Regie: John Cromwell
Undurchsichtiges Sternchen...
"Of Human Bondage" mit Bette Davis und "Since you went away", ein Kassenhit von 1944 über die Heimatfront sind wahrscheinlich John Cromwells bekannteste Filme. Sein Film Noir "Späte Sühne" mit dem Big Star Humphrey Bogart ist dagegen weniger bekannt. Er zählt auch zu den schwächeren Filmen von Bogie und steht bis heute im Schatten seiner großen Krimi-Meisterwerke wie "Tote schlafen fest", "Gangster in Key Largo", "Die Spur des Falken" oder "Die schwarze Natter".
Dabei fährt das Drehbuch ganz typische Szenen für den Superstar auf. Er schaut auch in die Augen von kleinen Frauen, die er am liebsten in Miniaturgröße hätte, um sie in der Tasche zu verstauen und nur bei Bedarf, zb. für bestimmte romantische Stunden, sollten die Ladys, denen er immer zuerst misstraut, in Lebensgröße zur Verfügung stehen. So wird er auch die Femme Fatale des Films mit den Worten "Geronimo" verabschieden. "Späte Sühne" beginnt mit einem verfolgten Humphrey Bogart, der in eine Kirche flüchtet, äusserst mysteriös. Einem Pfarrer erzählt er, was er in den letzten Tagen in der Heimat erlebt hat. Denn Captain Warren Murdoch (Humphrey Bogart) hat noch vor kurzem gemeinsam mit seinem besten Kameraden Johnny Drake (William Drake) in Europa an der Front gekämpft. Auf Befehl wurden sie von den Kampfhandlungen abgezogen und beide Männer wußten nicht warum sie nun in Washington gebraucht werden. Als sie den Grund erfahren ist Murdoch begeistert, doch die Freude seines Freundes hält sich in Grenzen. Sie sollen geehrt werden und die Presse steht schon bereit für Fotos, die Ehrung soll in den Wochenschauen im Kino laufen. Eh sich Murdoch einen Reim auf Johnnys Scheu nach Publikum machen kann, ist dieser schon auf der Flucht auf einen anderen Zug aufgesprungen und der hinterher rennende Murdoch sieht seinen Freund nur noch in der Ferne winken. Durch einige Hinweise kann Murdoch die Spur des Freundes aber verfolgen. Diese führt ihn nach Gulf City. Dort wird ihm schnell klar, warum der Freund stiften ging. Ihm wird seit Jahren ein Mord zu Last gelegt, er flüchtete vor dem Gesetz in den Krieg mit einem anderen Namen. In Gulf City erhält er eine Nachricht von Johnny, er solle im Hotel auf ihn warten. Doch es kommt nicht zum Treffen. Statdessen der Schock in der Leichenhalle: Dort liegt die verbrannte Leiche des Freundes. Eine Spur führt Murdoch zu Drakes Freundin, Johnny war dieser Frau regelrecht verfallen. Doch Coral Chandler (Lizabeth Scott), eine zwielichtige und sehr laszive auftretende Barsängerin, hat angeblich keine Ahnung wo Johnny derzeit steckt. Murdoch misstraut der geheimnisvollen Schönheit, aber sie gefällt ihm auch gleich auf Anhieb und er liebt ihr Parfüm, das nach Jasmin riecht. Er erzählt ihr von Johnnys Tod bei einem gemeinsamen Tanz. Die Frau ist schockiert und weint in seinen Armen. Wenig später wird Murdoch Zeuge, dass sein "Sternchen", er nennt sie so wie Johnny sie nannte, eine seltsame Abhängigkeit mit dem Gangster Martinelli (Morris Carnovsky) verbindet. Und dieser mischt Murdoch etwas in den Drink...
Am Ende wird das Motiv des Falmschirmspringens aufgelebt, die Schlußszene ist äusserst dramatisch. Der Film "Späte Sühne" leidet an einem etwas unlogischen Drehbuchs, die Motive der Charaktere wirken konstruiert. Aber er hat genügend begeisternde Sequenzen, etwa die als Bogie - genauso wie im Malteser Falken - kaltschnäuzig und gefühlskalt seine neue Geliebte an die Polizei ausliefern will. Doch Lizabeth Scott als Femme Fatale zieht alle Register, um den Zyniker um den Finger zu wickeln. Ob es ihr gelingt ? Und ob die Liebschaft in der Katastrophe endet oder der Beginn einer wunderbaren Freundschaft eingeläutet wird ? Dies alles wird dem Zuschauer in unterhaltsamen 100 Minuten dargeboten. Mit Morris Carnovsky und Marvin Miller treten auch zwei interessant gestaltete Bösewichte auf, beide auf ihre Art überzogen, obskur, aber dennoch recht markant.
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