Regie: William Dieterle
Begegnung mit einer Toten...
Der deutsche
Regisseur William Dieterle hatte ab den 30er Jahren riesigen Erfolg in
Hollywood. Er drehte Filme wie "Louis Pasteur" oder "Das Leben des Emile
Zola" für den er auch als bester Regisseur des Jahres 1938 nominiert
wurde. Insgesamt wurde das Biopic in 9 Kategorien nominiert, es gab
immerhin zwei Siege: Als bester Film des Jahres und für den
Nebendarsteller Joseph Schildkraut. Sein vielleicht berühmtester Film
ist "Der Glöckner von Notre Dame", der bis heute als beste Verfilmung
des Historienromans von Victor Hugo gilt. In "Liebesbriefe" präsentierte
er Joseph Cotten und Jennifer Jones als Liebespaar. Jennifer Jones
bekam dafür eine Oscarnominierung und da die Chemie zwischen den beiden
Hauptdarstellerin stimmte, verpflichtete man beide Schauspieler für
einen weiteren Film. "Jenny" entstand 1948 und heißt im Original
"Portrait of Jenny".
"Jenny" basiert
auf dem Roman von Robert Nathan, wurde aber lange nicht so positiv vom
Publikum aufgenommen wie der Vorgänger. Erst viele Jahre später erhielt
Dieterles romantische Geistergeschichte eine gewisse Rehabilitation.
Seine Optik wurde aber schon bei seinem Erscheinen sehr gelobt - er
erhielt 1949 den Oscar für die besten visuellen Effekte und die
Kameraarbeit von Joseph H. August und Lee Garmes kann man nur als sehr
erlesen und exquisit bezeichnen.
Vielleicht ist die
Story auf den ersten Blick zu wenig spektakulär, denn das Geisterhafte
schwingt lediglich sehr subtil mit. Aber immerhin gabs von dem großen
Luis Bunuel den Ritterschlag, denn er meinte "der Film hat mir ein
großes Fenster geöffnet".
Im Jahr 1934 lernt
der verarmte Maler Eben Adams (Joseph Cotten) einen hübschen Teenager
namens Jennie Appleton (Jennifer Jones) im Central Park kennen. Das
Mädchen trägt dabei etwas altbackene Kleidung, die schon Jahre aus der
Mode ist. Er spricht mit ihr und so schnell wie sie auftauchte,
verschwindet sie auch wieder. Gegen Essen und Bezahlung malt er für die
irische Bar von Mr. Moore (Albert Sharpe) ein patriotisches Bild und
weitere Bilder versucht er bei den Kunsthändlern Miss Spinney (Ethel
Barrymore) und Mr. Matthews (Cecil Kallaway) zu verkaufen. Doch erst die
Begegnung mit dem jungen Mädchen setzt ihn ihm große Inspiration frei.
Er malt eine Skizze von ihr aus dem Gedächtnis, hier sieht Miss Spinney
großes Potential. Eben trifft in der Folgezeit in regelmässigen
Abständen auf die junge Jennie, die sich jedes Mal verändert - sie wird
viel schneller erwachsen als es möglich ist. Bald verliebt er sich in
die Frau, die immer wieder bei ihm erscheint. Zuletzt erfährt der Maler
durch die Ordensschwester Maria (Lilian Gish), dass seine Geliebte vor
vielen Jahren in einem fürchterlichen Sturm bei Graves Light mit ihrem
Boot gekentert ist. Er hat also regelmässig Besuch von einer Toten..
Es sind die
kleinen Dinge, die dem Film eine aussergewöhnliche Aura verleihen. So
fürchtet sich Jenny, die sich von Eben portraitieren lässt, vor dessen
früheren Bildern. Vor allem das eine Bild, dass einen Sturm bei Graves
Light zeigt. Unsichtbare Bande sind da am Werk, die den Maler und sein
Bild da zusammenhalten. Denn das Bild wird lebendig und Dieterle zeigt
in seinem ungewöhnlichen Fantasy Film wie stark die künstlerische
Inspiration ist und wie sehr Hier und Jetzt mit dem Jenseits verwoben
ist. All dies geschieht eher beiläufig, weil es in das stärkste Gefühl
eingebettet ist - der Liebe - und die überdeckt den gesamten
Vernuftsbereich. Damals kostete der Film 4 Millionen Dollar, der Macher
und Produzent David O. Selznick scheute keine Kosten seine zukünftige
Frau Jennifer Jones in ein besonders attraktives Licht zu setzen.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen