Regie: Jack Cardiff
Die goldene Glocke...
Jack Cardiffs englisch-jugoslawische Regiearbeit "Raubzug der
Wikinger" (Originaltitel: The Long ships) ist so gut fotografiert, dass
man meint Cardiff selbst hätte auch die Kameraarbeit gemacht. Das ist
jedoch falsch gedacht, denn sein Kollege Christopher Challis (Rebellion,
Tschitti Tschitti Bäng Bäng, Das Privatleben des Sherlock Holmes, Maria
Stuart - Königin von Schottland, Die Tiefe, Das Böse unter der Sonne)
übernahm diesen Part. Und diese hervorragende Optik ist schon mal die
halbe Miete, dass der Zuschauer sich gut unterhalten fühlt. Jack Cardiff
erhielt als Regisseur sogar eine Oscar-Nominierung für "Söhne und
Liebhaber" - aber seine Leistungen als Kameramann schätze ich noch höher
ein. Ein Auszug aus seiner Filmographie in dieser Sparte: Vier Federn
(1939), Irrtum im Jenseits (1946), "Die schwarze Narzisse" (1947), Die
roten Schuhe" (1948), "Sklavin des Herzens" (1949), "Die schwarze Rose"
(1950), "Pandora und der fliegende Holländer" (1952), "African Queen"
(1951), "Die barfüßige Gräfin" (1954), "Krieg und Frieden" (1956) oder
"Die Wikinger" (1958).
Vermutlich hatte auch dieser Richard Fleischer Klassiker einen
gewissen Einfluss darauf, dass Cardiff 6 Jahre später ein weiteres
Wikinger Abenteuer drehte.
Gesucht wird ein sagenumwobener Schatz. Die Legende erzählt, dass
Mönche im Altertum eine riesige goldene Glocke gossen, deren Klang ihr
den Namen "Mutter der Stimmen" gab. Der maurische König Aly Mansuh
(Sidney Poitier) sucht schon lange danach. Doch im Schiffbau sind die
Mauren Nieten. Als auf dem Basar jedoch ein blonder Fremder entdeckt
wird, der seinen Zuschauern eine Geschichte über eine goldene Glocke
erzählt, lässt Mansuh den Fremden sofort verhalften. Mit Folter versucht
er den Mann zum Reden zu bringen, doch der kann fliehen. Es ist Rolf,
der Sohn des dänischen Thans Krok (Oskar Homolka), der vor einiger Zeit
mit dem Schiff seines Vaters aufbrach, um dann mit Gold und Reichtümern
aus dem Orient heimzukehren. Doch das Schicksal wollte es anders. Das
Schiff liegt nun auf dem Ufer des Meeres, alle Männer ertranken - Rolf
war der einzige Überlebende. Und er schafft es tatsächlich einige Zeit
später in seine Heimat. Dort wird er von seinem Bruder Orm (Russ
Tamblyn) gefunden, der sich in die Königstochter Gerda (Beba Loncar)
verliebt hat. Der König selbst ließ sich von Krok für später ein
Bestattungsschiff, ein Totenschiff bauen. Dies wurde vom König für
einen Spottpreis erworben und der heimgekehrte Rolf fordert nun vom
Vater ein neues Schiff. Denn er weiß, wo die Glocke ist. Zwar glaubt ihm
keiner, denn Rolf war schon immer ein notorischer Lügner, aber trotzdem
kapern die Männer Kroks das Schiff und die beiden Brüder samt Manschaft
stechen in See. Mit dabei die Geisel Gerda. Bald scheint es auf dem
Schiff zur Meuterei zu kommen. Doch rechtzeitig hören alle im dichtesten
Nebel der Klang dieser Glocke....
Natürlich gibt es im Laufe dieser Abenteuergeschichte ein
Wiedersehen mit den Mauren. Dabei spielt die attraktive italienische
Schauspielerin Rosanna Schiaffino die Gattin von Sidney Poitier. Die
Handlung ist insgesamt etwas unlogisch bis naiv. Was aber eine fiese
Tötungsmaschine aus dem Orient wieder wett macht. Der Schluß dieses
Abenteuerfilms, der 19 Millionen Dollar kostete und verglichen mit den
Einspielergebnis ein echter Flop war, ist richtig amüsant. Denn wer
kennt schon die Geschichte des großen Diamanten in den Kronen von drei
Sachsenkönigen.
Bewertung: 6,5 von 10 Punkten.
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