Regie: Elia Kazan
Das Leben der Familie Nolan...
Elia Kazan erfüllte sich 1943 seinen lang gehegten Traum. Er drehte
mit "Ein Baum wächst in Brooklyn" seinen ersten Film und landete damit
gleich einen Riesenerfolg beim Publikum und der Kritik. Die etwas
sentimentale Geschichte ist die filmische Adaption des Romans von Betty
Smith. Dort wird die Geschichte einer jüdischen Familie im Brooklyn des
beginnenden 20. Jahrhunderts erzählt. Die erst 13jährige
Hauptdarstellerin Peggy Ann Garner wurde bei der Oscarverleihung 1946
mit dem Juvenile Award ausgezeichnet. Dieser Sonder-Oscar wurden in den
Jahren 1935 bis 1961 gelegentlich vergeben. Unter den Preisträgern waren
auch Judy Garland, Deana Durbin oder Hayley Mills. Danach wurde der
Preis abgeschafft, da man auch Kinderdarsteller in den
Schauspiel-Kategorien zuließ. James Dunn, der in Elia Kazans Film den
Vater spielt wurde mit dem Oscar als bester Nebendarsteller geehrt.
"Ein Baum wächst in Brooklyn" ist eines dieser vielen Beispiele des
alten Hollywoods, bei dem es trotz der etwas künstlichen Studiokulisse
gelingt eine starke Atmosphäre zu erzeugen. In einer Sequenz des Films
feiert die arme Familie Nolan Weihnachten, große Geschenke kann es nicht
geben, dafür versucht man aber den Alltagstrott für einige Stunden zu
vergessen durch liebevolles harmonisches Beisammensein. Im Grunde wird
der Film auch der Sicht der kleine Francie Nolan (Peggy Ann Garner)
erzählt, die ihren Papa über alles liebt. Der ist ein bisschen
Lebenskünstler, weil er immer alles positiv und locker sehen kann und
will - doch der Mann hat es schwer Arbeit zu finden, um für die Familie
zu sorgen. So muss auch Mutter Katie (Dorothy McGuire) noch mehr
Verantwortung übernehmen, auch für ihren Mann, der gelegentlich zu tief
ins Glas schaut und dann auch betrunken nach Hause kommt. Vater Nolan,
den alle Johnny nennen, hat zwar viele Freunde, doch er kann seiner
Familie nicht diese Sicherheit bieten, die sie bräuchten um die Zukunft
nach ihren Wünschen zu gestalten. tochter Francie möchte auf die Schule,
weil sie schöne Aufsätze schreibt und schriftstellerische Ambitonen
hegt. Neeley (Ted Donaldson), ihr jüngerer Bruder ist da etwas weniger
ehrgeizig und unkomplizierter. Im Grunde ist Francie auch wütend auf die
Mutter, weil sie glaubt, dass diese zu hart geworden ist - zu den
Kindern und zu ihrem Mann. Was tatsächlich stimmt - auch zu ihrer etwas
lockeren Schwester Sissy (Joan Blondell), die schon mehrfach verheiratet
war und sich immer mal wieder scheiden lässt. In der Straße macht auch
der nette Polizist Officer McShane (Lloyd Nolan) seinen Dienst und er
hegt große Sympathie für die wenig begüterte Familie. Immerhin hat Vater
hin und wieder ein Engagement als singender Clown, aber schön wäre was
von Dauer. Nach dem Weihnachtsfest nimmt sich Johnny fest vor eine
richtige Anstellung zu finden, doch es kommt anders...
Zu diesem Zeitpunkt wendet sich das Schicksal der Familie und sie
sind mit dem größten Schicksalsschlag konfrontiert. Dennoch soll nicht
aufgegeben werden. Die Geschichte macht Mut dennoch weiterzumachen,
allen Problemen und Stolperfallen zum Trotz. Das Leben wird weitergehn
und in dem kleinen Mädchen entsteht der Wunsch, dass dennoch irgendwas
von ihrem Vater in der Zukunft weiterleben kann. Nicht nur der Gedanke
an ihn, vielleicht auch in der Gestalt ihres zukünftigen Jungen, der
hoffentlich die positiven Züge ihres Vaters vererbt bekommt. Diesen
Wunsch äussert sie auf dem Dach des Mietshauses, Kameramann Leon Shamroy
fängt dabei die nächtliche Shilouette von New York ein, ein gewisser
magischer Moment inmitten dieser episch breit erzählten Familiensaga.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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