Samstag, 30. Juli 2016

Frankensteins Braut

























Regie: James Whale

Eine Gefährtin für das Monster...


Noch mehr als in seinem ersten "Frankenstein" Film aus dem Jahr 1931 präsentiert James Whale in der brillianten Fortsetzung "Frankensteins Braut" das Monster nicht nur mit Grauen, sondern auch mit der Aura tiefster Traurigkeit. Eine Kreatur, die weder zu den Lebenden noch zu den Toten gehört. Schon alleine wegen seinem grässlichen Aussehen mit diesen riesigen Narben, die von Metallklammern zusammengehalten werden und der abstoßenden und hervorstehenden riesigen Stirn. Ein schauerliches Geschöpf - geschaffen von dem jungen Arzt Baron Henry von Frankenstein (Colin Clive), der die Schöpfung Gottes herausfordert. Denn dieser hat mit elektrischer Energie einen Körper zum Leben erweckt, der aus gestohlenen Leichenteilen zusammengesetzt wurde. Leben erschaffen, so sein Ziel. Er hat es vollbracht. Aber sein Geschöpf, gespielt von Boris Karloff, ist ein verstoßener Aussenseiter mit dem Gehirn eines toten Mörders ausgestattet. Er ist aber auch eine einsame und tragische Gestalt, die den Zuschauer in ein Gefühlsbad zwischen Abscheu und Mitleid stürzt. Und dies wird in der Fortsetzung aus dem Jahr 1935 noch viel ersichtlicher. Der Film zeigt in der ersten Szene die "Frankenstein" Autorin Mary Shelley (Elsa Lanchester) mit Ehemann Percy Shelley (Douglas Walton) und dem mit beiden befreundeten Lord Byron (Gavin Gordon). Noch ist Marys Roman nicht veröffentlicht, weil er von vielen Verlegern abgelehnt wurde - doch sowohl Ehemann als auch Byron schwärmen von der Geschichte, in der ein Monster durch Menschenhand zum Leben erweckt wurde. Eine moralische und traurigie Geschichte, wie Mary meint und sie hat Vergnügen daran ihren beiden Zuhörern diese Geschichte weiterzuerzählen. Denn die Kreatur, die vom wütenden Mob in eine alte Mühle getrieben wurde, die dann in Brand gesteckt wurde,  kam nicht in den Flammen um. Doch die Menschen glauben es. Nur Hans (Reginald Barlow) der Vater der toten kleinen Maria, will mit eigenen Augen den Leichnam des Monsters sehen. Seine Frau (Mary Gordon) bittet ihn nicht in die abgebrannte Mühle zu gehen. Doch es kommt wie es kommen muss. Die Kreatur ist am Leben und töten das Ehepaar. Das vorlaute Hausmädchen Minnie (Una O´Connor) kommt noch mit einem Schrecken davon und rennt ins Dorf. Doch keiner glaubt der hysterischen Frau. Man ist froh, dass Henry Frankenstein lebt und so gibt es doch noch ein HappyEnd und eine Hochzeit mit der jungen Elisabeth (Valerie Hobson). Das Monster findet Zuflucht bei einem blinden Eremiten (O.P. Heggie), der Geige spielen kann und der Kreatur mit Güte begegnet, ihm Essen und Trinken und eine Schlafgelegenheit anbietet. Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Doch inzwischen wird auch wieder Jagd auf das Monster gemacht. Und ein fieser Wissenschaftler namens Dr. Prätorius (Ernest Thesiger) will sich mit Frankenstein zusammentun, um das Projekt "Leben erschaffen" doch noch mit einem weiteren Versuch erfolgreich zu wiederholen. Frankenstein sagt zwar, dass er seine Lektion gelernt hat und man nicht Gott über Leben und Tod spielen soll, aber als der egozentrische Dr. Prätorius seine von ihm erschaffenen Miniaturlebewesen in Glasbehältern zeigt (König, Königin, Papst etc) leckt der Wissenschaftler erneut Blut. Beide schaffen nun für die Kreatur eine Lebensgefährtin (Elsa Lanchester)...


Und diese Braut ist bis zum heutigen Tag sicherlich eine der berühmtesten Gestalten und Ikonen des Horrorgenres. Wieder erschaffen mit viel elektrischer Energie und dem obligatorischen Gewitter mit Blitzen am Nachthimmel...sie erwacht mit ihrem mumifizierten Körper und zischt dabei wie ein Schwan. Für die Rolle ging Elsa Lanchester auf Stelzen, damit sie über 2 Meter groß wirkte. Auffallend die seltsam schwarzweiß gestreifte ägyptische Haarpracht. Die Wissenschaftler denken an eine Hochzeitszeremonie, doch die riesige Monsterfrau ist vom Äußeren der Kreatur ebenfalls abgestoßen. Die Geschichte hat sich ins kollektive Gedächtnis gebrannt - dennoch erscheint vieles radikal und absurd. Und damals empfand das Kinopublikum den Film als subversiven Hexenkessel mit viel Ironie, Witz, Phantasie und Horror. Whale selbst wollte das Monster auch als Christus ähnlichen Unschuldigen zeigen. Daher löschte er fast alle Szenen, die Karloffs Monster als besonders aggressiv zeigte. Natürlich bemängelte die offizielle Zensur diese potentielll blashemische Wirkung.


Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

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