Freitag, 24. November 2017

Pickpocket

























Regie: Robert Bresson

Der Taschendieb...

Robert Bresson hat in seiner langen Karriere beim Film zwar nur 13 Spielfilme gedreht, dennoch gehört er zu den einflussreichsten Regisseuren Frankreichs und seine Filme werden auf der ganzen Welt sehr geschätzt und geliebt.
Hierzulande gibt es allerdings nur die wenigsten seiner Filme auf DVD, viele seine Meisterwerke wie "Zum Beispiel Bathasar", "Ein zum Tode Verurteilter ist entflohen" oder "Tagebuch eines Landpfarrers" sucht man vergebens.
Einer seiner bekanntesten Filme ist sicherlich der 1959 gedrehte "Pickpocket" - die Geschichte eines Taschendiebs, wie immer holte er sich nichtprofessionelle Gesichter für die Verkörperung der Figuren. Ein echter Taschendieb-Profi war auch im Team: Kassagi, ein Pariser Meister des Diebstahls, der den Akteuren die Bewegungen und Tricks seiner Zunft beibrachte und den genialen Raubzug in der Gare de Lyon cheoreografierte. Bresson ist wie der Russe Tarkowski ein sehr religiöser und christlicher Filmemacher. Sein Stil ist minimalistisch und aksetisch. In allen seinen  Filmen geht es um die Selbstverwirklichung des Menschen aus dem Glauben und um die Bewahrung bzw. Gewinnung seiner Freiheit. Seine Filmbilder sind streng durchkalkuliert, aber nüchtern - so wirkt die Geschichte vor allem durch die Bezüge von Bildern. Er wählt diese Einfachheit, um jegliche Manipulation des Zuschauers zu vermeiden. Der muss sich selbst bemühen zu deuten.
"Pickpocket" erzählt die Geschichte des jungen Intellektuellen Michel (Martin Lasalle), der keiner geregelten Arbeit nachgeht, obwohl sich sein bester Freund Jacques (Pierre Leymarie) immer wieder bemüht, dass er einen Job bekommt. Doch das Nichtstun ist ihm lieber, da er die Freiheit schätzt und die These vertrtt, dass bestimmte Menschen das Recht haben sich über die Gesetze hinwegzusetzen. Dies bringt ihn auch auf die Idee sein Glück als Taschendieb zu versuchen. Seine bettlägerige Mutter (Dolly Scal) besucht er auch seit längerer Zeit nicht mehr. Bei einem Pferderennen stiehlt er einem Zuschauer etwas Geld. Als er die Rennstrecke verlässt, wird er von einem Kriminalkommissar (Jean Pelegri) verhaftet. Doch er wird wieder frei gelassen, da die Beweise gegen ihn nicht ausreichend sind.  Mit dem gestohlenen Geld will er zu seiner Mutter, um ihr einen Teil davon zu geben. Doch im Treppenhaus lernt er Jeanne (Marika Green),  die neue Nachbarin der Mutter kennen.  Diese bittet ihn darum, dass er doch öfters die Mutter besuchen soll - doch er scheut sich nun die Mutter sehen zu wollen und gibt Jeanne das Geld mit der Bitte den Betrag der Mutter zu übergeben.
Immerhin verabredet er sich in der Folgezeit mit Jeanne, auch sein Freund Jacques ist dabei. Dieser verliebt sich in Jeanne. Michel lernt auf seinen Beutezügen einen anderen Taschendieb (Kassagi) kennen, bald arbeitet er mit einem weiteren Komplizen (Pierre Etaix) im Trio. Dabei wird die Bande immer versierter und aus dem Zweck für den Lebensunterhalt zu sorgen wird eine echte Besessenheit. Doch der Kommissar taucht immer mal wieder auf....




Regisseur Paul Schrader bekannte "Bresson zeigte mir, dass man einen Film machen kann, wo die Hauptfiguren ein Mann und sein Zimmer sind" - tatsächlich lebt der hochmütige Michel trotz erfolgreicher Diebestouren in einem Loch von Zimmer. Seine Beute hat er im Zimmer versteckt, er benutzt nicht viel zum Ausgeben. Keine Statussymbole, noch will er das Mädchen Jeanne damit beeindrucken. Das Diebstahl-Handwerk inszenierte Bresson immer wieder als ein Ballet geschmeidiger Finger. Der Dieb hat für einen Moment das Gefühl einer Besitzergreifung des Anderen, ohne das dieser etwas von der Macht bemerkt. Dabei ist die Hauptfigur immer auf der Suche nach der Freiheit - aber interessanterweise findet er diese dann erst am Ende als Gefangener in einer Gefängniszelle. Von großer Suggestivkraft ist die Handlung des Taschendiebs, er wandelt durch die Straßen von Paris wie ein Somnambuler, der sich in einem tiefen Schlaf befindet. Am Ende steht die Liebe und der Satz aus dem Off "Was für einen merkwürdigen Weg musste ich gehen, um zu dir zu kommen".





Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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