Regie: George Cukor
Im Labyrinth von Schein und Sein...
George Cukor, ansonsten eher der Fachfann für Screwball-comedys, für Musical oder für "Frauenfilme", hatte wohl in der Zeit von 1944 bis 1947 ein Faible für düstere Stoffe, Morde und Männer, deren Handlungen und Taten von fatalen Leidenschaften und Süchten angetrieben werden. So wird in "Das Haus der Lady Alquist" der Pianist Sergius Bauer zum Mörder wegen den weltberühmten Juwelen der Alice Alquist und in Cukors Folgefilm erleben wir die zwei Gesichter des Anthony John, einem begnadeten Schauspieler, der das Problem hat immer eins mit seiner Rolle zu werden. Im Falle von Shakespeares "Othello" erweist sich diese Gabe als der reinste Horror. Denn der Akteur ist besessen von der dramatischen Szene am Schluß, als er als Othello seine eigene Frau Desdemona im Wahn und aus größter Eifersucht erdrosselt.
Cukors "Mord in Ekstase" ist interessiert an diesem Mann, der immer tiefer in eine Schizophrenie driftet - er hört Stimmen und hat Blackouts. In diesen Momenten kann er nicht mehr Wirklichkeit von dem Theaterstück unterscheiden. Beide Charaktere - sowohl sein eigenes Ich als auch die Rolle, die er zu spielen hat - konkurrieren und es kommt zu einer Art Jekyll und Hyde Syndrom, das er selbst nicht mehr steuern kann.
Seine Umwelt nimmt das aber als starken egozentrischen Zug war, der Schauspieler ist berüchtigt für seiine Ausbrüche. Ein geschätzter Mime, der das große Talent hat eins mit seiner Rolle zu werden. Seine Kollegin Brita (Signe Hasso) liebt ihn und war eine Zeitlang mit ihm verheiratet. Doch es ging nicht gut. Obwohl immer noch Gefühle da waren, hat sie sich von ihm getrennt. Nun sind beide nur noch gute Freunde und spielen gemeinsam in den erfolgreichen Theaterstücken. Die Trennung hat Anthony aber nicht weniger eifersüchtig gemacht. Vor allem gefällt es ihm nicht, dass der jüngere Bill (Edmund O´Brien) Brita schöne Augen macht. Aber die Rolle als "Othello" verlangt alles ab - Brita spielt die Desdemona. Das Stück wird ein Riesenerfolg am Broadway. Beste Szene ist immer die Ermordung von Desdemona. die Erdrosselung wirkt aufs Publikum so sehr authenisch. Brita selbst und auch der Zuschauer erschrickt aber wie fest der Schauspieler da zudrückt. Manchmal hat man das Gefühl er könne fast nicht mehr aufhören und Brita würde die Würgeattacke nicht überleben. In einer italienischen Bar lernt Anthony die recht lockere Blondine Pat Kroll (Shelley Winters) kennen, die ihn auch schon gleich in ihre Wohnung mitnimmt. Beim zweiten Rendezvous tötet er die junge Frau, weil er sie fälschlicherweise für Desdemona hält....
Durch die düstere Machart kann man "Ein Doppelleben" leicht in das Noir Genre einordnen. Auch wenn der Schauplatz nicht die Unterwelt und die dunklen Straßen der Nacht sind...sondern die Theaterwelt und die gespaltene Persönlichkeit des Protagonisten. Ein Mann, der durch Krankheit ohne Schuld zum Mörder wird, aber von dem eine große Gefahr ausgeht, dass es zu weiteren Mordtaten kommt. Der Film funktioniert bestens weil die Konflikte auf der Bühne und jenseits davon immer ineinander greifen...die gespaltene Persönlichkeit ist gegenwärtig. Der Irrsinn ist überzeugend - ein Verdienst des britischen Schauspielers Ronald Colman, der für diese Rolle den Oscar als bester Schauspieler 1948 bekam. Ein zweiter Oscar gabs für die stimmungsvolle Musik von Miklos Rosza. Die Drehbuchautorin Ruth Gordon (eher bekannt als Schauspielerin in Filmen wie "Harold und Maude" oder "Rosemarys Baby" wurde mit ihrem Partner Garson Kanin für das beste Drehbuch nominiert. In den Nebenrollen sind die späteren Oscargewinner Shelley Winters (Das Tagebuch der Anne Frank, Träumende Lippen) und Edmund O´Brien (Die barfüßige Gräfin) zu sehen.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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