Regie: John Ford
Mister Roberts...
1955 war "Mister Roberts" (deutscher Titel: Keine Zeit für
Heldentum) ein echter Kassenhit - er bescherte seinen Machern ein
Boxoffice Ergebnis von 21 Millionen Dollar und war neben den Cinemascope
Musicals wie "Oklahoma" oder "Guys and Dolls" einer der
Publikumslieblinge des Filmjahres in den USA.
Dabei erweist sich "Keine Zeit für Heldentum" als ein Kriegsfilm
ohne Krieg - inszeniert wurde der Film von Regielegende John Ford. Der
bekam sich aber während der Dreharbeiten mit Henry Fonda (mit dem er
schon öfters gedreht hatte) so in die Haare, dass es zu
Handgreiflichkeiten kam. Ford verließ den Set und Altmeister Mervyn
LeRoy drehte weiter. Auch Produzent Joshua Logan saß zeitweilig auf dem
Regiestuhl. Auch wenn der Spruch "Zuviel Köche verderben den Brei" in
vielen Fällen einen Wahrheitsgehalt aufweist, kommt "Keine Zeit für
Heldentum" erstaunlicherweise sehr geschlossen daher. Der Film ist zwar
enorm dialoglastig und Fans von Kriegsfilmen werden vergeblich auf
Action und spannende Gefechte warten - wenn man aber aufmerksam der
Geschichte folgt, dann entfaltet "keine Zeit für Heldentum" seine gute
Wirkung. Er kann auf ein großartiges Schauspielerensemble zurückgreifen.
Jack Lemmon gelang der Durchbruch als Schauspieler - er bekam für die
Rolle des Fähnrichs Pulver den Oscar als bester Nebendarsteller und die
Dialoge zwischen Henry Fonda und William Powell sind bisweilen total
köstlich. Mit viel Humor ist der Krieg leichter zu ertragen.
Allerdings hat der beliebte Leutnant und 1. Offizier Mister Roberts
(Henry Fonda) noch ein viel größeres Problem mit dem Nichtstun an Bord
der Cargo-Frachtschiffs "Reluctant" - er wäre gerne in den
Kampfgebieten, um gemeinsam mit seinen Kameraden die Japaner besiegen.
Stattdessen hat er das Gefühl in den seichten Gewässern des Pazifiks zu
versauern. Jede Woche reicht er beim unbeliebten Captain Morton (James
Cagney) ein Gesuch ein, um auf ein Kampfschiff versetzt zu werden. Doch
der Captain lehnt dies immer ab - so ist Roberts vordringliche Aufgabe
an Bord die Mannschaft vor der Tyrannei eines Vorgesetzten zu schützen,
der seine Palme besser behandelt als die Männer. Er lässt die Männer
putzen und putzen und Landgang gibts nicht. Obwohl dort auf der Insel,
wo das Schiff im Moment vor Anker liegt, eine ganze Reihe von hübschen
Krankenschwestern ihren Dienst verrichten. Mit dem Fernglas werden sie
von den Männern beobachtet. Der faule, dem Alkohl nicht abgeneigte
Frauenheld Pulver (Jack Lemmon) würde auch gerne mal dem Captain seine
Meinung sagen, aber er traut sich nicht - weniger Angst hat er aber mit
den Damen alsbald Kontakt aufzunehmen. Dies sorgt für einige Stunden
etwas Ablenkung vor der tödlichen Langeweile und den Schikanen durch den
ehrgeizigen Morrow...
Der Film basiert auf der Novelle von Thomas Heggen, als
Broadway-Stück feierte "Mister Roberts" bereits 1948 Erfolge - eine
Verfilmung war nur eine Frage der Zeit. Der Schriftsteller selbst konnte
den riesigen Erfolg im Kino nicht mehr miterleben, er starb bereits im
Alter von 30 Jahren 1949 bei einem Unfall. Im Buch verarbeitete er
eigene Erlebnisse an Bord eines Frachtschiffes.
Die Männer haben es irgendwann im Lauf der Geschichte ihrem
beliebten Vorgesetzten Doug Roberts zu verdanken, dass sie an Land
dürfen. Dies geschah aber durch einen erpresserischen Deals des
Kapitäns. Erst sehr später erfahren die Männer zufällig davon. Am Ende
wird dem Wunsch von Roberts entsprochen. Doch zwei Briefe, die Pulver am
Ende der Geschichte der Mannschaft vorliest, lassen die Tragikömödie
sehr traurig enden. Und durch zwei Palmen, die unabhängig von einander
von Bord gehen, merkt der Captain, dass durch die Versetzung von Mister
Roberts sein Problem nicht verschwunden ist. Aus diesem Stoff haben die
Macher einen guten Film gemacht, der etwas Aufmerksamkeit benötigt, dann
aber den Zuschauer auch mit guten Dialogen und einer melancholischen
Geschichte belohnt. In einer kleinen Nebenrolle taucht auch John Waynes
Sohn Pat auf, der zum Zeitpunkt des Films 15 Jahre alt war und in
einigen John Ford Movies in dieser Zeit auftaucht. Auch Ward Bond und
Harry Carey jr. dürfen in der Besetzungsliste nicht fehlen. Kameramann
wie so oft bei John Ford war Winton C. Hoch.´
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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