Regie: Alfred Vohrer
Der unbekannte Mann...
Das waren noch Zeiten, damals 1963 - mehr als 14.000 Verkehrstote
zählte man auf Deutschlands Straßen . Kein Wunder: Es war damals noch
erlaubt vor oder während der Fahrt einige Einheiten Bier, Wein oder
Schnaps zu sich zu nehmen. Nach Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs
war ein Autolenker erst fahruntauglich, wenn er 1,5 Promille Blutalkohol
hatte. Aber in Alfred Vohrers stilvollem Krimi "Ein Alibi zerbricht"
hat Trucker Martin Siebeck (Michael Janisch) das Pech, dass er nachts
auf der Autobahn im Nebel einen Mann überrollt und tötet. Er behauptet,
dass zwei Männer den Toten auf die Fahrbahn warfen, aber keiner will ihm
diese Geschichte abkaufen. Sein Begleiter kann sich nicht dazu äussern,
weil er sich kurz vorher schlafen legte. Siebeck wandert erst mal in
den Knast und die Existenz seiner Familie steht nun auf der Kippe - als
Pflichtverteidigerin muss die engagierte Dr. Maria Rohn (Ruth Leuwerik)
mit dem Fall beauftraft. Nach dem Gespräch mit dem Mandanten hat sie
aber das Gefühl, dass Siebeck die Wahrheit sagt. An der Stelle, wo sich
der Unfall ereignete, ist auch eine Autobahnbrücke - es könnte also
durchaus sein, dass da diese ominösen zwei Männer mit einer Leiche nur
darauf warteten, bis ein Auto dort vorbeifuhr und die Täter alles so
aussehen lassen konnten, als wäre ein Unfall passiert. Da der Tote
extrem entstellt ist und niemand vermisst wird, stellt die Identität der
Leiche ein weiteres Problem dar. Marias dominanter Gatte Günther (Peter
van Eyck) wird auch immer mehr verärgert wegen dem extremen Ehrgeiz
seiner Ehefrau, die noch dazu auch über ein bisschen kriminalistisches
Gespür verfügt. Schon bald gelingt es ihr die Mordvariante zu beweisen,
ihr Mandant kommt frei. Nur kann Maria nicht mehr vom Fall lassen und
sie ermittelt auf eigene Faust. Sehr zum Leidwesen ihres Ehemanns und
auch dessen Geschäftspartner Dr. Hartleben (Charles Regnier) und Leopold
Wasneck (Sieghard Rupp) sowie Frau Wasneck (Hannelore Elsner) können
nicht verstehen, dass Maria weiter nach dem Mörder sucht, was ja
eigentlich die Aufgabe von Kriminalkommissar Seifert (Fritz Schmiedel)
wäre...
"Ein Alibi zerbricht" ist ein Film von Alfred
Vohrer, der von Quentin Tarantino, einem seiner Bewunderer, als
Deutschlands Hitchcock gesehen wurde. Seine erfolgreichsten Arbeiten
hatte der 1914 in Stuttgart geborene und 1986 in München verstorbene
Regisseur mit seinen Edgar Wallace Filmen. Sein 1961 entstandener"Die
toten Augen von London" gilt sowieso als die beste Edgar Wallace
Verfilmung überhaupt. Aber auch "Der Hexer", "Gasthaus an der Themse"
oder "Das indische Tuch" sind Highlights der Serie. Später war dann noch
mit einigen Simmel-Verfilmungen erfolgreich. Einer davon - "Alle
Menschen werden Brüder" erhielt sogar 1973 das begehrte Filmband in
Gold. Mit "Ein Alibi zerbricht" gelang ihm ein straff inszenierter
kleiner Suspence Krimi, der seinen Reiz vor allem in der Konstellation
zwischen der Anwältin und ihrem Ehemann ausübt. Der Mann wird zunehmend
suspekt und die Heldin selbst könnte dabei immer mehr in Gefahr geraten.
So erinnert das Szenario ein bisschen an die "Mitternachtsspitzen", wo
Doris Day möglicherweise ihrem Ehemann Rex Harrisson viel zu sehr
vertraut. Der Film wurde in schwarz-weiß gedreht und punktet auch mit
seiner guten Atmosphäre. Die beste Rolle hat vielleicht Peter van Eyck
erwischt, der den dominanten und nicht sehr sympathischen Ehemann von
Maria spielen durfte. Ruth Leuwerik dagegen hat den dramatischen Part
und einen zusätzlichen Reiz vermittelt die Frage, was höher wiegt: Ewige
Liebe und Treue, die man geschworen hat oder aber Recht und
Gerechtigkeit.
Alfred Vohrer inszenierte nach Herbert
Reineckers Stoff ein düsteres Kammerspiel, das zunehmend enger,
unangenehmer und dunkler wird. Geht die Frau am Anfang enthusiastisch
und voller Tatendrang ihrer Arbeit nach, fürchtet sie sehr bald das
Ergebnis ihrer Ermittlungen umso mehr, je näher sie ihrem Ziel kommt.
Dennoch kann sie nicht anders, sie ist an einem Punkt angelangt, wo sie
die Wahrheit finden will. Und dies ist der Weg zu einem bitteren Ende.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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