Samstag, 9. Februar 2013

Die seltsame Liebe der Martha Ivers



Regie: Lewis Milestone

Die fatalen Geister der Vergangenheit...

Iverston, Pennsylvania im Jahr 1928: Die junge Martha Ivers (Janis Wilson) will mit ihrem heimlichem Schwarm Sam (Daryl Hickman), einem Arbeiterjungen, von zu Hause abhauen. Denn sie hasst ihre gestrenge Tante Mrs. Ivers (Judith Anderson). Die Unternehmerin ist die reichste Frau des kleinen Ortes, von allen respektiert - aber auch gefürchtet.
Ihr Verwalter Mr. 0´Neil (Roman Bohnen) lebt mit seinem Sohn Walter (Mickey Kuhn) ebenfalls auf dem großen Anwesen. Die Polizei findet die zwei Ausreisser und man bringt Martha nach Hause. Dort kommt es in der Nacht zur Katastrophe, als die Tante das Kätzchen von Martha mit dem Stock quält. Martha schlägt ihre Tante und diese stürzt die Treppe hinunter, sie stirbt. Mr. O´Neil, der für seinen Sohn Walter eine vermögende Zukunft sieht, unterstüzt Martha bei der Aussage, dass die Tante von einem Einbrecher getötet wurde.
Über 20 Jahre sind vergangen, inzwischen ist Martha (Barbra Stanwyk) die reichste Frau des Ortes, ihr Mann Walter (Kirk Douglas) steht kurz vor der Ernennung zum Staatsanwalt.
Aus Sam ist ein Weltenbummler und Spieler geworden, der aber gerade jetzt in Iverston eine Kurzvisite macht. Dort lernt er auf den Straßen die herumziehende Toni Marachek (Lizabeth Scott) kennen, die gerade aus dem Knast entlassen wurde. Sie verbringen den Abend miteinander und übernachten schließlich in einem Hotel. Am anderen Tag wird Toni wegen Bewährungsauflagen, die sie nicht erfüllt hat, wieder eingesperrt. Sam, der inzwischen erfahren hat, dass sein damaliger Freund Walter ein einflussreicher Mann geworden ist, trifft diesen und bittet ihn um einen Gefallen. Er ahnt nicht, was er mit dieser Bitte heraufbeschwört...

"Die seltsame Liebe der Martha Ivers" ist ein Film Noir mit melodramatischen Inhalten, Regie des 1946 entstandenen Films ist Lewis Milestone (Im Westen nichts Neues). Ich kannte den Film bislang nur vom Namen her und tatsächlich hat mich dieser Kultfilm des Noir recht begeistert, was vor allem an den großartigen Darstellern - allen voran Barbra Stanwyk und Kirk Douglas (in seinem ersten Film), die in einem fatalen Abhängigkeitsverhältnis verbunden sind.
Dabei erweist sich der Film beinahe schon wie ein Vorläufer von Lynchs "Blue Velvet", den selten sah man soviel dunkle Schatten unter der getarnten bürgerlichen Fassade. In diesem morbiden Klima der Kleinstadt treffen sich zwei Aussenseiter, von Van Heflin und Lizabeth Scott gespielt. Dieses Paar erinnerte mich dann auch sofort an Vincente Minellys Aussenseiterpaar Dave Hirsh und Ginnie Moorehead aus "Verdammt sind sie alle". Auch dort spielt sich die Geschichte in der Kleinstadt ab und funktioniert ebenfalls prächtig als Verliererportrait.
Für mich also eine grandiose Neuentdeckung. Leider ist die technische Aufbereitung des Klassikers nur mittelmässig. Das Bild ist zwar ok, aber eher auf VHS-Niveau. Leider gibts wie so oft keine Untertitel. So sehr ich mich auf die Veröffentlichung alter Klassiker freue. Warum nicht etwas liebevoller herausbringen ?
Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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