Regie: Michael Curtiz
Auf der Suche nach John Butterfield...
"Der Henker" (Originaltitel: The Hangman) entstand 1959 unter der
Regie des Hollywood-Regisseurs Michael Curtiz (Mildred Pierce,
Casablanca). Zum Zeitpunkt der Dreharbeiten war Curtiz bereits 73 Jahre
alt und war vor allem durch die vielen früheren Westernfilme mit Errol
Flynn (meistens an der Seite von Olivia de Havilland) sehr versiert im
Westerngenre. Doch "Der Henker" fiel um einiges grimmiger aus als seine
Erfolgswestern der 40er Jahre. Die Filmhandlung basiert auf der
Kurzgeschichte "Pull your freight" von Luke Short und eigentlich sollte
James Cagney den Depute Marshal spielen, der den Spitznamen "Der Henker"
trägt und als Partnerin war Inger Stevens vorgesehen. Doch dann kam es
anders und Robert Taylor bekam den Zuschlag. Die Frau "an seiner Seite"
durfte Tina Louise spielen.
Mit seiner relativ kurzen Laufzeit von 87 Minuten hat der Film
einen gewissen Nachteil. Denn die Psychologie der Figuren kann vom
Zuschauer lediglich erahnt werden, dabei wäre "Der Henker" wonl um
einiges schlüssiger, wenn die sich Veränderung der Hauptfigur am Ende
sich nicht so schnell vollzogen hätte. Hier hätte es vielleicht die eine
oder andere Schlüsselszene mehr gebraucht, um alles logisch besser
nachvollziehen zu können.
Jedenfalls ist Marshall Mackenzie "Mac" Bovard (Robert Taylor) ein
gefürchteter Jäger von gesuchten Verbrechern. Im Falle eines schweren
bewaffneten Überfalls, bei dem es Tote gab, hat er bereits drei der vier
Banditen aufspüren und fangen können. Zwei wurden bereits gehängt, der
letzte der Verurteilten soll in einer Woche hängen. Nun fehlt nur noch
der vierte Mann. Immerhin kennt man den Namen des Banditen - er heißt
John Butterfield und soll noch vor kurzer Zeit in der Armee gedient
haben. Bei der Armee hilft man ihm kaum weiter: Butterfield soll jung,
groß und blond sein. Etwas was auf viele Männer passt. Und jedesmal wird
dabei erwähnt, dass man es einem so hilfsbereiten und netten Kerl wie
Butterfield nicht zutraut einen Postraub begangen zu haben, geschweige
denn jemanden erschossen zu haben. Von einem der Armeeangehörigen
bekommt er jedoch den Tipp, dass dieser Butterfield mit dem gefallenen
Mann einer gewissen Selah Jennison (Tina Louise) befreundet war, die
arbeitet als Wäscherin und wüsste sicher mehr. Bovard erhofft sich viel
von den Angaben der jungen Frau, die weiß wie Butterfield aussieht und
ihn gegebenfalls identifiieren könnte. Immerhin ist eine Prämie von 500
Dollar für diesen sachdienlichen Hinweis ausgesetzt. Doch die Frau lässt
den Henker abblitzen, obwohl der ihr schon ein Postkutschen-Ticket
gekauft hat nach North Creek. Dort soll sich vor kurzer Zeit ein Mann
(Jack Lord) niedergelassen haben, dessen Beschreibung wohl auf
Butterfield passt. Bovard mietet sich dort in dem Städtchen im Hotel
Commercial zwei Zimmer - eins für sich, eines für die junge Frau, von
der hofft, dass sie sich immer noch umentscheidet. Er unterrichtet den
dortigen Sheriff Buck Weston (Fess Parker) von seiner Mission und
wartet...
Dabei passiert so einiges. Der "Henker" wird von der Frauenwelt
angehimmelt. Die ältere Amy Hopkins (Mabel Albertson), die ebenfalls im
Hotel abgestiegen ist, hat einen Narren an dem abweisenden und
desinteressierten Marshall gefressen. Und auch die Kellnerin Molly
(Betty Lynn) schwärmt für den Gesetzeshüter. Dies gibt dem Film eine
amüsante Note, zumindest bis dann tasächlich die Zeugin doch auftaucht.
Tina Louise spielt ihre Rolle sehr gut, hin- und hergerissen zwischen
zwei Möglichkeiten. Und Robert Taylor hält den unerbittlichen
Gesetzeshüter bis zum Schluß aufrecht. Daher verblüfft das sonderbare
Ende dieses Western und möglicherweise war dies auch der Grund, warum
der Film bei seinem Kinostart meistens negative Kritiken erhielt.
Dennoch lohnt sich ein Blick. Robert Taylor als MacKenzie Bovard ist ein sehr ambivalenter Westernheld.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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