Regie: Fred Zinnemann
Flucht aus dem KZ....
Der Roman "Das siebte Kreuz" von Anna Seghers über die Flucht von
sieben Häftlingen aus einem Konzentrationslager entstand bereits in den
Jahren 1938 und 1939. Der komplette Roman erschien 1942 in englischer
Sprache und wurde 1944 von de aus Österreich emigrierten Regisseur Fred
Zinnemann verfilmt. Die deutsche Premiere dieses Films fand allerdings
viel später im Jahr 1972 in der Reihe "Der besondere Film" im ZDF statt.
Das von Seghers zugrundegelegte Konzentrationslager, das KZ
Osthofen, lag auf einem damals stillgelegten Fabrikgebäude in der Nähe
der Stadt Worms. Im Film wird es zum fiktiven KZ Westhofen am Rhein.
Chefkameramann war Karl Freund, der das Filmdrama teilweise mit
expressionistischen Noir Bildern ausstattet und so durchgehend eine
unheimliche Atmosphäre auf den Zuschauer projiziert. Der kanadische
Schauspieler Hume Cronyn, der bereits in den Hitchcock Klassikern "Im
Schatten des Zweifels" und "Das Rettungsboot" zu sehen war, erhielt von
der Academy eine Nominierung als bester Darsteller für seine Rolle des
mutigen und eigentlich sehr unpolitischen Fabrikarbeiters Paul Roeder.
Roeders Ehefrau wird von Jessica Tandy gespielt, die beiden waren damals
schon im echten Leben verheiratet.
Die Geschichte spielt im Jahr 1936. In Deutschland scheint es den
Menschen wieder besser zu gehen - vor allem dann, wenn man gewisse Dinge
ausblendet. Beispielsweise, dass Regimegegner zur "Besserung" in Lager
gesteckt werden und man sie dann nie wiedersieht. Dort werden die
Insassen gefoltert und sind sadistischen Aufsehern hilflos ausgeliefert.
Doch sieben Insassen - dem Lehrer Pelzer (Paul E. Burns), dem populären
Zirkusartisten Bellani (George Suzanne), dem jüdischen Kaufmann Beutler
(Martin Berliner), Landwirt Aldinger (William Edmunds), Schriftsteller
Füllgrabe (Konstantin Shayne) und den beiden politischen Aktivisten
Georg Heisler (Spencer Tracy) und Ernst Wallau (Ray Collins) gelingt
jedoch die Flucht aus dem Lager.
Lagerkommandant Fahrenberg (Georg Zucco) errichtet eine Reihe von
sieben Kreuzen und schwört sich, dass er alle Gefangenen fassen wird und
jeder der Flüchtigen soll dort tot an einem der Kreuze hängen.
Tatsächlich wird Heislers bester Freund Wallau zuerst festgenommen.
Er stirbt ohne Informationen weiterzugeben. Doch mit der Gefängniskluft
kommt man nicht weit. Heisler hält sich von den Straßen fern, da die
Polizei und die SS mit Hochdruck nach dem Flüchtigen sucht. Immerhin hat
er eine Adresse von Wallau im Kopf, die er aufsuchen kann, sollte er
die Stadt Mainz erreichen. In der Nähe eines Sportplatzes kann er eine
Jacke entwenden, so dass er weniger auffällt ist. Doch er hat sich
verletzt und mehr als einmal kann er nur knapp der Festnahme entgehen.
Die lokale Bevölkerung scheint sich für den Ausbruch gar nicht erst zu
interessieren und wenn, dann aus Angst, weil "Schwerverbrecher" auf
freiem Fuß sind. In einer Kleinstadt wird er Zeuge als einer seiner
Mitflüchtigen von der gesamten Bevölkerung - jung und alt - festgenommen
wird. Droht ihm das gleiche Schicksal ? Tatsächlich erreicht er Mainz
und besucht seine große Liebe Leni (Karen Veerne), die ihn aber
auffordert zu verschwinden. Er kommt bei einem früheren Freund Paul
Roeder (Hume Cronyn) unter, der in der Fabrik arbeitet und mit Ehefrau
Liesl (Jessica Tandy) und den drei Kindern in einer bescheidenen kleinen
Wohnung lebt. Es ist auch der unpolitische Roeder, der ihm schließlich
hilft, als er erfährt, dass Heisler einer der gesuchten Ausbrecher ist.
Und Heisler, der sein Vaterland sehr düster wahrnimmt, erkennt auch,
dass es selbst in diesen schwarzen Zeiten Menschen gibt, die ihm
behilflich sind. Er verliebt sich auch in die Kellnerin Toni (Signe
Hasso)...
Gehetzt in einer Stadt, in der überall der Zugriff lauern könnte.
Fred Zinnemanns "Das siebte Kreuz" erinnert ein bisschen auch an den
drei Jahre später inszenierten Carol Reed Film "Ausgestoßen", obwohl
dieser noch viel düsterer und hoffnungsloser konzipiert ist. In "Das
siebte Kreuz" keimt die Hoffnung auf, denn nicht nur ehemalige
politische Freunde versuchen Heisler zu helfen. Es sind auch ganz
einfache Menschen in dieser Zeit (gespielt u.a von Agnes Moorehead,
Felix Bressart, George MacReady, Katherine Locke, Paul Guilvoye), die
einen kleinen Beitrag zu mehr Menschlichkeit wagen, obwohl sie sich
damit in große Gefahr begeben. Dennoch zeigt "Das siebte Kreuz" auch
eindringlich die Angst und Paranoia dieser Zeit. Man darf keinem trauen
und es kostet viel Mut selbstlos zu agieren. "Das siebte Kreuz" war ein
guter Kinoerfolg und spielte 3,6 Millionen Dollar in den USA ein.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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