Freitag, 18. August 2017

Die Stunde wenn Dracula kommt

























Regie: Mario Bava


Blutrünstige Vampire...

"Die Stunde wenn Dracula kommt" heißt im Original "La Maschera Lel Demonio" und war Mario Bavas erste Regiearbeit. Um eine bessere Kinoauswertung zu erzielen, wurde im deutschen Verleihtitel der Name des berühmtesten Vampirs eingepflegt und auch in der deutschen Fassung wird einige Male Bezug auf Dracula genommen. Zum Beispiel äussert in der Inquisitonsszene am Anfang die Off-Stimme den Verdacht, dass der verurteilte Graf Igor Javutich (Arturo Dominici) in Wirklichkeit sogar Dracula sei.
Im Original sind diese Textpassagen anders, denn die Geschichte führt den Zuschauer nach Moldawien. In der ersten Szene wird im Jahr 1630 von einem Inquisitionsgericht der Adligen Prinzessin Asa (Barbara Steele) gemeinsam mit ihrem Geliebten Javutich der Prozess gemacht. Sie wird als Hexe beschuldigt und auch zum Tode verurteilt. Die Hinrichtung ist brutal - denn sie wird gebrandmarkt und dann wird der Hexe eine Dornenmaske auf das Gesicht geschlagen. Dann soll der Leichnam noch auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden, damit die Flüche, die sie kurz vor ihrem Tod gegen ihren eigenen Bruder, den Inquisitor Vaida, aussprach, wirkungslos werden. Ein plötzlich einsetzender Wolkenbruch verhindert aber die Verbrennung und so geschahen vor 100 Jahren am Todestag der Hexe und ihrem bösen Liebhaber seltsame Todesfälle in der Familie und auch im Dorf, an diesem Tag häuften sich auch die Katastrophen in der Gegend.
Inzwischen sind aber 200 Jahre vergangen und wieder ist Jahrestag. Die beiden Ärzte Dr. Thomas Grubajan (Andrea Checci) und sein jüngerer Assistent Dr. Andre Gorobec (John Richardson) mit der Kutsche unterwegs zu einem Kongress. Kutscher Niko (Mario Passante) ist ein ängstlicher Typ, der die beiden Akademiker warnt nicht die Abkürzung durch den Wald nehmen zu wollen. Doch für ein gutes Trinkgeld vergisst er seine Sorgen. Als die Kutsche in der Nähe des alten Schlosses der Familie Vaida ein Rad verliert und man Zeit hat die Beine zu vertreten, entdecken die Männer die Familiengruft, wo sich auch die Grabstätte von Asa befindet. Asa ist in einem Steinsarg mit einer Öffnung über ihrem Gesicht aufgebahrt. Am Kopfende des Sargs ist ein großes Steinkreuz angebracht, dessen Anblick die Hexe bannen soll. Als Krubajan von einer Fledermaus attackiert wird, zerschlägt er das Steinkreuz mit seinem Stock. Aus einer Wunde an seiner Hand tropft Blut auf Asa. Natürlich ahnen Krubajan noch nicht, dass er damit den Grundstein für die Auferstehung von Asa gelegt hat. Kurz danach treffen sie auch noch auf die junge Katja (wird ebenfalls von Barbara Steele gespielt), der Tochter des alten Fürsten (Ivo Garrani) - auch Katjas jüngerer Bruder Konstantin (Enrico Olivieri) lebt dort. Sofort fällt die starke Traurigkeit und Todessehnsucht der jungen Frau auf, dies wirkt aber anziehend auf den jungen Dr. Gorobec. Man verabschiedet sich und die Kutsche fährt weiter ins nächste Dorf. Dort übernachten die Männer im Wirtshaus. Inzwischen steigt auch Javutich von seinem Grab auf dem örtlichen Friedhof auf. Sonia (Germana Dominici), die Tochter der Wirtin, wird Zeuge eines sonderbaren Vorfalls. Dann überschlagen sich die Ereignisse...




Im Grunde erinnert Bavas Film tatsächlich an die alten Dracula Erzählungen und so präsentiert der superb von Ubaldo Terzano fotografierte Horrorfilm eine bekannte Geschichte mit den üblichen Versatzstücken und einigen Abwandungen.
Es ist also nicht zwingend die Geschichte selbst, die hier funktioniert - es ist vor allem die Art, wie Mario Bava den Film ausgestaltet. Kamera, Ausstattung....alles erste Sahne. Die Bilder haben alles, was einen richtigen Horrorklassiker ausmacht und so beweist sich bereits in der legendären Anfangsszene bei der Hinrichtung, dass "Die stunde, wenn Dracula kommt" ein durch und durch visueller Film ist. Bava studierte Malerei und dies ist eindeutig erkennbar. Der italienische Kultregisseur hat eindeutig ein hervorragendes Auge für gute Bilder und deren Wirkung. Die nagelbesetzte Bronzemaske wirkt furchteinflössend und der Schlag mit dem Beil des Henkers auf diese Maske, die die Hexe tragen muss, ist in Sachen gewaltvollen Szenen noch viel stärker als in einem neuen moderenen Horrorwerk wie "Saw".
Nicht unsonst war der Film lange Zeit nur ab 18 Jahren freigegeben. Barbara Steele wurde aber mit diesem Film weltberühmt. Noch heute gilt sie als die "Scream Queen" überhaupt. Die klasse Bildkompositionen des Films erinnern auch gelegentlich an die großen Universal Horrorfilme wie "Dracula" von Tod Browning oder "Frankenstein" von James Whale. Freunde der Hammer Movies werden auch bemerken, dass Mario Bava sich auch mit diesen Filmen bestens auseinandergesetzt hat. Bava selbst hat ja auch mal behauptet, dass bei einem Horrorfilm 70 % die Fotografie zum Gelingen einer perfekten Atmosphäre ausmacht. Hier hat er uneingränkt Recht - seine Mischung aus sadistischen Szenen und einem Märchen wirkt auch heute noch großartig.




Bewertung: 10 von 10 Punkten

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