Mittwoch, 23. März 2016

Der Fluch der Dämonen

























Regie: Jacques Tourneur

It´s in the Trees, it´s coming...

"Fluch der Dämonen" aus dem Jahr 1957 ist das dritte Horrormeisterwerk von Jacques Tourneur, der bereits 15 Jahre zuvor mit den RKO Produktionen von Val Lewton "Katzenmenschen" (1942)  und "Ich folgte einem Zombie" (1943) Filmgeschichte schrieb. Vorausgegangen war die Idee die finanziellen Schwierigkeiten der RKO zu verbessern und nach dem Vorbild der Universal Studios in den 30ern folgend, billige und effektive Horrorfiilme ins Kino zu bringen. Lewton war der Leiter dieser neuen Horrorabteilung und hatte nur wenig Vorgaben zu erfüllen: Jeder Film durfte nur maximal 150.000 Dollar ksoten, die maximale Laufzeit durfte 75 Minuten nicht überschreiten (Auswertung in den beliebten Double-Features) und die Filmtitel wurden vom Produzenten vorgegeben. Ansonsten hatten die Regisseure freie Hand und der französischstämmige Tourneur machte daraus optimale Ergebnisse. Danach gelang ihm mit "Goldenes Gift" einer der besten Film Noirs überhaupt und später wandte er sich Abenteuerfilmen (Der Rebell, Die Piratenkönigin) und Western (Feuer am Horizont, Wichita) zu. Erst 1957 sollte er wieder für das Genre tätig werden, dem er seine ersten Riesenerfolge verdankte.
Der Film entstand zu einer Zeit als Riesenmonster in den Kinos Hochkonjunktur hatten. Riesenspinnen, Riesenameisen, Harryhausens Zyklope, Japanische Urweltechsen und Pappsauriers waren extrem beliebt und sie zerstörten Metropolen wie Tokio, London oder New York. Auch die Hammerstudios standen am Anfang und schickten u.a. ausserirdischen Schleim und die Straßen englischer Kleinstädte oder den Häuserschluchten der Großstadt. Der britische Drehbuchautor Charles Bennett hatte bereits ab den 30ern mehrere Drehbücher für Alfred Hitchcock verfasst (Die 39 Stufen, Sabotage, Jung und unschuldig, Der Auslandskorrespondent) und war schon lange vernarrt in M.R. James Erzählung "Casting the Runes" - er erwarb die Rechte und schrieb mit Hal E. Chester das Drehbuch, der den Film dann auch produzierte. Chester entschied sich Jacques Tourneur unter Vertrag zu nehmen, was sich aus heutiger Sicht naturlich als Geniestreich erwies. Aber damals gestaltete sich das Verhältnis zwischen Produzent und Regisseur extrem schwierig. Schon vor den Dreharbeiten, denn Tourneur gelang es mit seinem Einfluß den Schauspieler Dana Andrews ins Boot zu holen, dessen Stern damals schon etwas verblasst war, ein Alkoholproblem hatte - aber einer von Tourneurs besten Freunden war. Diskrepanzen gabs dann auch wegen dem Monster selbst. Tourneur wollte den Dämon dem Publikum gar nicht zeigen, er wollte diesen unsichtbaren Horror, ähnlich wie bei seinen Lewton Filmen, starke Szenen und starke Atmosphäre. Der Produzent war aber der Meinung, dass die Kinobesucher ein Anrecht darauf hätten, das Monster auch zu sehen.
Und dies setzte sich dann auch durch. Vielleicht sogar ganz spontan beim ersten Anblick des fliegenden Teufels auch die einzige Schwäche, denn das Monster sieht schon etwas sonderbar und skurril aus - wie eben viele Kreaturen dieser Kinoära.
Die Handlung fängt an mit einer nervösen Autofahrt mitten in der Nacht - Professor Henry Harrington (Maurice Denham) scheint sich verfolgt zu fühlen. Er besucht das Anwesen Luffort Hall, das dem vermögenden Dr. Julian Karswell (Niall MacGinnis) gehört, der dort mit seiner schrulligen Mutter (Athene Seyler) wohnt. Harrington bittet verzweifelt darum, dass Karswell alles stoppen soll. Er würde dann auch die Recherchen über einen Teufelskult nicht publik machen. Karswell sichert dies vage zu, was Harrington einigermassen beruhigt. Dennoch wird er kurze Zeit später die Bekanntschaft mit einem fliegenden Dämon machen, der ihn tötet. Alles sieht aber aus wie ein Unfall - Starkstromschlag so die offizielle Todesursache.
Der amerikanische Wissenschaftler John Holden (Dana Andrews) reist etwa zur gleichen Zeit nach England, um an einer Konferenz über parapsychologischen Phänomene teilzunehmen und ausserdem bat ihn Harrington ihn bei seinen Nachforschungen über Julian Karswell behilflich zu sein. Als Holden eintrifft, erfährt er vom Ableben seines Kollegen. Harringtons Nichte Joana (Peggy Cummins) glaubt nicht an die Unfallversion und bittet den pragmatischen Wissenschaftler darum auch übernatürliche Phänomene in Erwägung zu ziehen. Doch Holden ist skeptisch. Zwar wird ihm ein Zettel mit Runenzeichen in einer Bibliothek heimlich zugesteckt und es geschehen einige seltsame Dinge, die sich auch Holden nicht so leicht erklären kann. Die Treffen mit Karswell sind faszinierend, aber Holden hält ihn für einen guten Zauberkünstler. Auch dann noch als Karswell ihm in drei Tagen den sicheren Tod prophezeit. Erst durch den Farmersohn Rand Hobart (Brian Wilde) erkennt Holden die tödliche Gefahr, auf die er zuläuft. Doch die Uhr läuft...


"It´s in the Trees - it´s coming" - in den 80er Jahren hat schon Kate Bush in ihren Song "Hounds of Love" den berühmten Satz aus "Curse of the Demons" (US-Titel) bzw. "Night of the Demon" (britischer Titel) in ihre Lyrics aufgenommen. Der Film wurde immer mehr zu einem Kultfilm und heute gilt es als unbestritten, dass Tourneur mit seinem dämonischen Werk einen der besten Horrorfilme der 50er Jahre geschaffen hat. Stilistisch ist "Der Fluch der Dämonen" beinahe eine Mischung aus den Filmen der Hammerstudios und Tourneurs RKO Filmen. Auch als Vorläuferfilm zu "Rosemarys Baby" könnte man den atmosphärisch dichten Horrorbeitrag ansehen, der ganz viele tolle Szenen beinhaltet. So veranstaltet Mutter Karswell beim Ehepaar Meek (Reginald Beckwith, Rosamund Greenwood) eine makabre Seance mit schrillster Gesangseinlage. In einer weiteren Szene wird Dana Andrews im Wald von dem Dämon verfolgt, man sieht das Monster nicht, aber Tourneur zeigt die Schritte und den Hufabdruck auf der Erde. Ein schauspielerisches Highlight bietet der irische Theaterschauspieler Niall Mac Ginnis, der tatsächlich Furcht und Schrecken suggeriert, aber auch die Ausweglosigkeit in der dieser Hexenmeister selbst steckt.
Mit "Fluch der Dämonen" hat Anolis nun ein echtes Klassiker-Highlight auf DVD veröffentlicht, die auch die Bluray beinhaltet. Ausserdem kann man zwischen der amerikanischen kürzeren Fassung und der englischen Langfassung wählen.
Eine großartige Veröffentlichung.



Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

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