Mittwoch, 14. Dezember 2016

Es geschah in einer Nacht

























Regie: Frank Capra

Gemeinsam übers Land...

Stilbildend für das Screwball-Comedy Genre waren zwei erfolgreiche Kinofilme aus dem Jahr 1934. Zum einen Howard Hawks Verfilmung des Theaterstücks "Napoleon vom Broadway" und vor allem Frank Capras mit fünf Oscar-Auszeichnungen in den wichtigsten Kategorien: Bester Film Bester Hauptdarsteller Clark Gable, Beste Hauptdarstellerin Claudette Colbert, Beste Regie Frank Capra, Bestes Drehbuch Robert Raskin. Es gab zwar schon früher Filme über den Kampf der Geschlechter, aber erst diese beiden Kinohits sollten genau dieser Gattung Filmen "Geschlechterkampf eines ungleichen Paars mit HappyEnd" zu einem erfolgreichen Markenzeichen machen. Auch Clark Gable und Claudette Colbert stehen sich am Anfang der Handlung eher als Antagonisten gegenüber, die sich nicht besonders leiden können. Aber nach der Überwindung vieler Hindernisse enden auch sie als Paar.
Darüberhinaus ist "Es geschah in einer Nacht" auch ein klassisches Road-Movie und thematisiert ganz nebenbei noch die damalige Weltwirtschaftskrise. Denn Clark Gable hat als Filmfigur Peter Warne seinen Job als Reporter verloren. Aufgrund einer Alkohol-Eskapade und hat nur noch ein paar wenige Dollar in der Tasche. Er fährt wie viele Tausend mittellose Amerikaner in dieser Zeit mit der Greyhound-Buslinie in eine andere Stadt, um dort vielleicht Arbeit zu finden. Das Land baut sich gerade wieder etwas auf, wie zahlreiche neue Fastfood-Restaurant oder moderne Imbissbuden zeigen.
Vorab hat aber in der ersten Szene die verwöhnte und leicht exzentrische Millionärstocher Ellie Andrews (Claudette Colbert) gegen den Willen ihres steinreichen Vaters (Walter Connolly) den versnobten Glücksritter King Westley (Jameson Thomas) geheiratet. Der Vater besteht aufs Annulieren, das schmeckt der verwöhnten Göre nicht. Sie springt von der Jacht des Vaters vor Floridas Küste ins Wasser. An Land beschließt sie mit dem Greyhound Bus nach New York zu Westley zu reisen. Auf ihren Fersen sind die vom Vater engagierten Privatdetektive, die Polizei und im Grunde das ganze Land, denn der reiche Papa hat eine Summe von 10.000 Dollar demjendigen zugesagt, der weiß wo das Töchterchen steckt. Im Nachtbus trifft sie den hartgesottenen Reporter Peter Warne (Clark Gable), dem soeben von seinem Boss gekündigt wurde. Natürlich bekommt der abgebrühte Sensationsreporter schnell mit, dass es sich bei der Fremden, die neben ihm Platz genommen hat, um die verschwundene Ellie Andrews handelt, deren Ziel King Westley heißt. Die beiden ungleichen Reisepartner kommen daher überein, dass Peter Warne von Ellie die Exklusivstory ihrer Flucht bekommt, dafür verspricht Warne aber auch, dass er Ellie bei King abliefert. Ein guter Deal für beide. Und daraus entstehen für die beide einige haarsträubende Abenteuer. Dabei kommen sich die beiden näher - denn sie müssen öfters in einem Motelzimmer nächtigen. Getrennt nur von den "Mauern von Jericho" - eine durchs Zimmer gezogene mit Wäsche behangener Leine, die die beiden  auch moralisch trennen soll. Dabei verlieben sie sich allmählich ineinander...



Am Ende der federleichten Comedy steht natürlich das HappyEnd, aber erst müssen noch einige Mißverständnisse aus dem Weg geräumt werden und die unsägliche Ehe muss annuliert werden. Ausserdem zeigt Gable der stinkreichen Colbert wie man einen Donut richtig in den Kaffee tunkt. Sie aber hat den besseren Trick beim Trampen. Sein bestimmter männlicher Daumen in die Wunschrichtung unterliegt ihrem entblößten weiblichen Bein. Schön auch die Szene als Arm und Reich im Bus den Song "The Man on the flying Trapez" begeistert singen. Was sehr gut passt zu dem ungleichen Paar - sie reich, er mittellos - und Capra tendiert da ja zum Märchen und bringt die beiden auch zusammen. Der Erfolg kam überraschend. Die Columbia hielt wenig von dem Film und brachte ihn ohne große Werbung in die Kinos. Die Kritik war verhalten, aber alleine die Mundpropaganda ließ "Es geschah in einer Nacht" zum riesigen Sensationserfolg des Jahres werden. Die Pointen allesamt treffsicher, der Humor geistreich und ironisch bis liebenswert. Er funktioniert auch heute noch bestens und wirkt nicht veraltet. Es kann gut sein, dass Capra das Lebensgefühl der Amerikaner mit diesem lockeren Filmspass traf. Von Anfang bis Ende herrscht einfach eine ausgelassene Stimmung und ein bisschen Märchen im Liebesfilm schadet nie. In späteren Dekaden wurde dies ja auch eindrücklich durch Filme wie "Pretty Woman" bewiesen.


Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

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