Regie: Anthony Mann
Der Sheriff und der Kopfgeldjäger
Auch nach der großartigen Zusammenarbeit mit Hauptdarsteller James Stewart drehte Regisseur Anthony Mann hervorragende Western. "Draußen wartet der Tod" (1955) oder "Der Mann aus dem Westen" (1958) sind schnell zu Klassikern geworden, ebenso der 1957 inszenierte "Stern des Gesetzes" mit Henry Fonda in der Hauptrolle als berüchtigter Kopfgeldjäger. Damit nahm er Jahre vor dem Siegeszug des Italo Western dessen grimmigere und viel düstere Antihelden vorweg. Schon in seinem Meisterwerk "Nackte Gewalt" sah man James Stewart wie er seinen Lebensunterhalt damit verdiente, dass er nach berüchtigten Banditen nachjagte, weil ein lukratives Kopfgeld auf den Mann ausgesetzt war - selbstverständlich Tod oder Lebendig.
Auch Morgan Hickman (Henry Fonda) ist so ein gefürchteter und nicht unbedingt gern gesehener Mann als er mit der Leiche eines Banditen in ein kleines Westernstädtchen kommt. Die Bürger sind zwar immer froh, wenn da einer ist, der die Drecksarbeit erledigt - aber in die Gemeinschaft wird ein Mann dieses Berufstandes nicht aufgenommen. Bis die Formalitäten erledigt sind und er abkassieren kann, muss er in der Stadt bleiben, wo der junge und besonnene Ben Owens (Anthony Perkins) Sheriff ist. Immer wieder hat er Probleme sich gegen rüpelhaften und agressiven Bart Bogardus (Neville Brand) durchzusetzen, der ebenfalls gerne Sheriff geworden wäre. Er ist auch ein Cousin des Mannes, den Hickman getötet hat. Hickman bekommt die Ablehnung der Bevölkerung auch schnell zu spüren, weil er kein Quartier im einzigen Hotel der Stadt bekommt. Auch ein Mietsstall für das Pferd gibt es nicht - denn der gehört Bogardus. Der Kopfgeldjäger freundet sich aber in der Stadt mit dem kleinen Halbblut Kip Mayfield (Michel Ray) an, der ihn seiner Mutter Nona (Betsy Palmer) vorstellt. Die Frau wird ebenso verachtet, da sie mit einem Indianer verheiratet war. Die Witwe bietet Hickman an, dass er ein paar Tage im Zimmer des Sohnes schlafen kann. Währenddessen kommt es zum beinahe Duell zwischen Owens und Bogardus, bei dem Hickman den jungen Sheriff unterstützt. Dieser bittet ihn dazubleiben und ihm das Handwerk beizubringen, als er erfährt, dass Hickman auch schon Gesetzeshüter war. Als der im ganzen Ort beliebte Dr. McCord (John McIntire) von den zwei vagabundierenden Brüdern MacGafffey (Peter Baldwin/Lee van Cleef) erschossen wird, spitzt sich die Lage im Westernörtchen dramatisch zu...
Irgendwann erfährt der Zuschauer im Lauf der Handlung Hickmans tragische Geschichte und wie aus einem braven Bürger ein kaltblütiger Killer wurde. Doch er lernt nicht nur dem jungen Sheriff einige Tricks, Schießkünste und Umgang mit Revolverhelden, er selbst macht in der kurzen Zeit in der Stadt einen Lernprozess und wird am Ende nicht mehr derselbe sein wie er war. Eine der besten Szenen ist die als die ganze Stadt frühmorgens auf den Straßen zusammengekommen ist, um den 75. Geburtstag des beliebten Dr. McCord zu feiern. Die Leute singen und von weitem sieht man schon seine Kutsche, das von seinem Pferd gezogen wird. Doch je näher das Gefährt kommt, desto schockierter müssen die Menschen sehen, dass der Doktor nicht mehr am Leben ist. Der Gesang verstummt und dann bricht die Hölle los über der Stadt, ein Lynchmob unter der Regie von Bogardus hat sich gebildet, aber Owens glaubt immer noch daran, dass er die Mörder lebendig fassen kann, damit ihnen ein fairer Prozess gemacht wird. Der junge Anthony Perkins ist Henry Fonda absolut ebenbürtig und gemeinsam agieren sie hervorragend in diesem klasse Westen. Einem der besten der 50er Jahre überhaupt - zum Lohn wurde auch das Originaldrehbuch von Dudly Nichols 1958 für den Oscar nominiert.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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