Regie: Anthony Mann
Zerstört durch Korruption und Dekadenz...
Wenn ein Film 19
Millionen Dollar kostet und am Ende nur 4,7 Millionen Dollar einspielt,
dann kann man zu Recht von einem Megaflop sprechen. Genau dies trifft
auf Anthony Manns zweiten Monumentalfilm "Der Untergang des römischen
Reiches" zu, den er 1964 drehte. Eine große Enttäuschung nach dem
riesigen Erfolg von "El Cid", der drei Jahre zuvor entstand und über 30
Millionen Dollar einspielte und nach "West Side Story" und "Die Kanonen
von Navarone" der drittgrößte Kassenhits des Jahres 1961 wurde.
Möglicherweise hat es damit zu tun, dass es in "Der Untergang des
römischen Reiches" keinen herausragenden Hauptdarsteller gibt, sondern
die darin vorkommenden historischen Figuren gleichwertig stark agieren,
aber eben keiner diese starken dramaturgischen und emotionalen Akzente
setzt. Es ist allgemein bekannt, dass Ridley Scott diesen alten Anthony
Mann Film als Vorlage für seinen "Gladiator" nahm und die Fehler des
Originals vermied, indem er mit dem römischen Feldherrn Maximus Decimus
Meridius dem Publikum einen charismatischen Helden anbieten, eben den,
den man bei Manns Orginal vergeblich sucht.
Ansonsten gibts zumindest in der ersten Hälfte beider Filme einige starke Ähnlichkeiten.
Im Winter 180 v. Christus kämpft das römische Weltreich unter dem
Befehl seines alternden Kaisers Marcus Aurelius (Alec Guinness) im
Norden des Reiches. Man will verhindern, dass die germanischen Stämme
unter ihrem Führer Ballomar (John Ireland) in die Reichsgebiete an der
Donau einfallen. Natürlich würde das römische Reich gerne ihren
Machtbereich sogar noch weiter nach Norden ausbauen. Denn mit dem Sieg
gegen die Germanen würde eine der zwei letzten Gegner wegfallen. Nur die
Perser sind genauso hartnäckig, um nicht in den Machtbereich der Römer
zu geraten. Sein engster Ratgeber ist der griechische Exsklave Timonides
(James Mason) und tatsächlich beschäftitgt sich der inzwischen müde
gewordene Herrscher mit dem Tod und mit seiner Nachfolge. Eigentlich
müsste ja sein Sohn Commodus (Christopher Plummer) als nächster den
Kaiserthron besteigen, doch Marcus Aurelius fürchtet die
Alleinherrschaft seines zwar charismatischen, aber sehr brutalen und
unerbittlichen Sohnes. So würde er leibend gerne den ehrlichen und
treuen General Gaius Livius (Stephen Boyd) viel eher als seinen
Nachfolger sehen und bietet diesem dies auch an. Der zögert natürlich,
nicht nur wegen der hohen Verantwortung, sondern auch aufgrund seiner
Freundschaft mit Commodus. Gaius Livius trifft in dem Hauptquartier des
römischen Reiches auch seine große Liebe Lucilla (Sophia Loren),
Schwester von Commodus, wieder. Inzwischen hat sich auch schon
herumgesprochen, dass Marcus Aurelius Commodus entmachten könnte. Dies
passt den Anhängern von Commodus nicht und ohne dessen Wissen wird der
Kaiser von seinem blinden Diener (Mel Ferrer) vergiftet, ohne dass man
es merkt. Da das Reich ganz schnell einen Nachfolger braucht, verzichtet
Gaius Livius auf den Wunsch des Verstorbenen und unterstützt es
Commodus zum Kaiser zu krönen. Er verzichtet auch auf eine Heirat mit
Lucilla, die sich dem letzten Wunsch des toten Vaters beugt, den König
von Armenien (Omar Sharif) zu ehelichen, weil es die Grenzen im Osten
sichert. Doch Commodus entpuppt sich als größenwahnsinniger Tyrann. An
den Hebeln der Macht führt er nun das große Rom rücksichtslos dem
Untergang entgegen...
Dabei sind die Massenszenen sehr gut gelungen und wenn einer der
Akteure ein bisschen herausragt, dann ist es tatsächlich Christopher
Plummer in der Rolle des Commodus. Der spielt diese Figur sehr
eindrucksvoll und genauso eindrucksvoll ist auch die Filmmusik von
Dimitri Tiomkin, die sowohl Oscar- als auch Golden Globe nominiert
wurde. Robert Krasker, der für Carol Reeds atmospärisch dichten Thriller
"Der dritte Mann" den Oscar erhielt, war für die Kameraführung
verantwortlich.
Am Ende kämpft der edle Tribun mit dem fiesen Kaiser im Forum
Romanum in einem Speerkampf um den Sieg. Das Angebot Kaiser der Römer zu
sein, lehnt er ab, weil inzwischen die römische Regierung zu korrupt
ist. Er lässt die alten Berater von Commodus darüber streiten, wer den
Platz des Kaisers einnehmen soll. Im Voice over des 173 Minuten langen
Monumentalspektakels heißt es, dass diese politischen
Auseinandersetzungen für den Rest der römischen Geschichte anhielt und
sich so das große Weltreich von "innen" selbst zerstörte.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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