Regie: Lewis Milestone
US-Held kämpft in China...
Filmkritiker mit viel Phantasie ordnen Lewis Milestones
Abenteuerfilm "Der General starb im Morgengrauen" in das Film Noir Genre
ein. Tatsächlich hat der 1936 entstandene Hollywood-Klassiker einige
typische Merkmale der schwarzen Serie - die Geschichte spielt aber in
China und zeigt auch wie beliebt damals die Schauplätze in Fernost im
Film waren. In den 30er Jahren war die große Zeit von Mr. Moto, Charlie
Chan oder Dr. Fu Man Chu, die alle dazu beitrugen, dass diese Kulissen
überaus beliebt beim Publikum waren. Akim Tamiroff spielt in "Der
General starb im Morgengrauen" den Bösewicht der Geschichte. Seine
Darstellung des General Yang gefiel der Academy so sehr, dass er bei der
Oscarverleihung 1937 als bester Nebendarsteller nominiert wurde - er
verlor aber gegen Walter Brennan in "Nimm was du kriegen kannst". Auch
die Filmmusik von Boris Morros und Werner Jansen und die Kameraarbeit
von Leo F. Forbstein gingen leer aus.
In der Hauptrolle glänzte einmal mehr der große Star Gary Cooper
als Abenteurer und Weltenbummler. Im Grunde eine 30er Jahre Variante von
Dr. Indiana Jones, er hatte sowohl vorher in "Shanghai Express" als
auch nachher in "Wem die stunde schlägt" einen ähnlichen Typ
Glücksritter gespielt. Am stärksten ist Milestones Film dem Starkino
alter Schule verpflichtet, was deutlich beim Schlußbild (Close up des
Liebespaares) wird.
Cooper ist halt nicht nur der perfekte Star der 30er Jahre, er ist
auch immer der Held. Egal, ob ihm seine Heldenstücke gelingen. In "Der
General starb im Morgengrauen" ist er auf der Seite des guten Mr. Wu
(Dudley Digges), der für die Armen kämpft und dies auch mit Waffen. Das
Geld dafür hat er unserem Helden, dem Amerikaner O´Hara (Gary Cooper)
anvertraut, der für die gerechte Sache steht. Kontrahent und Todfeind
ist der machtbesessene Provinzherr Yang (Akim Tamiroff). Der will alle
zwölf Landesteile in seine Gewalt und unter seine Herrschaft zwingen,
somit ist er auch der Beherrscher der Seide- Reis- und Opiummärkte des
Landes. Doch auch er braucht Waffen.
Auch er hat Verbündete aus den USA. Der Amerikaner Peter Perrie
(Porter Hall) und seine hübsche wie raffinierte Tochter Judy (Madeleine
Carroll) sollen dafür sorgen, dass der Abenteurer O´Hara seine Mission
nie erfüllen wird. Schauplatz des Verrats ist der Zug in Richtung
Shanghai. Hier steigt auch O´Hara mit seinem Äffchen Sam ein und wird
auch sofort von Judy im Beschlag genommen. Der Mann verliebt sich in die
Femme Fatale und auch ihr scheint der gutaussehende Mann nicht ganz
gleichgültig zu sein. Doch der Pakt zwischen ihrem Vater und Yang ist
schon zuweit fortgeschritten, als dass er noch rückgängig gemacht werden
kann. Yang lässt den Zug stoppen, O´Hara verliert das anvertraute Geld
für die Waffen, er wird Gefangener und merkt erst jetzt, dass er dem
Mädchen auf den Leim ging. Damit ist die Sache aber noch längst nicht
erledigen. Er wird sie wieder treffen und hat auch vor die Waffen für
die gerechte Sache doch noch zu bekommen...
Lewis Milestones ist natürlich ein Pionier des US-Films, denn er
hat bereits in der Stummfilmzeit Filme gedreht. Der ganz große
Durchbruch war seine filmische Adaption von Erich Maria Remarques
gleichnamigen Roman "All Quiet on the Western Front". Dem ambitionierten
Werk stand für damalige Zeiten ein enormes Budget von 1,25 Millionen
US-Dollar zur Verfügung. Der Rest ist Filmgeschichte - "All Quiet on the
Western Front" wurde ein riesiger internationaler Kassenhit und erhielt
1930 den Oscar als bester Film, Milestones wurde mit dem Regiepreis
ausgezeichnet. Bereits ein Jahr vorher gelang es ihm mit
"Schlachtenbummler2 ebenfalls Regiesieger bei den Oscars zu werden.
Der Antikriegsfilm blieb auch sein erfolgreichstes und bestes Werk,
aber in der Folgezeit gelangen ihm immer wieder herausragende
Filmklassiker wie "Von Mäusen und Menschen" oder "Die seltsame Liebe der
Martha Ivers".
"Der General starb im Morgengrauen" hat eine gewisse düstere
Atmosphäre, die mit dem eher lockeren Spiel der beiden Hauptdarsteller
Cooper und Carroll eine stimmungsvolle Einheit ergeben. Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.
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