Regie: Sidney Lumet
Der Hügel...
Mit seinem Gerichtsfilm "Die 12 Geschworenen" wurde der
US-Regisseur Sidney Lumet über Nacht weltberühmt. 2011 verstarb der
Filmemacher im Alter 87 Jahren, nachdem ihm 4 Jahre zuvor mit "Before
the devil knows you´re dead" ein phänomenales Alterswerk gelang. In den
60ern rannte er dem Erfolg des Erstlings etwas hinterher, dennoch kann
der 1965 entstandene "Ein Haufen toller Hunde" zu seinen besten Filmen
gezählt werden. "The Hill" - so das Original - ist ein Antikriegsfilm
durch und durch, wurde in Spanien gedreht und zeigt eindrucksvoll die
Folter und Schindereinen in einem britischen Militärgefängnis in der
libyischen Wüste zur Zeit des 2. Weltkriegs.
Unter der glühenden Hitze sollen die Soldaten, die sich ganz
verschiedenen Vergehen schuldig gemacht haben, wieder zu wertvollen
Mitgliedern der Armee umerzogen werden oder wie sagt Sergeant Major Bert
Wilson (Harry Andrews) so treffend "zuerst so gedemütigt und gebrochen
werden, damit sie dann als neue gehorsame Soldaten und wahre Männer das
Strafcamp wieder verlassen. Fünf neue Sträflinge kommen hier an. Der
sanfte und etwas schwächliche Private Stevens (Alfred Lynch) wollte
türmen, um wieder mit seiner Frau zusammen zu sein. Der dunkelhäutige
Private Jacko King (Ossie Davis) hat gestohlen. Sergeant Major Joe
Roberts (Sean Connery) hat seinen Vorgesetzten verprügelt. Private Monty
Bartlett (Ian Bannen) und Private Jock McGrath (Jack Watson)
komplettieren das Quintett, dass sich fortan eine beengte Zelle teilen
muss und von dem sadistisch veranlagten und machtbesessenen Staff
Sergeant Willams (Ian Henry) gedrillt werden sollen. Dessen Methoden
sind grausam und fragwürdig. Beim kleinsten Vergehen lässt er die Fünf
mit gesamten Gepäck über den Hügel rennen. Dieser Hügel wurde von den
Sträflingen selbst auf dem riesigen Exerzierplatz aufgeschüttet und
dient dazu die Soldaten weit über das normale Limit zu diszipinkieren
und zu bestrafen. Staff Sergeant Harris (Ian Bannen) ist da wesentlich
menschlicher und beoabachtet angewidert die Methoden von Williams. Doch
der wird gedeckt von seinem Vorgesetzten Wilson und daher verwirft er
auch die Einwände von Harris und lässt Williams weiterhin gewähren.
Wilson kann auch nicht verstehen, dass der ranghohe Roberts durch die
Schlägerei mit seinem Vorgesetzten so wenig Disziplin und Soldatenehre
an den Tag gelegt hat. Die Schikanen von Williams treffen aber am Anfang
vor allem den sensiblen Stevens, der bei ihm immer wieder gedemütigt
und gekränkt wird. Dazu kommt die extreme Hitze, Stevens Kreislauf will
nicht mehr. Es nützt auch nichts, dass die anderen vier nach einem Arzt
für ihm verlangen, der wird nicht informiert. Er hat ja einige Tage
zuvor den Sträfling Stevens in einer oberflächlichen Untersuchung
"Ziehen sie sich bitte mal ganz aus und drehen sich um" für gesund
erklärt worden. Doch Stevens bricht tot zusammen...
Lumet schildert diese Repressalien eindrücklich und sehr intensiv -
es kommt zur Meuterei, bei der aber der gewiefte und mental starke
Wilson die Oberhand behält. Mit ausgezeichneten Darstellern prangert der
große Regisseur die Maschinerie "Krieg" und "Armee" in den für sie
geltenden starken Disziplinen "bedingungsloser Gehorsam" sowie "Macht
und Unterwerfung" eindrucksvoll an. Sean Connery trat mit dieser
Darstellung eines gebrochenen Mannes aus dem Schatten seines James Bond.
In der Folge setzte Lumet mehrfach auf dessen schauspielerisches
Talent, etwa in "Anderson Clan", "Sein Leben in meiner Gewalt" oder auch
beim starbesetzten Agatha Christie Filmleckerbissen "Mord im Orient
Express". Harry Andrews, dem ebenfalls eine hervorragende Leistung
gelingt. Als Militärarzt ist Michael Redgrave zu sehen. Auch Ian Hendry
macht seine Sache als sadistischer Schinder sehr gut wie das restliche
Ensemble. Mit Oswald Morris sorgte einer der führenden britischen
Kameramänner (Moulin Rouge, Moby Dick, Oliver, Equus, Kanonen von
Navarone, Der Seemann und die Nonne) für die nötige viuselle Kraft der
Bilder. Für "Anatevka" erhielt er 6 Jahre später den wohlverdienten
Oscar.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen