Regie: Wolfgang Staudte
Ein zum Tode Verurteilter kommt zurück...
"Rosen für den Staatsanwalt" von Wolfgang Staudte gehört sicherlich
zu den besten deutschen Spielfilmen der Wirtschaftswunderzeit. Auch
wenn man die bissige Satire vielleicht dafür kritisieren kann, dass der
Staatsanwalt Dr. Schramm von Martin Held gelegentlich sehr überzogen
dargestellt wird und seine Figur karikaturistische und parodistische
Züge annimmt. Dies mag die Brisanz des Stoffes etwas weniger markant
ausfallen lassen - gelungen ist Vergangenheitsverdrängung aber allemal.
Erzählt
wird am Anfang eine kleine Randnotiz aus dem letzten Tagen des 2.
Weltkriegs. Dort wird gegen den Soldaten Rudi Kleinschmidt (Walter
Giller) wegen des Diebstahls von zwei Tafeln Fliegerschokolade das
Todesurteil ausgesprochen. Kriegsgerichtsrat Dr. Schramm (Martin Held)
ist da unerbittlich, denn die Handlung war ja schließlich
"Wehrkraftzersetzung". Ein Fliegerangriff der Alliierten verhindert die
Ausführung dieses Urteils und so entkommt Kleinschmidt. Jahre später
erzählt Rudi Kleinschmidt, inzwischen Straßenhändler von
Trickspielkarten oder Krawatten, immer noch von seinem großen damaligen
Glück, das unterschriebene Todesurteil durch Schramm hat er als
Erinnerungsstück behalten. Jahre später kommt es aber zu einem erneuten
Treffen der Männer, da Kleinschmidt in die Heimatstadt von Schramm
reist. Er kennt dort die inzwischen zur Pensionsbesitzerin aufgestiegene
Lissy Flemming (Ingrid van Bergen), mit der er damals eine Liason hatte
und die ihn wieder bei sich aufnimmt. Als Rudi eines Tages seine
Spielkarten auf der Straße anpreist, kommt es zum Wiedersehen der beiden
Männer. Schramm ist in der jungen Bundesrepublik Oberstaatsanwalt
geworden. Er hat sich erfolgreich in den Justizdienst katapultiert,
nachdem er bei der Entnazifizierung seine Rolle als Militärjurist des
NS-Regimes verschwiegen hat.
Zuhause bei seiner Frau Hildegard
(Camilla Spira) und seinem Stiefsohn Werner (Roland Kaiser) herrscht er
immer noch autoritär und schwärmt von der guten alten Zeit. Verstohlen
kauft er am Zeitungstand auch seine geliebte "Deutsche Soldatenzeitung" -
Schramm ist ein unbelehrbarer gefährlicher Schreibtischtäter. Dies wird
auch bald klar als eines Morgens ein Strauß weißer Rosen zugestellt
wird. Diese Blumen stammen von der Frau des Studienrates Zirngiebel, der
wegen antisemitischer Äusserungen angeklagt werden sollte, aber Schramm
der Meinung war, dass Deutsche zusammenhalten müssen, da wegen "sowas"
gar keine Anklage erhoben werden dürfte. So hielt er den Haftbefehl eine
Zeit zurück, die dem Zirngiebel die Flucht ermöglichte.
Zuerst
studiert Schramm wer dieser Straßenkäufer ist, der ihm so bekannt
vorkommt. Dann erinnert er sich an seine unrühmliche Schandtat, die er
eifrig verdrängt hat. So versucht Schramm nun auf dem Dienstweg - ganz
heimlich - den Mann aus seiner Vergangenheit durch Schikanen aus der
Stadt zu vertreiben. Doch dieser schlägt irgendwann aus Verzweiflung
zurück...
Sehr gut gezeichnet ist das Verhalten des braven
deutsches Bürgers - im Film wird dies am Beispiel von drei Menschen
dieser Stadt gezeigt, die die Geschichte von Kleinschmidt hören und
darüber zuerst richtig empört sind. Man könnte jetzt glauben, dass mit
Hilfe dieser Männer es gelingen könnte den Staatsanwalt Dr. Schramm zu
entlarven...doch so einfach ist es nicht. Am Tag danach suchen diese
Männer ihren eigenen Vorteil aus der Sache zu schlagen, in einem anderen
Fall entscheiden sie sich für das Schweigen.
Im Kleid der
unterhaltsamen Komödie ist es Wolfgang Staudte vortrefflich geglückt
bittere Wahrheiten zu platzieren. Auch das Spiel der Hauptdarsteller
Martin Held und Walter Giller ist bemerkenswert. In Nebenrollen wirken
bekannte Mimen wie Ralf Wolter, Werner Peters, Wolfgang Neuss, Wolfgang
Müller und Inge Meysel.Bewertung. 9 von 10 Punkten.
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