Regie: Edward Dmytryk
Gefangen...
Zensur und Berufsverbot zwangen den US-Regisseur Edward Dmytryk
seinen Nachfolgefilm von "Crossfire" in Großbritannien zu drehen.
Der Regisseur wurde Ende der 40er Jahre als Kommunist denunziert
und sollte vor dem Komitee für unamerikanische Umtriebe aussagen, dies
verweigerte er.
Im Exil entstand 1949 der Film Noir "Der Wahnsinn des Dr. Clive"
(Originaltitel: Obsession oder Hidden Room) mit weniger bekannten
Darstellern. Allerdings ist Naunton Wayne als Superintentendent Finsbury
zu sehen. Wayne erlangte gemeinsam mit Basil Radord in Hitchcocks "Eine
Dame verschwindet" Weltruhm. Die beiden spielten die beiden englischen
Freunde, die völlig in Cricket vernarrt sind und sich nur für dieses
Thema interessieren. In "Der Wahnsinn des Dr. Clive" führt er die
Tradition einiger großartiger britischer Beamten des Scotland Yard fort,
die die Filmwelt hervorbrachte.
Die Geschichte erzählt von einem Menschenraub durch einen
wahnsinnigen Psychopathen. Damit steht der heute etwas in Vergessenheit
geratene Klassiker in naher Verwandtschaft zu dem üblen Menschenjäger
und Spieler "Jigsaw" aus der Saw Reihe. Parallelen gibt es auch zu dem
fiesen Graf Zaroff und dem Hollywoodklassiker "The most dangerous game"
aus dem Jahr 1932 oder aber auch zu William Wylers Spätwerk "Der
Fänger".
Es wird also jemand gefangen genommen. Das bedauernswerte Opfer
heißt Bill Kronin (Phil Brown), ein junger Amerikaner, der den fatalen
Fehler begangen hat ein Verhältnis mit der schönen Storm Riordan (Sally
Gray) zu beginnen. Die hat nämlich einen äusserst eifersüchtigen
Ehemann, der bislang die vielen unzähligen Affären ignoriert bis
geduldet hat. Nun ist ihm der Kragen geplatzt. Er ertappt die beiden
Turteltauben und bedroht mit seiner Pistole. Weil Storm das Benehmen
ihres Mannes völlig daneben empfindet, verzieht sie sich vor weiteren
Eskalationen ins gemeinsame Schlafzimmer. Sie denkt, dass ihr Liebhaber
das Haus verlässt. Doch der ist nach einigen Tagen verschwunden. Die
Frau weiß nicht, dass Bill von ihrem Ehemann in einem in der Nähe
gelegenenen verlassenen Gebäude gefangen gehalten wird. Der angesehene
Chemiker will seinen Nebenbuhler erst dann ermorden, wenn man nicht mehr
nach dem Verschwundenen sucht, also wenn Gras über die Sache gewachsen
ist. Dann hat er vor, den Getöteten in einer chemischen Substanz völlig
aufzulösen. Somit bleibt Bill noch am Leben, aber die Angst wächst
natürlich mit jedem neuen Tag. Leider kommt Riordans Hund dem Versteck
auf die Spur, somit bleibt dem Wissenschaftler nichts anderes übrig als
zuerst den geliebten Vierbeiner zu töten...
Doch irgendwie kommt es anders. Denn der Ermittler hat einen langen
Atem und wird vom arroganten Akademiker unterschätzt. Robert Newton
spielt den angehenden Mörder sehr gut. Auch Sally Gray macht eine gute
Figur. Optisch wird man etwas an die alten Carol Reed Filme erinnert.
Der Film hat trotz der Noir Anteile einen typischen englischen Touch.
Erst viele Jahre später drehte Dmytryk noch einen weiteren extrem
geglückten Thriller: "Die 27. Etage" hat ebenfalls wie "Der Wahnsinn des
Dr. Clive" eine gute Portion Hitchcock´sche Suspence.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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