Dienstag, 8. Mai 2018

Die Schwindler

























Regie: Federico Fellini

Betrüger auf Tour...

Zwischen seinen beiden großen Meisterwerken "La Strada" (1954) und "Die Nächte der Cabiria" (1957) drehte Federico Fellini mit "Die Schwindler" (Original: Il Bidone) einen weiteren Film über den tristen Alltag in Italien nach dem 2. Weltkrieg - dabei gab er aber den poetischen Realismus und die extravagante Vitalität der beiden anderen Filme auf - zugunsten einer etwas poliitischeren Aussage. "Die Schwindler" - selbst Verlierer der Gesellschaft ziehen vor allen den Armen das letzte Geld aus der Tasche. Ein echter Teufelskreis wird hier beschrieben, doch der 1955 entstandene Film wählt für diese Aussage das Krimigenre aus.
Natürlich ist "Die Schwindler" weit davon entfernt ein echtes Fellini Meisterwerk zu sein, aber einen großartigen Filmemacher gelingen natürlich dennoch einige großartige Szenen, die im Gedächtnis bleiben. Für die Hauptrollen wählte der Regisseur populäre Hollywood-Schauspieler aus. Für die Rolle des Betrügers Augusto wollte er zuerst Humphrey Bogart, doch der war bereits an Krebs erkrankt und als Fellini das Filmplakat von "Der Mann, der herrschen wollte" sah, verpflichtete er den Hauptdarsteller Broderick Crawford. Für seine darstellerische Leistung in Robert Rossens Politfilm gewann der Schauspieler im Jahr 1950 sowohl den Oscar als auch den Golden Globe Award. Broderick war aber auch nicht einfach, denn er hatte ein Alkoholproblem. Richard Basehart spielte bereits in "La Strada" den Artisten Matto, der sich in Gelsomina verliebt und später im Streit mit Zampano sein Leben lässt. Auch er ist einer der Schwindler. Der italienische Darsteller Franco Fabrizi komplettiert das gerissene Betrügertrio.
Sie fahren durchs Land, um arme Bauern zu betrügen. Die Masche funktioniert meistens, weil sie gut durchdacht ist und mit der Gier der Leute spielt. Verkleidet sind Augusto (Broderick Crawford) und Carlo (Richard Basehart), der "Picasso" genannt wird als geistliche Würdenträger, der blonde Roberto (Franco Fabrizi) ist der Chauffeur, der den Wagen fährt. Dort bei den Bauern lesen die Gauner den letzten Willen eines verstorbenen Verbrechers vor. Eine Leiche soll dort auf dem Land der Bauern in ungeweihter Erde verscharrt worden sein und auch ein wertvoller Schatz. Der letzte Wille des Mörders: Grabt den Toten aus, die Kirche soll ihn richtig bestatten und einige Messen lesen. Dem Bauern, der das Land gehört, soll aber der wertvolle Schatz gehören. Um den zu bekommen, müssen sie aber den Geistlichen Geld für das lesen der Messen mitgeben. Das funktioniert meistens und die drei Ganoven kennen keine Skrupel, obwohl sie selbst zu dieser ärmeren Klasse gehören. Carlos Frau (Giulietta Masina) ahnt, dass ihr Mann in kriminelle Geschäfte verstrickt ist, doch sie haben ein Kind und wollen natürlich so gut es geht leben. Augusto trifft auf der Straße seine Tochter Patrizia (Lorella de Luka), die er lange Zeit nicht mehr gesehen hat. In dieser Szene bemerkt der Zuschauer auch das Schicksal des alternden, ausgebufften Gauner. Seine Ehe wohl zerrüttet. Er verabredet sich mit der Tochter im Kino, wird aber von einem seiner Opfer erkannt und wandert ins Gefängnis. Als er entlassen wird setzt er seine Betrügergeschäfte mit anderen Typen fort. Auf einem der Bauernhöfe trifft er auf ein gelähmtes Mädchen. Erstmals bekommt er Skrupel das Geld dieser Familie zu stehlen...



Dieses Mädchen bittet den vermeintlichen Bischof um den Segen. Er lässt ihr das Geld und wird am Ende der Geschichte von seinen Kumpanen brutal zusammengeschlagen. Er stirbt den einsamen, qualvollen Tod, dem seine erste gute Tat seit langem zum Verhängnis wird. Eine sehr tragische und effektive Schlußszene. Sehr gut ist auch die Partyszene gelungen, in der Roberto einem weiblichen Partygast das goldene Feuerzeug entwendet und beim Aufbruch nach Hause vom Gastgeber gehindert wird. Er solle zuerst das aus Versehen eingesteckte Feuerzeug rausrücken.
In Italien startete "Die Schwindler" bereits 1955 in den Kinos, in Deutschland allerdings erst zwei Jahre später. Die damaligen Kritiken waren aber nicht gut, auch der Erfolg an der Kasse war für die Geschichte von einem Mann, der vom Saulus zum Paulus wird,  nur gering.
Stilistisch ist der Film ein Vertreter des Neorealismus mit sozialchristischen und christlichen Verweisen und die Schauspielerleistungen sind allesamt sehr gut. Durch einige starke Szenen, die sehr Fellini-Typisch sind, ist "Die Schwindler" dennoch ein überdurchschnittlich guter Film. 






Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

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