Donnerstag, 13. Juli 2017

Keine Zeit für Heldentum



















Regie: John Ford

Mister Roberts...

1955 war "Mister Roberts" (deutscher Titel: Keine Zeit für Heldentum) ein echter Kassenhit - er bescherte seinen Machern ein Boxoffice Ergebnis von 21 Millionen Dollar und war neben den Cinemascope Musicals wie "Oklahoma" oder "Guys and Dolls" einer der Publikumslieblinge des Filmjahres in den USA.
Dabei erweist sich "Keine Zeit für Heldentum" als ein Kriegsfilm ohne Krieg - inszeniert wurde der Film von Regielegende John Ford. Der bekam sich aber während der Dreharbeiten mit Henry Fonda (mit dem er schon öfters gedreht hatte) so in die Haare, dass es zu Handgreiflichkeiten kam. Ford verließ den Set und Altmeister Mervyn LeRoy drehte weiter. Auch Produzent Joshua Logan saß zeitweilig auf dem Regiestuhl. Auch wenn der Spruch "Zuviel Köche verderben den Brei" in vielen Fällen einen Wahrheitsgehalt aufweist, kommt "Keine Zeit für Heldentum" erstaunlicherweise sehr geschlossen daher. Der Film ist zwar enorm dialoglastig und Fans von Kriegsfilmen werden vergeblich auf Action und spannende Gefechte warten - wenn man aber aufmerksam der Geschichte folgt, dann entfaltet "keine Zeit für Heldentum" seine gute Wirkung. Er kann auf ein großartiges Schauspielerensemble zurückgreifen. Jack Lemmon gelang der Durchbruch als Schauspieler - er bekam für die Rolle des Fähnrichs Pulver den Oscar als bester Nebendarsteller und die Dialoge zwischen Henry Fonda und William Powell sind bisweilen total köstlich. Mit viel Humor ist der Krieg leichter zu ertragen.
 Allerdings hat der beliebte Leutnant und 1. Offizier Mister Roberts (Henry Fonda) noch ein viel größeres Problem mit dem Nichtstun an Bord der Cargo-Frachtschiffs "Reluctant" - er wäre gerne in den Kampfgebieten, um gemeinsam mit seinen Kameraden die Japaner besiegen. Stattdessen hat er das Gefühl in den seichten Gewässern des Pazifiks zu versauern. Jede Woche reicht er beim unbeliebten Captain Morton (James Cagney) ein Gesuch ein, um auf ein Kampfschiff versetzt zu werden. Doch der Captain lehnt dies immer ab - so ist Roberts vordringliche Aufgabe an Bord die Mannschaft vor der Tyrannei eines Vorgesetzten zu schützen, der seine Palme besser behandelt als die Männer. Er lässt die Männer putzen und putzen und Landgang gibts nicht. Obwohl dort auf der Insel, wo das Schiff im Moment vor Anker liegt, eine ganze Reihe von hübschen Krankenschwestern ihren Dienst verrichten. Mit dem Fernglas werden sie von den Männern beobachtet. Der faule, dem Alkohl nicht abgeneigte Frauenheld Pulver (Jack Lemmon) würde auch gerne mal dem Captain seine Meinung sagen, aber er traut sich nicht - weniger Angst hat er aber mit den Damen alsbald Kontakt aufzunehmen. Dies sorgt für einige Stunden etwas Ablenkung vor der tödlichen Langeweile und den Schikanen durch den ehrgeizigen Morrow...



 Der Film basiert auf der Novelle von Thomas Heggen, als Broadway-Stück feierte "Mister Roberts" bereits 1948 Erfolge - eine Verfilmung war nur eine Frage der Zeit. Der Schriftsteller selbst konnte den riesigen Erfolg im Kino nicht mehr miterleben, er starb bereits im Alter von 30 Jahren 1949 bei einem Unfall.  Im Buch verarbeitete er eigene Erlebnisse an Bord eines Frachtschiffes.
Die Männer haben es irgendwann im Lauf der Geschichte ihrem beliebten Vorgesetzten Doug Roberts zu verdanken, dass sie an Land dürfen. Dies geschah aber durch einen erpresserischen Deals des Kapitäns. Erst sehr später erfahren die Männer zufällig davon. Am Ende wird dem Wunsch von Roberts entsprochen. Doch zwei Briefe, die Pulver am Ende der Geschichte der Mannschaft vorliest, lassen die Tragikömödie sehr traurig enden. Und durch zwei Palmen, die unabhängig von einander von Bord gehen, merkt der Captain, dass durch die Versetzung von Mister Roberts sein Problem nicht verschwunden ist. Aus diesem Stoff haben die Macher einen guten Film gemacht, der etwas Aufmerksamkeit benötigt, dann aber den Zuschauer auch mit guten Dialogen und einer melancholischen Geschichte belohnt. In einer kleinen Nebenrolle taucht auch John Waynes Sohn Pat auf, der zum Zeitpunkt des Films 15 Jahre alt war und in einigen John Ford Movies in dieser Zeit auftaucht. Auch Ward Bond und Harry Carey jr. dürfen in der Besetzungsliste nicht fehlen. Kameramann wie so oft bei John Ford war Winton C. Hoch.´



Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

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