Regie: Federico Fellini
Betrüger auf Tour...
Zwischen seinen beiden großen Meisterwerken "La Strada" (1954) und
"Die Nächte der Cabiria" (1957) drehte Federico Fellini mit "Die
Schwindler" (Original: Il Bidone) einen weiteren Film über den tristen
Alltag in Italien nach dem 2. Weltkrieg - dabei gab er aber den
poetischen Realismus und die extravagante Vitalität der beiden anderen
Filme auf - zugunsten einer etwas poliitischeren Aussage. "Die
Schwindler" - selbst Verlierer der Gesellschaft ziehen vor allen den
Armen das letzte Geld aus der Tasche. Ein echter Teufelskreis wird hier
beschrieben, doch der 1955 entstandene Film wählt für diese Aussage das
Krimigenre aus.
Natürlich ist "Die Schwindler" weit davon entfernt ein echtes
Fellini Meisterwerk zu sein, aber einen großartigen Filmemacher gelingen
natürlich dennoch einige großartige Szenen, die im Gedächtnis bleiben.
Für die Hauptrollen wählte der Regisseur populäre Hollywood-Schauspieler
aus. Für die Rolle des Betrügers Augusto wollte er zuerst Humphrey
Bogart, doch der war bereits an Krebs erkrankt und als Fellini das
Filmplakat von "Der Mann, der herrschen wollte" sah, verpflichtete er
den Hauptdarsteller Broderick Crawford. Für seine darstellerische
Leistung in Robert Rossens Politfilm gewann der Schauspieler im Jahr
1950 sowohl den Oscar als auch den Golden Globe Award. Broderick war
aber auch nicht einfach, denn er hatte ein Alkoholproblem. Richard
Basehart spielte bereits in "La Strada" den Artisten Matto, der sich in
Gelsomina verliebt und später im Streit mit Zampano sein Leben lässt.
Auch er ist einer der Schwindler. Der italienische Darsteller Franco
Fabrizi komplettiert das gerissene Betrügertrio.
Sie fahren durchs Land, um arme Bauern zu betrügen. Die Masche
funktioniert meistens, weil sie gut durchdacht ist und mit der Gier der
Leute spielt. Verkleidet sind Augusto (Broderick Crawford) und Carlo
(Richard Basehart), der "Picasso" genannt wird als geistliche
Würdenträger, der blonde Roberto (Franco Fabrizi) ist der Chauffeur, der
den Wagen fährt. Dort bei den Bauern lesen die Gauner den letzten
Willen eines verstorbenen Verbrechers vor. Eine Leiche soll dort auf dem
Land der Bauern in ungeweihter Erde verscharrt worden sein und auch ein
wertvoller Schatz. Der letzte Wille des Mörders: Grabt den Toten aus,
die Kirche soll ihn richtig bestatten und einige Messen lesen. Dem
Bauern, der das Land gehört, soll aber der wertvolle Schatz gehören. Um
den zu bekommen, müssen sie aber den Geistlichen Geld für das lesen der
Messen mitgeben. Das funktioniert meistens und die drei Ganoven kennen
keine Skrupel, obwohl sie selbst zu dieser ärmeren Klasse gehören.
Carlos Frau (Giulietta Masina) ahnt, dass ihr Mann in kriminelle
Geschäfte verstrickt ist, doch sie haben ein Kind und wollen natürlich
so gut es geht leben. Augusto trifft auf der Straße seine Tochter
Patrizia (Lorella de Luka), die er lange Zeit nicht mehr gesehen hat. In
dieser Szene bemerkt der Zuschauer auch das Schicksal des alternden,
ausgebufften Gauner. Seine Ehe wohl zerrüttet. Er verabredet sich mit
der Tochter im Kino, wird aber von einem seiner Opfer erkannt und
wandert ins Gefängnis. Als er entlassen wird setzt er seine
Betrügergeschäfte mit anderen Typen fort. Auf einem der Bauernhöfe
trifft er auf ein gelähmtes Mädchen. Erstmals bekommt er Skrupel das
Geld dieser Familie zu stehlen...
Dieses Mädchen bittet den vermeintlichen Bischof um den Segen. Er
lässt ihr das Geld und wird am Ende der Geschichte von seinen Kumpanen
brutal zusammengeschlagen. Er stirbt den einsamen, qualvollen Tod, dem
seine erste gute Tat seit langem zum Verhängnis wird. Eine sehr
tragische und effektive Schlußszene. Sehr gut ist auch die Partyszene
gelungen, in der Roberto einem weiblichen Partygast das goldene
Feuerzeug entwendet und beim Aufbruch nach Hause vom Gastgeber gehindert
wird. Er solle zuerst das aus Versehen eingesteckte Feuerzeug
rausrücken.
In Italien startete "Die Schwindler" bereits 1955 in den Kinos, in Deutschland allerdings erst zwei Jahre später. Die
damaligen Kritiken waren aber nicht gut, auch der Erfolg an der Kasse
war für die Geschichte von einem Mann, der vom Saulus zum Paulus wird,
nur gering. Stilistisch ist der Film ein Vertreter des Neorealismus mit sozialchristischen und christlichen Verweisen und die Schauspielerleistungen sind allesamt sehr gut. Durch einige starke Szenen, die sehr Fellini-Typisch sind, ist "Die Schwindler" dennoch ein überdurchschnittlich guter Film.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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