Regie: Frank Wisbar
Die Bunkermenschen von Gdingen...
Der junge Journalist Greg Bachmann (Horst Buchholz) ist extrem
ehrgeizig und will den großen Erfolg als Reporter. Doch diese Ambitionen
haben ihn erst mal für einige Zeit in den Knast gebracht. Er hatte sich
illegal in das Kriegsverbrechergefängnis geschmuggelt und wollte so
Interviews mit den einsitzenden NS-Kriegsverbrechern führen. 6 Monate
Knast lautete das Urteil, aber nach der Hälfte der Strafe kommt er frei.
Als er die Tore des Gefängnisses verlässt und noch etwas ziellos durch
die Straßen läuft, hält ein Wagen an. Der Chauffeur (Gert Fröbe) des
Autos bittet ihn einzusteigen. Er erfährt, dass er seine vorzeitige
Entlassung dem bekannten und populären Starreporter Cesar Boyd (Martin
Held) zu verdanken hat. Boyd ist mächtig an Bachmann interessiert und
will ihn unbedingt als Mitarbeiter für sich gewinnen. Greg nimmt die
Stelle als Berichterstatter an. Schließlich bewundert der junge Mann
schon lange Boyds Arbeit und möchte unbedingt beruflich von ihm lernen.
Boyd ist bekannt dafür, dass er ganz spektakuläre Geschichten als Erster
veröffentlicht. So findet jetzt auch Gregs Kriegsverbrecher Geschichte
ihren Platz in der Zeitung und der Chef lässt seinen Mitarbeiter
exklusiv über internationale Ereignisse berichten. Einen kleinen
Schönheitsfehler hat die Arbeit bei Boyd: Gregs Artikel laufen immer
unter dem Namen Boyd. Ganz groß sind Greg und Boyds auflagensteigernde
Artikel für eine Pariser Zeitung, die für ihre Wochenendausgabe immer
einen reißerischen Artikel zugesichert bekommt. Als Boyd Besuch von
seinem Mündel Bettina (Maria Perschy) bekommt, ist nicht nur Greg von
dem jungen Gast sehr angetan. Auch beim älteren Boyd erwachen
Frühlingsgefühle. So vergessen die beiden doch glatt einen geeigneten
Artikel für die Franzosen zu schreiben. In letzter Sekunde hat aber Boyd
doch noch was passendes. Etwas - was sogar einschläft wie eine Bombe.
Man habe in polnischen Gdingen einen Bunker der deutschen Wehrmacht
entdeckt und dabei zwei Soldaten entdeckt, die in diesem Bunker die
letzten 6 Jahre überlebt hätten. Einer von ihnen sei sofort an einem
Schock gestorben, als man sie entdeckte - der andere hätte blind
überlebt und sei inzwischen in einem Krankenhaus. Die Nachricht geht an
die Pariser Zeitung und wird - wie von Greg vorausgesagt - zur echten
Sensation. Sogar die US-Presse berichtet über die "Bunkertragödie von
Gndingen" und beauftragt ihren Korrespondenten (Peter Capell) in
Warschau mit den Nachforschungen. Was keiner weiß: Die Geschichte ist
eine "Ente" und wurde von Boyd erfunden. Auch der US-Reporter hat so
seine Zweifel an der Echtheit der Story, doch als ihm eine
Reiseerlaubnis zum Bunker in Gdingen von den polnischen Behörder nicht
erteilt wird, will er der Sache auf den Grund gehen. Er beobachtet dabei
vor Ort ein Aufgebot russischer Soldaten, einer seiner Kollegen wird
vor Ort vom russischen Militär verhaftet und abgeführt. Nun zweifelt
auch er nicht mehr an der Echtheit der Story. Dabei hatten die Sowjets
einen ganz anderen Grund für ihre Präsenz in der Nähe dieses Bunkers.
Heimlich werden dort Raketentests durchgeführt, was natürlich keiner
wissen darf, was da in diesem Sperrgebiet abläuft. So bekommt die
erfundene Geschichte immer mehr Wahrheitsgehalt. Auch kommen schon die
ersten Angehörigen von vermissten Wehrmachtssoldaten, die vermuten, dass
der Blinde (den es gar nicht gibt) exakt das vermisste Familienmitglied
sein muss...
Zwischen 1957 und 1959 drehte Regisseur
Frank Wisbar fünf recht empfehlenswerte Filme, von denen sich vier ganz
stark mit dem Themenkreis "Zweiter Weltkrieg" und der damit verbundenen
Vergangenheitsbewältigung befassen. Auch wenn "Nasser Asphalt" dabei aus
dem Rahmen fällt - die erfundene Zeitungsgeschichte ist ebenfalls ein
Schicksal aus der Kriegszeit. Somit schließt sich dann der Kreis. Das
Drehbuch schrieb Will Tremper, der später als Regisseur Erfolge hatte.
Die Musik von Hans Martin Majewski wurde mit dem Filmband in Silber
ausgezeichnet, ebenso erhielt der engagierte Journalisten-Film das
Prädikat "Wertvoll".
Wisbar hat sein Thema "Manipulation durch
die Zeitung" sehr gut und unaufgeregt herausgearbeitet. Vielleicht
fehlt am Ende der letzte Biss, aber diese filmische Kritik am
Sensationsjournalismus ist für die Zeit ihrer Entstehung schon sehr
lobenswert. Stark auch die beiden schauspielerischen Leistungen von
Horst Buchholz und Martin Held, der mit kühler Intelligenz und fieser
Rafinesse alle Register als skrupelloser Zeitungsmensch zieht, um die
Schuld von sich abzuwenden. Dabei scheut er sich auch nicht einen
Anderen zu verleumden, um den Hals aus der Schlinge zu ziehen. In
kleineren Nebenrollen sind Inge Meysel und Heinz Reincke zu sehen.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen