Regie. Josef von Baky
Lügengeschichten...
Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen lebte von 1720 bis 1797. Diesem deutschen Adligen aus dem Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg werden auch die berühmten (Lügen)geschichten des Baron Münchhausen zugeschrieben. Der Museumsdirektor Rudolf Erich Raspe, ein Bekannter des Adlgen, stahl 1774 einige Antiquitäten aus den landgräflichen Sammlungen in Kassel. Der Diebstahl wurde entdeckt und so musste Raspe nach England fliehen. Um Geld zu bekommen veröffentlichte er 1785 in London eine Reihe von Anekdoten und Reiseabenteuer unter Münchhausens Namen. Es war aber nicht die erste Publikation über den Freiherrn. Bereits 1761 konnte man durch Graf Lynar etwas zu die Abenteuer von Münchhausen lesen. Aber erst Raspes Buch wurde so erfolgreich, dass es 1786 von Gottfried August Bürger ins Deutsche übersetzt wurde. Ausserdem erweiterte und vermehrte dieser Autor die Abenteuergeschichten eigenmächtig. So schaffte es Bürger den Münchhausen zwar weltberühmt zu machen - aber erst seine Geschichten brachten dem Helden der Geschichte den zweifelhaften Ruf des Lügenbarons ein.
Schon in den Kindertagen des Films wurden diese Geschichte verfilmt. Die wohl früheste Leinwandpräsenz bekam Baron Münchhausen in dem Stummfilm "Les aventures de Baron du Munchhausen" von Georges Melies aus dem Jahr 1911.
Sehr populär wurde auch die opulente und starbesetzte 1988er Verfimung des ehemaligen Monty Python Mitglieds Terry Gilliam. Die bekannteste ist aber dennoch der UFA-Film "Münchhausen" von 1943 mit Hans Albers in der Titelrolle. Drehbuchautor war Erich Kästner, der sogar trotz Berufverbots von Goebbels die Erlaubnis hatte unter dem Pseudonym Berthold Bürger das Drehbuch zu schreiben. Der Film war mit rund 6,5 Millionen Reichsmark Produktionskosten einer der teuersten Filme der damaligen Zeit und gleichzeitig der Jubliläumsfilm aus Anlass des 25-jährigen Bestehens der Ufa-Filmstudios. Der üppige Farbfilm wurde mit der noch neuen Agfacolor Technik produziert. Stilistisch orientiert sich der Klassiker von Josef von Baky an den britischen Fantasy Welterfolg "Der Dieb von Bagdad" von Produzent Alexander Korda, der 1940 ein farbenprächtigen Märchen in Technicolor auf Zelluloid bannte. In seinen besten Szenen ist "Münchhausen" durchaus ebenbürtig.
Basierend auf Bürgers literarischer Vorlage erzählt der Film die schillernden Lebensgeschichte des Lügenbarons Hieronymus von Münchhausen (Hans Albers) und die erste Szene führt uns hinters Licht und wir glauben uns in die Zeit des Freiherrns versetzt, der Gast eines Kostümfestes ist. Erst durch die Betätigung eines elektrischen Lichtschalters wird dem Zuschauer offenbart, dass wir uns in der Gegenwart befinden. Es ist ein Kostümfest und erzürnt fährt Sophie von Riedesel (Marina von Dittmar), die Verlobte vom Freiherr von Hartenfeld (Hans Brausewetter) mit dem Wagen davon, weil sie vom Nachfahren des Barons (Hans Albers) einen Korb einkassiert. Die junge Frau hat heimlich mit ihm geflirtet. Am anderen Tag lädt der Baron die beiden jungen Leute zu sich ein. Dort ist auch seine Frau (Käthe Haack) anwesend, die deutlich älter als er ist. Nun erzählt er in Rückblenden aus dem bewegten Leben seines berühmten Ahnen und zeigt dessen Abenteuer, die dieser gemeinsam mit seinem getreuen Diener Christian Kuchenreutter (Hermann Speelmanns) bestreitet. Die Geschichte nimmt ihren Anfang mit dem Auftrag des Prinzen von Braunschweig (Michael Bohnen), der ihn an den russischen Hof schickt. Dort beginnt er mit Katharina der Großen (Brigitte Horney) eine Affäre. Ausserdem lernt er den geheimnisvollen Zauberer Cagliostro (Ferdinand Merian) kennen. Er warnt diesen vor einer drohenden Verhaftung und erhält dafür von diesem einen unsichtbarmachenden Ring und die ewige Jugend. Er wird von der Zarin zum Regimentskommandeur ernannt, zieht in den Krieg gegen die Türkei und gerät in Gefangenschaft des Sultans (Leo Slezak), nachdem er auf einer Kanone in dessen Palast in Konstantinopel flog. Er nimmt einen Schnelläufer (Walter Lieck) in seine Dienste, der ihm binnen einer Stunde eine Flasche Tokaier vom Hofe Maria Theresias in Wien holen soll. Was auch gelingt. Trotzdem steht am Ende eine Flucht mit der schönen Isabelle d´Este (Ilse Werner) nach Venedig. Aber auch von dort muss der Baron erneut fliehen. Bei seiner Abenteuerodyssee gelangt er sogar auf den Mond und trifft Mondmann (Wilhelm Bendow) und Mondfrau (Marianne Simson)...
dominierend neben den vielen unglaublichen Abenteuergeschichten ist vor allem das Thema "Lebenszeit" und die Tatsache, dass der Held der Geschichte nicht altert. Das fällt sogar Casanova (Gustav Waldau) auf, der sich wundert, warum der Baron Münchhausen nach 20jährigem Wiedersehen nicht einen Tag gealtert zu sein scheint. "Münchhausen" ist immer noch nett anzusehen. Einerseits ein schwelgerisch ausgestatteter Abenteuerfilm, andererseits aber eine schmunzelhafte Schelmengeschichte, ganz in der Tradition der Lügengeschichten, die literarisch weit in das klassische Altertum hineinreichen. Regisseur Josef von Baky setzte voll auf den Unterhaltungsfaktor. Eine Episode löst schwungvoll die nächste ab, es ist ein Fest der üppigen Küstüme, ausladenden Sets und für damalige Zeit auch modernster Spezialeffekte.
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.
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