Regie: Nicholas Ray
Das Mädchen und der Anwalt...
Die bekanntesten Filme von Nicholas Ray sind sicherlich "Johnny
Guitar" mit Joan Crawford und "...denn sie wissen nicht, was sie tun"
mit James Dean. Die enorme Innovation beider Filme sind sicherlich auch
ausschlaggebend dafür, dass er sich den Ruf eines Kultregisseurs
erwerben konnte. Man sollte aber auch seine Arbeiten im Genre "Film
Noir" nicht vergessen. "Im Schatten der Nacht" entstand 1949 und war
sein Debüt in Hollywood. Es folgten die beiden Noirs mit Humphrey Bogart
"Vor verschlossenen Türen" und "Ein einsamer Ort". Bei dem Film "Macao"
war er der Ersatzmann für Josef von Sternberg, der bei Produzent Hughes
in Ungnade fiel und die Endfassug des Noirs realisierte. Bemerkenswert
ist auch der 1958 entstandene "Party Girl", einer der wenigen perfekt
inszenierten klassischen Noirs in satten Technicolor-Farben, die von
Kameramann Robert J. Bronner sehr effektiv eingesetzt wurden. Es
herrschen eher dunkle und als Kontrast rote und orange Farbtöne vor. Aus
dieser Quintessenz ergibt sich dann in manchen Szenen eine wahre
Explosion von Farbe und Bewegung - der weibliche Star Cyd Charisse war
natürlich eine begnadete Tänerzin und sie wird als Vamp bzw. Diva einige
musikalische Nummern zur Gangstersaga beisteuern - alles perfekt von
Robert Sidney choreografiert. Darüberhinaus macht sie auch in ihrer
Darstellung des Party Girls eine klasse Figur und kann neben den
schauspielerischen Hochkarätern wie Robert Taylor und Lee J. Cobb
bestens bestehen.
Schauplatz des Films ist das explosive Chicago der frühen dreißiger
Jahre. Natürlich ist die Figur des Party Girls im Noir alles andere als
Neu, aber in der Kombination mit einem gehbehinderten Anwalt, der
genauso "Spielgefährte und Kumpan" des Gangsters ist, haben die beiden
Protagonisten das gleiche Schicksal. Die Geschichte in "Party Girl" ist
somit offengelegt: Sowohl das Mädchen und auch der Staranwalt müssen den
Absprung aus dem kriminiellen Milieu schaffen, denn die Schlinge zieht
sich im Lauf der Handlung immer mehr zu. Die beiden geraten immer mehr
in den Kampf des ehrgeizigen Staatsanwaltds Jeffrey Stewart (Ken Smith)
gegen den berüchtigten Mafiaboss Rico Angelo (Lee J. Cobb). Der hat sich
meistens auf seinen Anwalt Tommy Farrell (Robert Taylor) verlassen
können. Der wird wegen seiner Erfolgsquote von Staatsanwalten und auch
Richtern beinahe schon gefürchtet und hat auch durch gewisse
psychologische Tricks die Geschworenen sogar von der Unschuld des
Gangsters Louis Canetto (John Ireland) überzeugt. Farrell scheint nur
ein richtiges Manko zu haben. Er hinkt und ist seit seiner Teenagerzeit
auf einen Gehstock angewiesen. Daher wurde er auch von seiner Frau
(Claire Kelly) verlassen. Eines Abends auf einer Gangsterparty lernt er
das Party Girl Vicki Gaye (Cyd Charisse) kennen, auf die Canetto ein
Auge geworfen hat. Doch scheinbar ist Vicki nicht wie die anderen Girls,
die sich sonst auf Ricos Party vergnügen. Dennoch behandelt der Anwalt
die schöne Frau etwas herablassend, aber sie gibt ihm Kontra und er
erkennt, dass er sich selbst wegen des Geldes an einen Gangster verkauft
hat. Die beiden werden bald ein Paar und als Rico Angelos plötzlich
Geschäfte mit dem Psychopathen Cookie La Motte (Corey Allen) am Laufen
hat, versucht Farrell die Geschäftsbeziehung zu lösen. Doch da hat er
die Rechnung ohne den Gangsterboss gemacht...
Es ist sagenhaft was Nicholas Ray hier in "Party Girl" in Sachen
Inszenierung auf die Beine gestellt hat. Trotz seiner Standartstory
fasziniert der Film auch heute noch und für mich ist diese Gangstersaga
mit zwei Aussenseiterfiguren, die sich finden, einer der besten Filme
von Nicholas Ray. Lee J. Cobb ist wie immer ein Gewinn, auch John
Ireland und Corey Allen passen perfekt als Gangster. In einer wichtigen
schlüsselszene entdeckt das Party Girl ihre Mitbewohnerin, gespielt von
Myrna Hansen - ebenfalls Party Girl - tot in der Badewanne. Das Mädchen
hat sich aus Liebeskummer suizidiert. "Party Girl" spielte an der
Kinokasse in den USA 2,4 Millionen Dollar ein. Für die damalige Zeit ein
respektables Ergebnis.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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