Mittwoch, 9. Dezember 2020

Im Stahlnetz des Dr. Mabuse


 

 

 

 

 

 

 

Regie: Harald Reinl

Er lebt...

Als Filmfan kann man von dem Wirken des Produzenten Artur Brauner schon sehr begeistert sein. Der am 7. Juli 2019 im Alter von fast 101 Jahren verstorbene Filmproduzent ist eine der wichtigsten Persönlichkeiten in der Entwicklung des deutschen Films. Sein Faible galt dem Deutschen Genrefilm. Da sein Konkurrent Horst Wendtlandt ihm bei den Rechten der Edgar Wallace und Winnetou Verfilmungen zuvor kam, wich Brauner auf das Schaffen von Bryan Edgar Wallace sowie auf den guten alten Dr. Mabuse aus und drehte Anfang der 60er Jahre erfolgreiche deutsche Kriminalfilm in atmosphärischem Schwarz-Weiß.  Dr. Mabuse ist eine 1920 von dem luxemburger Schriftsteller Norbert Jacques ersonnene Romanfigur - ein Superverbrecher mit genialen Zügen, der eine irre Energie an den Tag legt, darüberhinaus Psychoanalytiker ist und hypnotische Fähigkeiten besitzt. Ausserdem ist er eine Figur mit tausend Gesichtern, er kann sich daher perfekt tarnen. Er bewegt sich in den Kreisen der oberen Zehntausend und die Figur ist auch untrennbar mit dem Schicksal der Weimarer Republik verbunden. Man dachte, dass dieser Bösewicht seinem Leser den "schmutzigen Unterleib" der Republik vor Augen führt. Die Verfilmung ließ nicht lange auf sich warten und so entstanden mit "Dr. Mabuse, der Spieler" (1921/22) und "Das Testament des Dr. Mabuse" (1932) durch Regisseur Fritz Lang zwei der wichtigsten deutschen Filme überhaupt. Danach wurde es still um den Superschurken, doch Ende der 50er Jahre, als Fritz Lang wieder in seiner alten Heimat drehte, wurde ein weiterer Mabuse Film realisiert. Mit einem erstklassigen Ensemble leitete Fritz Lang mit "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" das Comeback des Bösewichts sein. Es wurde ein grandioser Erfolg. Nicht zuletzt dadurch, dass derartige Kriminalfilme seit dem Kinostart von "Der Frosch mit der Maske" (Edgar Wallace) Hochkonjunktur hatten. Der Unterschied zwischen der verwandten Edgar Wallace Reihe (da kann man auch die Bryan Edgar Wallace Filmreihe dazuzählen) und den Mabuse Filmen liegt darin, dass bei letzteren vollständig auf den auflockernden Humor verzichtet wird. Daher sind die Mabuse Filme viel kälter und unheimlicher. Da Fritz Lang nach dem Comebackfilm keinen Mabuse Film mehr drehen wollte, wurde Harald Reinl verpflichtet. Der drehte den zweiten Film "Im Stahlnetz des Dr. Mabuse" sogar noch etwas unheimlicher, spannender und temporeicher und Gerd Fröbe konnte als Kommissar Lohmann einmal mehr seine großen schauspielerischen Qualitäten beweisen. Lohman...der Name, da war doch was...diese von Fritz Lang und Thea von Harbour ermittelte schon im "Testament des Dr. Mabuse" und war in "M - Eine Stadt sucht einen Mörder" auf der Spur des Kinderschänders. Eigentlich wollte Lohman (Gerd Fröbe) in den wohlverdienten Urlaub fahren, doch ein Mordfall im Zug, zwingt ihn das Private zu verschieben. Gemeinsam mit dem noch unerfahrenen Assistenten Voss (Joachim Mock) wird bald klar, dass das Mordopfer, ein Beamter von Interpol, belastbares Material gegen ein Verbrechersyndikat in Chicago in einem Koffer bei sich hatte. Doch der Koffer ist verschwunden. Die Spur führt ins Gefängnis, dass von Direktor Wolf (Fausto Tozzi) geleitet wird. Dort macht sich sein Mitarbeiter Böhmler (Werner Peters) verdächtigt, aber es gibt keine Beweise.Stattdessen eine Reihe von Toten. In der Handtasche der getöteten Mrs. Pizarro (Laura Solari) finden sich Hinweise, dass der totgeglaubte Superschurke Dr. Mabuse doch noch leben könnte.In den Fall involviert ist auch die attraktive Reporterin Maria Sabrehm (Daliah Lavi), die auch privat ein Interesse an diesem Fall hat. Der Pfarrer (Rudolf Fernau) verhält sich auch verdächtig, genauso wie der aus Amerika eingetroffene Joe Como (Lex Barker), der angeblich FBI Agent sein soll. Dann flieht der brutale Straftäter Alberto Sandro (Ady Berger) aus dem hochgesicherten Knast. Und Lohmanns Verdacht, dass es in der Strafanstalt nicht mit rechten Dingen zugeht, verstärkt sich noch zusätzlich.





"Im Stahlnetz von Dr. Mabuse" ist wenig bekannt, braucht sich aber neben Fritz Langs "1000 Augen des Dr. Mabuse" überhaupt nicht zu verstecken. Für mich eine echte Entdeckung, eine kleine Perle des deutschen Genrekinos. Bei diesem Fall gelingt es mühelos abzutauchen in die 60er Jahre, in die Zeit als Edgar Wallace die Massen in die Kinos lockte - in der im deutschen TV die Durbridge Dreiteiler echte Straßenfeger waren. Perfektes Sixties Flair also und dem Regisseur Harald Reinl gelingt es sogar noch zusätzlich einen starken Anstrich vom Expressionimus mit beizusteuern, somit wird auch die Erinnerung an die ersten Mabuse Filme präsent.





Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

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