Regie: Howard Hawks
Screwball in Nachkriegsdeutschland...
Howard Hawks teilte in seiner aktiven Zeit als Filmregisseur das
gleiche Schicksal wie Alfred Hitchcock. Die Kritiker stempelten ihn als
viel zu kommerziellen Regisseur ab und daher wurde er bei den
Oscar-Nominierungen auch nur einmal in der Kategorie "Bester Regisseur"
berücksichtigt, dies gelang ihm 1942 mit dem patriotischen Epos
"Sergeant York". Erst nachdem ihm in den 60er Jahren wichtige Vertreter
der Nouvelle Vague als großen amerikanischen Filmemacher den größten
Respekt zollten, verschwand nach und nach der Vorwurf, dass er lediglich
ein begnadeter Handwerker in seinem Metier sei. Jean Luc Godard
bezeichnete Hawks sgoar als den größten amerikanischen Künstler. Ein
Blick auf die abwechslungsreiche Filmographie von Hawks beweist dies
auch eindrücklich: Er schuf in seiner aktiven Zeit von beinahe 50 Jahren
großartige und unsterbliche kinoklassiker wie "Tote schlafen fest",
"Haben und Nichthaben", "Red River", "Rio Bravo", "SOS - Feuer an Bord"
oder "Das Ding aus der anderen Welt". Aber nicht nur im Action- und
Westernfach schuf er Film-Evergreens, er verstand sich auch als
exzellenter Macher von Komödie. Die bekanntesten sind sicherlich
"Leoparden küßt man nicht", "Sein Mädchen für besondere Fälle" oder
"Blondinen bevorzugt". Im Jahr 1949 arbeitete in diesem Genre einmal
mehr mit Cary Grant zusammen und aus dem Tatsachenbericht eines gewissen
Henri Rochard, einem Belgier, entstand der Film "Ich war eine männliche
Kriegsbraut". Das Abenteuer des Belgiers erschien als Zeitungsbericht
und war so sonderbar, dass eine Verfilmung zwingend logisch erschien.
Und wer wenn nicht der exzellente Komödiant Cary Grant konnte es sich
erlauben als eine Art Charleys Tante gegen Ende des Films in
Frauenklamotten aufzutreten und als "Flora" für diverse Lacher zu
sorgen.
Wie kam es aber zu dieser Verkleidung ? Alles nur wegen der
Überdosis an Bürokratie, die es erfordert in die USA einzureisen und
auch dort zu bleiben.
Aber der Reihe nach: Der Franzose Henri Clochard (für die Amis
wurde aus dem Belgier eine Franzose, vermutlich deshalb, weil der
Durchschnittsami auch nur 5 europäische Länder kennt) ist Armeehauptmann
im besetzten Nachkriegsdeutschland. Er kommt nach Heidelberg, denn er
hat einen schwierigen Auftrag bekommen, bei dem ihm der amerikanische
Leutnant Catherine Gates (Ann Sheridan) als Fahrer zugeteilt wird. Mit
dieser Frau hatte er schon einmal einen Auftrag und das Miteinander lief
irgendwie mächtig aus dem Ruder nach dem Motto "Was sich liebt, das
neckt sich". Nun fahren die beiden - sie fährt das Motorrad und er muss
im Seitenwagen sitzen mit dem Ziel Bad Nauheim. Unterwegs zanken sie
sich wieder, aber es gibt ein Happyend, in dem beide ihre Liebe erkennen
und so wird auch geheiratet. Doch das ist erst der Anfang der
Geschichte.
Bevor die beiden in den USA ein gemeinsames Leben glücklich
verbringen können, steht die Hürde "Einreise" im Weg. Obwohl verheiratet
gibt es keine Möglichkeit, dass ein mit einer US-Bürgerin verheirateter
ausländischer Mann so einfach in die Staaten reisen kann. Es gibt da
allerdings ein Gesetz, dass es mit viel Formular immerhin erlaubt
ausländischen Ehefrauen von amerikanischen Soldaten, "Kriegsbräute"
genannt, die Einreise zu ermöglichen. Was bleibt da Henri anderes
möglich, als sich als Frau zu verkleiden, damit er ohne Probleme aufs
Schiff kommt...
Hawks hat natürlich das perfekte Gespür für das Timing einer
solchen Geschichte und er erzählt sie als Screwball-Comedy, bei der die
Frau den starken Part hat und ihren Henri sowohl beim Auftrag hilft und
auch beim Kampf mit der Bürokratie die zündende Idee hat. Cary Grant und
Ann Sheridan haben das Talent, dass der anfängliche Geschlechterkampf
total zum Lachen ist und der Film richtig kurzweilig bleibt. Etwas
besonderes ist auch der Schauplatz Nachkriegsdeutschland, gedreht wurde
an Originalschauplätzen Heidelberg, Mannheim, Frankfurt und und und. Da
Hawks nicht ganz so zufrieden war mit den Dialogen aus dem Drehbuch.
ließ er Sheridan und Grant sehr oft improvisieren, das gibt dem Film
tatsächlich sehr viel Esprit und Unterhaltung.
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.
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