Regie: Jospeh L. Mankiewicz
Alles über Sebastian...
"Plötzlich im letzten Sommer" basiert auf dem Bühnenstück Plötzlich letzten Sommer des erfolgreichen amerikanischen Dramatikers Tennessee Williams. Ein Werk, dass bei seinem Erscheinen erstaunlich offen mit den Tabuthemen Homosexualität, Prostitution, Kannibalsmus und Geisterkrankheiten umging.
Es war auch der Hays Code maßgeblich schuld, dass Drehbuchautor Gore Vidal viele klärende Dialoge des Buchs nicht in das Filmskript mit einfliessen lassen konnte. So wird die Homosexualität des Sebastian Venable nur angedeutet und in der surrealen Rückblende (eine geniale Filmsequenz) ist weder Gesicht noch Stimme zu sehen.
Aber vielleicht ist es gerade dieses "Unausgesprochene", dass dem 1959 von Joseph L. Mankiewicz inszenierten Psychatrieschocker immer noch geheimnisvoll und sehr morbide erscheinen lässt, auch wenn sich die Abartigkeit der Charaktere sehr oft in hysterischem Wahnsinn gipfelt.
So ist auch alles etwas übertrieben, aber fangen wir von vorne im New Orleans des Jahres 1937 an: Catherine Holly (Elizabeth Taylor) ist eine junge Frau mit einer schwersten emotionalen Sörung, die spontan dann auftrat, als ihr Cousin Sebastian Venable beim gemeinsamen Urlaub durch Europa in den kleinen Fischernest Cabeza de Lobo verstarb. Angeblich an einem Herzschlag - zumindest sagt dies Sebastians schwerreiche Mutter Violet (Katherine Hepburn), die dem staatlichen Krankenhaus, dass von Dr. Lawrence Hockstetter (Albert Dekker) geleitet wird, eine Finanzspritze in der Höhe von 1 Million Dollar geben könnte - vorausgesetzt der brillante, junge Chirurg Dr. John Cukrowicz (Montgomery Clift) nimmt bei ihrer schizophrenen und sexuell völlig enthemmten Nichte eine Lobotomie vor.
Cukrowicz trifft sich erstmal mit der egozentrischen Violet, die etwas zu unterdrücken scheint, aber sehr schnell den neurochirurgischen Eingriff vorantreibt. Nützlich dafür sind auch Catherines geldgierige Mutter (Mercedes McCambridge) und Bruder George (Gary Raymond). Doch in Cukrowicz wachsen Zweifel, er erkennt sehr schnell, dass die hübsche junge Frau immer noch sehr stark unter einem traumatischen Schock leidet. Er hilft ihr sich an die Ereignisse des letzten Sommers zu erinnern...
Mein Favorit in "Suddenly last summer" ist die junge Elizabeth Taylor, die m.E. die besten und nachhaltigsten Szenen hat. Aber auch Katherine Hepburn als abgehobene, arrogante Mutterfigur hat zahlreiche gute Momente - das bisschen overacting erlaube ich ihr, vor allem wenn sie soweit geht und fleischfressende Pflanzen liebevoll füttert.
Überhaupt ist es ein sehr besonderer Film zum Thema "Fressen und gefressen werden" - schaurig muten die Erzählungen an, wenn Sebastian und Violet beobachten, dass kleine Babyschildkröten von hungrigen Vögeln zermalmt werden.
Ja, ja..das ist ein sehr eigenwilliger Film und für mich sogar noch vor "Katze auf dem heißen Blechdach" und "Virginia Wolf" mein persönlicher Liz Taylor Favorite.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen