd (Martin Held) zu verdanken hat. Boyd ist mächtig an Bachmann interessiert und will ihn unbedingt als Mitarbeiter für sich gewinnen. Greg nimmt die Stelle als Berichterstatter an. Schließlich bewundert der junge Mann schon lange Boyds Arbeit und möchte unbedingt beruflich von ihm lernen. Boyd ist bekannt dafür, dass er ganz spektakuläre Geschichten als Erster veröffentlicht. So findet jetzt auch Gregs Kriegsverbrecher Geschichte ihren Platz in der Zeitung und der Chef lässt seinen Mitarbeiter exklusiv über internationale Ereignisse berichten. Einen kleinen Schönheitsfehler hat die Arbeit bei Boyd: Gregs Artikel laufen immer unter dem Namen Boyd. Ganz groß sind Greg und Boyds auflagensteigernde Artikel für eine Pariser Zeitung, die für ihre Wochenendausgabe immer einen reißerischen Artikel zugesichert bekommt. Als Boyd Besuch von seinem Mündel Bettina (Maria Perschy) bekommt, ist nicht nur Greg von dem jungen Gast sehr angetan. Auch beim älteren Boyd erwachen Frühlingsgefühle. So vergessen die beiden doch glatt einen geeigneten Artikel für die Franzosen zu schreiben. In letzter Sekunde hat aber Boyd doch noch was passendes. Etwas - was sogar einschläft wie eine Bombe. Man habe in polnischen Gdingen einen Bunker der deutschen Wehrmacht entdeckt und dabei zwei Soldaten entdeckt, die in diesem Bunker die letzten 6 Jahre überlebt hätten. Einer von ihnen sei sofort an einem Schock gestorben, als man sie entdeckte - der andere hätte blind überlebt und sei inzwischen in einem Krankenhaus. Die Nachricht geht an die Pariser Zeitung und wird - wie von Greg vorausgesagt - zur echten Sensation. Sogar die US-Presse berichtet über die "Bunkertragödie von Gndingen" und beauftragt ihren Korrespondenten (Peter Capell) in Warschau mit den Nachforschungen. Was keiner weiß: Die Geschichte ist eine "Ente" und wurde von Boyd erfunden. Auch der US-Reporter hat so seine Zweifel an der Echtheit der Story, doch als ihm eine Reiseerlaubnis zum Bunker in Gdingen von den polnischen Behörder nicht erteilt wird, will er der Sache auf den Grund gehen. Er beobachtet dabei vor Ort ein Aufgebot russischer Soldaten, einer seiner Kollegen wird vor Ort vom russischen Militär verhaftet und abgeführt. Nun zweifelt auch er nicht mehr an der Echtheit der Story. Dabei hatten die Sowjets einen ganz anderen Grund für ihre Präsenz in der Nähe dieses Bunkers. Heimlich werden dort Raketentests durchgeführt, was natürlich keiner wissen darf, was da in diesem Sperrgebiet abläuft. So bekommt die erfundene Geschichte immer mehr Wahrheitsgehalt. Auch kommen schon die ersten Angehörigen von vermissten Wehrmachtssoldaten, die vermuten, dass der Blinde (den es gar nicht gibt) exakt das vermisste Familienmitglied sein muss...

Zwischen 1957 und 1959 drehte Regisseur Frank Wisbar fünf recht empfehlenswerte Filme, von denen sich vier ganz stark mit dem Themenkreis "Zweiter Weltkrieg" und der damit verbundenen Vergangenheitsbewältigung befassen. Auch wenn "Nasser Asphalt" dabei aus dem Rahmen fällt - die erfundene Zeitungsgeschichte ist ebenfalls ein Schicksal aus der Kriegszeit. Somit schließt sich dann der Kreis. Das Drehbuch schrieb Will Tremper, der später als Regisseur Erfolge hatte. Die Musik von Hans Martin Majewski wurde mit dem Filmband in Silber ausgezeichnet, ebenso erhielt der engagierte Journalisten-Film das Prädikat "Wertvoll".
Wisbar hat sein Thema "Manipulation durch die Zeitung" sehr gut und unaufgeregt herausgearbeitet. Vielleicht fehlt am Ende der letzte Biss, aber diese filmische Kritik am Sensationsjournalismus ist für die Zeit ihrer Entstehung schon sehr lobenswert. Stark auch die beiden schauspielerischen Leistungen von Horst Buchholz und Martin Held, der mit kühler Intelligenz und fieser Rafinesse alle Register als skrupelloser Zeitungsmensch zieht, um die Schuld von sich abzuwenden. Dabei scheut er sich auch nicht einen Anderen zu verleumden, um den Hals aus der Schlinge zu ziehen. In kleineren Nebenrollen sind Inge Meysel und Heinz Reincke zu sehen.

Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

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