Montag, 2. März 2020

Die lange Nacht

























Regie: Anatole Litvak

Die Ermordung des Zauberkünstlers...

Kurz nach dem Film Noir "Die lange Nacht" drehte Regisseur Anatole Litvak mit "Du lebst noch 105 Minuten", "Die Schlangengrube" und "Entscheidung vor dem Morgengrauen" seine drei besten Filme. Durch das hohe Budget und einem Einspielergebnis von 1 Million Dollar machte Litvaks Film an der Kasse einen höheren Verlust für die RKO. Der Film ist ein US-Remake von Marcel Carnes Klassiker des Poetischen Realismus "Der Tag bricht an" aus dem Jahr 1939.
Immerhin schafft es Litvak zumindest optisch aus "Die lange Nacht" sehr viel Atmosphäre herauszuholen. Kameramann Sol Polito liefert eine bemerkenswerte Leistung mit seinem düsteren Bildern einer Kleinstadt, in der sich ein Mörder in seiner kleinen Wohnung eines Mehrfamilienhauses verschanzt hat. Im Original spielen Jean Gabin, Arletty, Jules Berry und Jacqueline Laurent die vier wichtigen Personen der Geschichte. Für das Remake wurde Henry Fonda als Hauptdarsteller gewonnen, Vincent Price spielt seinen Gegenspieler und Ann Dvorak und Barbara Bel Geddes (die spätere Miss Ellie in der TV-Serie "Dallas) komplettieren das Quartett. Leider sorgte der Hays Code für eine Entschärfung gegenüber dem französischen Original und die sexuelle Konstellation unter den vier Figuren kommt leider viel zu kurz. So ist beispielsweise die Rolle von Barbara BelGeddes viel zu brav und naiv dargestellt, wobei das Remake in weiten Teilen sich exakt an das Original hält.
In der ersten Szene sieht man dieses Treppenhaus und man hört einen Schuß, der wohl aus der Wohnung des obersten Stocks kommen muss. Ein Mann (Vincent Price) öffnet die Tür und torkelt benommen auf die Treppe zu. Dann stürzt er schon die Stufen hinunter. Der erblindete Hausbewohner Frank Dunplap (Elisha Cook Jr.) stolpert beinahe über den Mann, der inzwischen tot auf dem Boden liegt. Die kleine Peggy (Patty King) schaut zur Tür, aus dem der Schuß kam und wo ihr großer Freund Joe Adams (Henry Fonda). Der öffnet kurz und meint, dass alles gut sei. Doch inzwischen ist auch schon die Polizei eingetroffen und man will so schnell wie möglich, dass der Todesschütze sich ergibt. Der denkt nicht daran. Rasend vor Wut und Hass eröffnet er das Feuer in Richtung Tür, wo die Polizisten stehen. Der Sheriff ruft nach Verstärkung und stellt Scharfschützen auf den nahe gelegenen Dächern auf. Es ist dunkel in diesem Zimmer und Joe, der eigentlich bei allen Leuten richtig beliebt war, erinnert sich an die Ereignisse. An seine Begegnung mit der jungen Jo Ann (Barbara Bel Geddes), an den manipulativen Zauberer Maximilian (Price) und an dessen Partnerin und Geliebten Charlene (Ann Dvorak)...



Aus diesen Rückblenden wird die tragische Verbindung dieser vier Menschen sichtbar. Eine junge unschuldige Liebe, die gerade am Wachsen ist - diese Romanze steht im krassen Gegensatz zu der Verbindung des Mädchens mit dem älteren Verehrer Maximilian, der sehr wortgewandt und weltoffen die junge Frau für sich einnimmt. In Joe keimt die Eifersucht, wobei ihn dies nicht davon abhält mit der viel reiferen und abgebrühteren Assistentin des Magiers ein sexuelles Verhältnis einzugehen. Dieses Duett ist auch das einzige, dass offen in der Geschichte ausgelebt wird. Eine Liason, die nur dazu dient die körperliche Lust zu befriedigen. Die Beziehung zwischen der jungen Frau und dem reifen Herrn bleibt im Dunkel. Wobei in einer Szene dann auch doch angedeutet wird, dass hier mehr lief als nur ein harmloser Flirt. Natürlich kommt Anatole Litvaks Version lange nicht an die französische Vorlage heran. Denn Marcel Carne brachte meistens auch recht viel Sozialkritik in seinem Filmen unter. Diese fehlt bei Litvak, dennoch unterhält "Die lange Nacht" ganz gut.


Bewertung: 7 von 10 Punkten.

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