Mittwoch, 20. Juli 2016

Früchte des Zorns

























Regie: John Ford

Odyssee nach Kalifornien...

Seine Filme sind auch meistens ein bisschen sentimental - aber Regisseur John Ford hat großartige Meisterwerke geschaffen (Der schwarze Falke, Der Mann, der Liberty Valance erschoß, Dann kam der Orkan, Ringo, Der lange Weg nach Cardiff, Faustrecht der Prärie) und für vier Filme (Der Verräter, Früchte des Zorns, So grün war mein Tal und Der Sieger) wurde er mit einem Oscar zum besten Regisseur gekürt. Es war aber dem egozentrischen Filmmogul Darryl F. Zanuck zu verdanken, dass die beiden sozialkritischen Filme "Früchte des Zorns" und "So grün war mein Tal" überhaupt realisiert werden konnte. Stockkonservative Kreise wollten keine Filme, die sich mit dem sozialen Elend auseinandersetzten. Vor allem nicht diese ungeschönte Schilderung der Armut im eingenen Lande zur Zeit der Weltwirtschaftskrise. In "Früchte des Zorns" werden geschundene, hungerleidende Menschen gezeigt, die in größter Armut leben und nun auch noch von ihrer Heimat entwurzelt werden. Erzählt wird in "Früchte des Zorns" die Geschichte der Farmersfamilie Joad aus Oklahoma, die das gleiche Schicksal erleidet wie viele andere Bauern. Nach einer Dürre können sie ihr Darlehen und ihre Pacht nicht bezahlen, die Banken sorgen dafür, dass die Menschen brutal von ihren Grundstücken gejagt werden. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von John Steinbeck, der ebenfalls mit Anfeindungen aus dem rechten politischen Lager konfrontiert wurde, aber auch Zuspruch erhielt und 1940 mit dem Pulizer Preis und 1962 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde.
Es ist die Zeit der großen Depression. Ein Mann mit einer Schiebermütze (Henry Fonda) läuft auf der Landstraße, es ist sehr heiß. Der Mann heißt Tom Joad und wurde wegen Totschlag zu 7 Jahren Gefängnis verurteilt. Nun ist er nach 4 Jahren auf Bewährung entlassen worden und ist auf dem Weg zur Farm seiner Eltern. An der Raststätte lässt er sich die letzten Kilometer von einem Lastwagenfahrer mitnehmen. Als er kurz vor seinem Ziel aussteigt, begegnet er dem ehemaligen Prediger Jim Casy (John Carradine), der Tom  erzählt, dass er seinen Glauben verloren hat. Der Prediger begleitet Tom auf seinem Weg nach Hause, doch sein Elternhaus scheint verlassen zu sein. Kein Mensch scheint da zu sein, alles ist dunkel. Als sie ein Geräusch vernehmen, entdecken sie den Nachbar Muley Graves (John Qualen), der sich im Haus versteckt hat. Dieser erzählt Tom, dass man ihn für verrückt hält und er als einziger nicht nach Kalifornien, wo es Arbeit geben soll und wo man sich eine neue Zukunft verspricht, aufgebrochen ist. Er wolle lieber hier bleiben, auch wenn alle Häuser von Bulldozern flachgemacht werden. Auch die Joads, die momentan noch beim Onkel John (Frank Darien) wollen mit einem klapprigen Lastwagen mit dem armseligen Hab und Gut über die Route 66 nach Kalifornien. Dort wird den Entwurzelten Arbeit als Obstpflücker in Aussicht gestellt. Doch die Wahrheit ist anders. Statt der versprochenen Arbeit erwartet die Menschen dort Ausbeutung, Hunger und Anfeindung. Denn für die Kalifornier sind sie Obdachlose und herumziehendes Gesindel. Am schwersten fällt der Abschied von der Heimat den Großeltern (Charley Grapewin, Zeffie Tilbury). Toms Schwester Rosasharn (Dorris Bowdon) ist frisch verheiratet mit Connie (Eddie Quillan) und schwanger. Vater Joad (Russell Simpson) ist resigniert, nur die Stärke von Toms Mutter (Jane Darwell) lässt noch hoffnungsvolle Momente für ihre anderen Kinder Al (O.Z.Whitehead), Noah (Frank Sully), Winfield (Darryl Hickman) und Ruthie (Shirley Miles) zu....



Aber dennoch wartet am Ende eine ungewisse Zukunft. Denn die Familie muss sich trennen. Tom wird wegen dem Totschlag an einem Polizisten wieder gesucht und muss untertauchen - er nimmt eine Menge Eindrücke mit, die er vor allem durch den Prediger offenbart bekam. Er sagt am Ende "Casy hat alles klar gesehen" und tatsächlich ist dieser Priester, der sich vom Glauben abgewandt hat, neben der Figur des Tom und dessen Mutter die dritte starke Figur der Geschichte. Und alle drei Figuren werden grandios gespielt von den Darstellerin Henry Fonda, Jane Darwell (erhielt einen Oscar als beste Nebendarstellerin) und John Carradine. Ein schonungsloser Blick in eine dunkle Zeit.  Viele starke Szenen begeistern und machen betroffen. Etwa wenn die Mutter in der Nacht vor ihrer Abreise aus der Heimat Oklahoma alte Erinnerungsstücke betrachtet und  vieles davon verbrennen muss. Kameramann Gregg Toland mit einer hervorragenden Leistung - er hat auch "Citizen Kane" fotografiert und setzt auch hier auf einen dokumentarisch wirkenden Touch. Es wirkt alles sehr echt und man hat das Gefühl, man würde auch mit in diesem Automobil sitzen, dessen Kühler immer wieder kochenden Dampf hervorbringt. Die Elendsfahrt nach Kalifornien wirkt wie eine Odyssee, die gar nicht wahr sein kann. Denn neben dem Elend setzt Toland auch Bilder vom Land der unbegrenzten Möglichkeiten als krassen Gegensatz ein, erkennbar durch Überblendungen von Straßen- und Ortsschildern, die Freiheit wie in einem Roadmovie suggeriert.



Bewertung: 10 von 10 Punkten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen