Regie: Henri Georges Clouzot
Monsieur Durant, der Serienkiller....
Die größte Schwäche von Henri Georges Clouzots 1942 entstandenen
"Der Mörder wohnt Nr. 21" ist genauso wie in dem später entstandenen
Noir "Unter falschen Verdacht" die Operettensängerin Suzy Delair, denn
ihre schrille Gesangstimme und ihr hysterisches Overacting sind nicht
jedermanns Sache - auch wenn sie in beiden Filmen als Kameradin und
Partnerin des Helden das Herz am rechten Fleck hat. In "Der Mörder wohnt
Nr. 21" drückt sie in einer Szene ihrem Lover Inspektor Wenceslas Wens
(Pierre Fresney) die Mitesser im Gesicht aus. Natürlich erreicht dieser
Film lange nicht die Qualität seines Nachfolgers "Der Rabe", einem der
großen Meisterwerke von Clouzot. Aber dennoch ist "Der Mörder wohnt Nr.
21" ein recht interessanter, eher wenig gezeigter Klassiker, der auch
seine Vorzüge hat. Zum Beispiel steht am Ende ein überraschender Plot -
damit war der französische Filmemacher seiner Zeit weit voraus. Erst in
den 90ern schwangen sich diese Schlußplots zu echten Publikumslieblingen
auf - am perfektesten gelang dies vielleicht dem indischen
Starregisseur Night M. Shyamalan, der mit "The Sixth Sense" sein
Publikum von Anfang bis Ende an der Nase herumführen konnte.
Für Liebhaber von optisch raffinierten Szenen ist besonders die
Anfangssequenz ein echter Hingucker - es ist Nacht und wir sind in einem
Bistro in Paris. Der Clochard Alfred (Rene Genin) hat im Lotto gewonnen
und er ist so naiv sein Glück überall hinauszuposaunen, stolz holt er
die Bündel großer Geldscheine aus seiner Hosentasche. Dies macht nicht
nur Eindruck auf den Kellner (Paul Barge), auch eine schöne Frau
(Sylvette Sauget) nimmt ab diesem Zeitpunkt plötzlich Notiz von dem
alten Mann in zerlumpten Klamotten. Dann verlässt er das Bistro, die
Kamera folgt ihm und so entsteht der Eindruck, dass der Mann inzwischen
auch von jemandem verfolgt wird - zuerst sieht das gar nicht so
gefährlich aus, denn man sieht weitere Fußgänger und auch ein Auto fährt
auf der Straße. Dann aber werden die Gassen enger und dunkler und
irgendwann bemerkt der Alte seinen Verfolger, der ihn brutal mit einem
Degen niedersticht, der in einem Spazierstock steckte. Am Tatort
hinterlässt der Serienkiller seine Visitenkarte "Monsieur Durant".
Dieses unbekannte Phantom hat schon mehrmals zugeschlagen und sowohl der
innenminister (Antoine Balpetre) als auch der Polizeichef (Lucien
Blondeau) stehen unter starkem Druck. Der Täter muss dringend gefasst
werden. Ein Fall für Polizeiinspektor Wens (Pierre Fresnay), der mit der
etwas vorlauten Chanteuse Mila Malou (Suzy Delair) liiert ist. Die Spur
führt in eine Pension mit der Hausnummer 21, dort ist der Täter mit
höchster Wahrscheinlichkeit zu finden. Aber wer ist der Gesuchte ? Es
gibt da mehrere Möglichkeiten. Die Besitzerin der Pension (Odette
Talazac) könnte es genauso gut sein, wie auch die Gäste, die hier ein
Zimmer gemietet haben wie Monsieur Colin (Pierre Larquey), Doktor Linz
(Noel Roquevert), der Zirkuskünstler (Jean Tissier), Mademoiselle Cuq
(Maximilienne) oder die hübsche Mademoiselle Vania (Huguette Vivier)
oder der blinde Boxer (Jean Despeaux). Um den Mörder erfolgreich zu
jagen, mietet Wens sich als Priester getarnt dort ein Zimmer. Bald
geschieht auch ein weiterer Mord...
Insgesamt ist "Der Mörder wohnt Nr. 21" ein gelungener Krimi,
allerdings präsentiert Clouzot seine Mörderjagd als Burleske mit
Musikeinlagen. Das nimmt dem Ganzen ein bisschen die Suspence und ein
bisschen von der Abgründigkeit seiner späteren Filme bekommt man auch
hier schon zu spüren. Der Kommissar ist insgesamt cool und bleibt es
auch beim Schlußakkord, als er dem Mörder gegenübersteht.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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