Mittwoch, 20. Juli 2016

In Fesseln von Shangri La

























Regie: Frank Capra

In Fesseln von Shangri La

"In den Fesseln von Shangri La" aus dem Jahr 1937 ist sicherlich der ungewöhnlichste Film von Regisseur Frank Capra, der zu dieser Zeit der bestbezahlteste Regisseur Hollywoods war. Der Filmemacher skizzierte sehr oft den kleinen Mann, der zu sozialen, politischen und gesellschaftlichen Themen seiner Zeit durch sein Handeln Stellung bezog. Doch der anfänglich 210 Minuten lange Phantasiefilm war irgendwie anders. Der Film basierte auf dem utopischen Roman "Der verlorene Horizont" von James Hilton und verschlang vor allem aufgrund der aufwändigen Kulissen die damals hohe Summe von 1,5 Millionen Dollar" und spielt in einem wunderschönen exotisch wie utopischen Tal im Himalaya. Dort lässt Capra seine Protagonisten mit einem Flugzeug verunglücken. Der Film wurde aufgrund der heftigen Kritik des Publikums bei der Vorpremiere auf 132 Minuten verkürzt. Um die pazifistische Botschaft des Films abzuschwächen, wurden für eine Neuauflage im Zweiten Weltkrieg weitere 24 Minuten herausgeschnitten. Der Filmrestaurator Robert Gitt hat über einen Zeitraum von 25 Jahren eine Anzahl von fehlenden Filmszenen wieder einfügen können, indem er sich Filmmaterial auf der ganzen Welt zusammensuchte. In der nun vorliegenden restaurierten Fassung des Films dauert der Film wieder 132 Minuten. Allerdings sind 7 Minuten davon mit Standbildern und Frames des Films versehen, was leider auch ein bisschen die Dynamik der Geschichte schwächt.
Im Original heißt der Film "Lost Horizon" - und kommt dem Szenario schon sehr nahe. Denn die Figuren verlieren sich in der Grenzlinie zwischen der sichtbaren Erde und dem Himmel. In diesem begrenzenden Kreis herrscht tiefer Frieden unter den Menschen. Es gibt weder Krieg noch Hass. Beinahe eine perfekte Welt. Doch auch diese Welt hat Tücken, denn was manchen Menschen begeistert, ist für den Anderen eine Art Gefangenschaft, eine Fessel von der er sich befreien will.
Die Geschichte beginnt im Jahr 1935. Es ist eine Zeit des aufkommenden Säbelrasseln. In Europa kommt der Faschismus an die Macht. Auch in Fernost brodelt es. Robert Conway (Ronald Conway), der Schriftsteller, Soldat und Diplomat, der als kommender Außenminister des Vereinigten Königreichs gehandelt wird, hat die schwierige Aufgabe 90 Menschen aus Europa aus der chinesischen Stadt Baskul zu retten. Flugzeuge holen die Menschen von diesen Krisenherd ab. Er selbst fliegt dann mit der letzten Maschine aus - mit an Bord sind sein Bruder (John Howard), der Geschäftsmann Henry Barnard (Thomas Mitchell), der Paläontologe Alexander Lovett (Edward Everett Logan) und der schwer kranken Blondine Gloria Stone (Isabel Jewell). Unbemerkt von den Passagieren hat sich ein neuer Pilot der Maschine bemächtigt und fliegt nach einem Stopp mit Auftanken weit in das Gebiet des Himalaya. Als der Treibstoff ausgeht, stürzt die Maschine ab. Der fremde Pilot stirbt dabei, die Passagiere kommen mit dem Schrecken davon. Sie müssen sich aber damit abfinden, dass sie in diesem entlegenen Teil der Welt, mitten im unwegsamen Gebirge, nicht gefunden werden können und damit ebenfalls sterben werden. Doch wie durch ein Wunder werden die fünf von einer Gruppe Sherpas gefunden. Darunter ist auch ein Chinese namens Chang (H.B.Warner -oscar nominiert als bester Nebendarsteller), der englisch spricht. Die Gruppe führt sie nach Shangri La, einem idyllischen Tal, das von der bitteren Kälte geschützt liegt und wo nur zufriedene Bewohner leben. Dieses seltsame Paradies, das irgendwie unwirklich wirkt, wird von einem mysteriösen alten Mann, dem Hohen Lama (Sam jaffe) geführt. Diese neue schöne Welt wirkt faszinierend, aber vor allem Robert Conways jüngerer Bruder George empfindet den Aufenthalt wie ein Gefängnis, zumal Chang ihnen sagte, dass diese Welt so abgeschnitten von der normalen Welt sei, dass es auch keine Expedition gibt, die die Notgelandeten in die Zivilisation zurückbringt. Robert verliebt sich in die Einheimische Sondra (Jane Wyatt) und lernt den Hohen Lama persönlich kennen. Er findet heraus, dass der Lama der seit 1713 verschollene Missionar Perrault und damit 250 Jahre alt sein muss. Mit der Einheimischen Maria (Margo) plant George die Flucht, in letzter Sekunde kann er auch seinen schankenden Bruder überreden den Weg zurück antreten. Doch dieser ist voller Gefahren und fordert Opfer....



Der Film hat einen großartigen Anfang und erweist sich als furiosen Phantasiespektakel auf dem Höhepunkt. Dabei ist der Aufenthalt in dieser Welt, die auch als Jungbrunnen fungiert vielleicht etwas zu lang geraten. Auch die Dialoge sind hier teilweise sehr sentimental und auch mich als zuschauer beschleicht ein sonderbares Gefühl, ganz schnell wieder in die böse Zivilistation zu gelangen, bei soviel steriler und aufgesetzter Güte. Einige Regeln des Zusammenlebens werden in den Dialogen erörtert und machen etwas Sorge, wie das überhaupt funktionieren kann. Doch wir wohnen ja auch einem Märchen bei, dass den zeichen der Zeit (1936) geschuldet ist. Immerhin sind in dieser Zeit schon Vorboten da, die den kommenden Weltkrieg ankündigen. Somit ist dieser Teil des Films etwas veraltet. Die verschwenderisch teuren Kulissen inmitten der Bergwelt sind aber heute noch echte Hingucker. Das imposante Kloster wurde von 150 Arbeitern innert von 2 Monaten auf der Columbia Burbank Ranch erbaut. Die Szenen in den eingeschneiten tibetischen Bergen drehte Capra im Kühlhaus. Beim Kinostart wurde Capras Film dann doch zum Erfolg. Das zeitgenössische Publikum liebte die Geschichte, die die Figuren in eine bessere Welt führt und auch die Academy ließ sich mit 7 Nominierungen nicht lumpen. Zwei davon konnte der Film gewinnen: Beste Ausstattung und bester Schnitt.


Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

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