Mittwoch, 14. Dezember 2016

Rendezvous nach Ladenschluß

























Regie: Ernst Lubitsch

Der kleine Laden in der Balta Straße....

Die romantische Komödie "Rendezvous nach Ladenschluß" aus dem Jahr 1940 ist für mich nach "Sein oder Nichtsein" der beste Film von Ernst Lubitsch - in meiner Gunst noch vor dem kurz zuvor gedrehten Klassiker "Ninotschka". Während sein Meisterwerk "Sein oder Nichtsein" sich direkt mit dem Kriegsausbruch beschäftigt und eine Schauspielergruppe im Warschau des Jahres 1939 zeigt, präsentiert Lubitsch in "Rendezvous nach Ladenschluß" eine Geschichte aus Budapest in den 30er Jahren. Alles scheint friedlich, nichts scheint hinzudeuten, dass während des Drehs der Krieg schon in vollem Gange war. Aber in der Geschichte nach dem Theaterstück "Parfümerie" von Miklos Laszlo scheint die Zeit stillzustehen.  Und nach seinen Komödien aus der Welt der Snobs wandte er sich erstmalig den kleinen Leuten zu. Seine Helden sind die Angestellten  bei Matuschek und Co., einen Laden für Lederwaren und verschiedenen Accessoires oder Geschenkartikeln. Das Geschäft liegt zwar nicht in der prächtigen Andrassy-Straße, sondern gleich um die Ecke in der Balta-Straße, einer Nebenstraße. Also immerhin ganz nah in der Premiumlage von Budapest. Das Geschäft wird vom Besitzer Hugo Matuschek (Frank Morgan) zwar streng geführt, er ist aber seinen Mitarbeitern sehr zugetan. Erster Verkäufer ist Alfred Kralik (James Stewart), der es sogar geschafft hat, dass der Chef ihn schon öfters zum Essen eingeladen hat. Auch Frau Matuschek war ganz entzückt von dem Mitarbeiter ihres Mannes. Immer für einen lockeren Spruch ist der Botenjunge Pepi (William Tracy) gut. Auch Pirovitch (Felix Bressart) ist schon lange hier beschäftigt. Sobald er hört, dass Matuschek eine ehrliche Meinung verlangt, flüchtet er aber gekonnt aus dem Geschehen. Dafür schmeichelt der ehrgeizige Verenz Vadas (Joseph Schildkraut) seinem Vorgesetzten wo er nur kann. Zu den Mitarbeiterinnen Flora (Sara Haden) und Ilona (Inez Courtney) gesellt sich bald eine weitere Verkäuferin. Die junge Klara Novak (Margaret Sullavan) kann aber gar nicht gut mit Kralik, so liefern sich die beiden bei der Arbeit öfters einen Zicken- und Nervenkrieg. Kralik pflegt seit einiger Zeit eine Briefliebe mit einer romantischen Unbekannten. Was er nicht weiß: Diese Unbekannte ist seine Kollegin Klara, die ihn immer wieder auf die Höhe bringt. Bald steuern sie auf einen denkwürdigen Tag zu, an dem der Chef verlangt, dass die Mitarbeiter länger bleiben sollen, weil die Fenster neu dekoriert werden sollen. Ausgerechnet dies ist der Abend, wo sich die beiden Unbekannten Briefeschreiber in einem Cafe verabredet haben. An diesem Tag kommt es auch zu einem überraschenden Zerwürfnis zwischen Matuschek und Kralik. Letzterer wird am Abend noch von Matuschek mit einem guten Zeugnis entlassen...



Natürlich gibt es auch einen Grund für das sonderbare Handeln des Chefs. Er steckt in der Krise seines Lebens. Und so kommt es zu einer Beinahe-Katastrophe, die aber zum Glück verhindert wird. Und dadurch - Weihnachten steht auch vor der Tür - wendet sich alles wieder zum Guten. Für den Chef und natürlich auch für die beiden Streithähne Alfred und Klara. Dies alles hat Lubitsch so federleicht und locker inszeniert, dass es eine Freude ist. Natürlich ist auch viel Sentimentalität mit dabei - Lubitsch Mischung zwischen Drama und Comedy erinnert sehr stark an einen weiteren James Stewart Weihnachtsfilm. Der Megaklassiker "Ist das Leben nicht schön ?" von Frank Capra. Wenn man dann noch "Mein Freund Harvey" von Henry Koster erwähnt, dann hat man die drei schönsten James Stewart Komödien. Natürlich ist in "Rendezvous nach Ladenschluß" Budapest im Studio entworfen und der Weihnachtsschnee ist künstlich - aber auch dies verstärkt den Charme dieses Weihnachtsklassikers mit einem gewissen Kammerspielcharakter noch zusätzlich. 1998 kam ein Remake in die Kinos. Die Rede ist von Nora Ephrons "E-Mail für dich" mit Tom Hanks und Meg Ryan. Eine nette Neuauflage, aber an die Magie des Originals reicht der Film leider nicht heran.



 Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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