Freitag, 2. Dezember 2016

Das Wort

























Regie: Carl Theodor Dreyer

Ein Wunder ?

"Das ist ein Thema, das mir liegt – des Glaubens Triumph in dem skeptischen 20. Jahrhundert über Wissenschaft und Rationalität.“ dies sagte der dänische Regisseur Carl Theodor Dreyer über seinen vorletzten Film "Das Wort" aus dem Jahr 1955. Der 1889 in Kopenhagen geborene Filmemacher gilt heute als einer der wichtigsten Visionäre des Kinos. Er beeinflusste mit seinen vielfach religiösen und eher grimmigen Filmen neue Generationen von Regisseuren wie Ingmar Bergman, Robert Bresson, Andrei Tarkowksi oder Lars von Trier. Sein populärster Film ist sicherlich der 1928 entstandene "Die Passion der Jungfrau von Orleans", ein wuchtiges Werk, dass noch heute immer wieder in den Bestenlisten der wichtigsten Filmen auftaucht und  vom deutschen Expressionismus und dem Realismus beeinflusst war. Seinen ersten Tonfilm "Vampir - Der Traum des Allan Gray" drehte er in Deutschland. Auch dieses Werk wurde zum großartigen Klassiker seines Genres. Interessanterweise war dem Horrorfilm zur Zeit seiner Entstehung kein großer Erfolg beschieden. Dreyer ging zurück in sein Heimatland, wo er mit "Tag der Rache" einen Film über Hexenglaube und Hexenverfolgung drehte. Es folgten viele Jahre, in denen er nur Kurzfilme realsiierte. Erst 1955 gelang ihm mit "Das Wort" ein Comeback.
Ich kannte diesen großartigen Film über die Kraft des Glaubens bisher nur vom Namen her, tatsächlich ist "Das Wort" ein sprödes Meisterwerk, dass dem interessierten Zuschauer gar nicht mehr aus dem Kopf geht.
Die Handlung spielt um das Jahr 1925, im ländlichen Jütland. Dort lebt die stolze und reiche Bauernfamilie Borgen. Oberhaupt ist der inzwischen sehr alt gewordene Morten Borgen (Henrik Malberg), ein sehr religiöser Mann, der bei der Errichtung der örtlichen Kirchengemeinde eine wichtige Rolle übernommen hatte. Er ist jedoch nicht glücklich. Sein ältester Sohn Mikkel (Emil Hass Christensen) hat zwar mit Inger (Birgitte Federspiel) eine liebe und gläubige Frau geheiratet, doch Mikkel selbst hat nicht den starken Glauben des Vaters. Er zweifelt an der Existenz Gottes. Der jüngste Sohn Anders (Cay Christiansen) ist verliebt in die Schneiderstochter Kirstin Petersen (Sylvia Eckhausen) und würde sie gerne zu seiner Frau nehmen. Doch Kirstins Vater Peter Petersen (Ejner Federspiel) ist ein fundamentalistischer Christ und hat ganz andere Glaubensvorstellungen als Kirchengänger Morten. Peter trifft sich mit seinen Glaubensbrüdern und -schwestern zuhause. Für Morten sind das Sektierer. Also wird die Liebe der Kinder durch dieses Problem getrübt, denn die Hochzeit setzt die Einwilligung der beiden Väter voraus. Das größte Problem für Moten ist aber das Schicksal seines zweiten Sohnes Johannes (Preben Lerdorf Rye), der während seines Theologiestudiums in geistige Umnachtung fiel und sich inzwischen für Jesus Christus hält.  Die schwangere Inger bringt einen toten Sohn zur Welt, aber die Geburt verläuft auch für Inger sehr problematisch. Johannes sagt ihren Tod voraus . Die kleine Maren (Ann Elisabeth Rud), die Tocher von Inger bittet ihren Onkel aber um ein Wunder und die Mutter ins Leben zurückzuholen. Aber ob dies gelingt ?



Glaube ist gar nicht so einfach. Vor allem dann wenn es um so unmögliche Dinge geht wie einen Toten zum Leben zu erwecken. Obwohl sicherlich jeder Christ schon einmal von der Auferweckung des Lazarus von Bethanien von den Toten durch Jesus Christus gehört hat. Im Johannesevangelium nachzulesen. Und ja....es geschieht auch in Dreyers "Das Wort". Dabei überlässt es Dreyer dem Zuschauer, ob die Wiederbelebung nun doch eine Frage des wissenschaftlichen Unvermögens ist, das Unwahrscheinliche zu begreifen oder eine Frage der Glaubensstärke. In seinem Drama stehen ja ganz verschiedene Formen des Glaubens gegenüber. Vielleicht ein Plädoyer für ein persönlich erlebtes Christentum ? Dabei triumphiert das naive Kind, dass an diesen magische Wunder noch glauben kann und nicht wie jeder vernünftige Erwachsene dies für unmöglich hält. Henning Bendtsens nüchterne in schwarz-weiß gefilmte Kameraarbeit ist hervorragend gestaltet. Anfänglich wirkt das Ganze fast wie ein einfaches Kammerspiel in einem Bauernhaus, doch je mehr man in diese Geschichte eintaucht, desto mehr wird man von ihr gefangen genommen.



Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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