Regie: Jacques Becker
Flucht aus dem Pariser Vollzug...
"Das Loch" sollte der letzte Film von Jacques Becker werden, noch
vor der Uraufführung 1960 verstarb der Filmregisseur im Alter von 54
Jahren. Der Film basiert auf einem Roman von Jose Giovanni und "Das
Loch" kann hier durchaus zweideutig angesehen werden. Zum einen befinden
sich die Figuren des Films im in einer beschissenen Situation an einem
beschissenen Ort (Knast) und andererseits haben sie aus der scheinbar
auswegslosen Situation, in der sie sich befinden, Möglichkeiten gefunden
dieser enfliehen zu können - Sie bauen tatsächlich ein Loch.
Romanautor Giovannis Geschichte ist dabei tatsächlich so passiert,
er selbst war an einem versuchten Gefängnisausbruch aus der Pariser
Vollzugsanstalt "La Sante" im Jahr 1947 beteiligt. Der Regisseur selbst
entschied sich die Rollen der fünf Männer mit Laiendarstellern zu
besetzen. Eine kluge Entscheidung, denn so wurde einer der
authentischsten Gefängnisfilme aller Zeiten realisiert. Und
interessanterweise gelingt dies auf diesem begrenzten Raum in der Art
eines Kammerspiels so spannend, dass der Zuschauer auch bei einer falsch
angesetzten Meißel oder der Lautstärke eines Hammerschlags mitfiebert.
Die Männer, die da im Gefängnis auf ihre baldige Verurteilung
warten, sind auch keine fiesen Knackis, sondern Kumpeltypen von
Nebenaus, durchaus sympathisch wie selbst der Gefängnisdirektor (Andre
Bervil) sagt, als er den noch sehr jungen Claude Gaspard (Marc Michel)
befragt, weil man bei Ihm ein leeres Goldfeuerzeug gefunden hat.
Gaspard steht eine Verurteilung wegen Mordversuch mit Vorsatz
bevor, auch wenn sich seine Geschichte anders anhört als die seiner
geschädigten eifersüchtigen Frau. Gaspard hat nämlich ein Verhältnis mit
deren jüngerer Schwester Nicole (Catherine Spaak).
Durch Bauarbeiten in seiner Zelle muss der junge Mann in eine
andere Zelle verlegt werden. Die ist aber schon mit den vier
Untersuchungshäftlingen Geo Cassine (Michel Constantin), Roland Darbant
(Jean Keraudy), Manu Borelli (Philippe Leroy) und Vosselin (Raymond
Meunier), den alle nur Monseigneur nennen, voll belegt. Daher wirken die
Vier nicht gerade freundlich als der neue Mann die Zelle bezieht.
Zuwenig Platz und ausserdem wollten die Gefangenen mit Arbeit etwas
dazuverdienen. Demensprechend viel Arbeitsmaterial befindet sich in der
Zelle. Der Neuling bemerkt schnell, dass die Mithäftlinge ihn zwar
höflich behandeln, aber doch irgendwie distanziert. Er wird bald
erfahren warum. Unter der Leitung des erfahrenen Roland sind sie schon
eifrig damit beschäftigt einen Ausbruch zu tätigen. Ein Gang soll aus
der Zelle - hinaus in die Freiheit - gegraben werden. Dazu müssen sie
aber zuerst den Steinboden in ihrer Zelle zertrümmern und dann mehrere
Türen und Wachen überwinden, um in die Kanalisation zu kommen. Auch dort
muss wieder gegraben werden...
Beteiligt ist der Zuschauer auch dadurch, dass dieses Geschehen aus
der Sicht von Gaspard erlebt und wahrgenommen wird. Seine Präsenz im
Verbund des eingeschworenen Quartetts bildet auch den psychologischen
Schwerpunkt des Films. Ein weiterer Aspekt von Beckers Meisterwerk ist
sicherlich auch die Dynamik dieser menschlichen Gemeinschaft in einer
Notsituation - je nach persönlichen Interessen werden sie gebildet und
vielleicht auch wieder aufgelöst. Damit die Details im Film stimmten,
engagierte der Regisseur drei der Ausbrecher als Berater für seinen
Film. Er setzte auf die klaustrophobische Wirkung seines
Tatsachenberichts. Endlich gibt es dieses Meisterwerk des französischen
Films als deutschsprachige DVD.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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