Regie: Federico Fellini
Auf in den neuen Tag...
Cabiria (Giulietta Masina) ist eine junge Prostituierte aus Rom.
Sie lebt in der Vorstadt Acilia, an der Straße nach Ostia und hat
immerhin von angeschafften Geld etwas ansparen können und besitzt nun
ein heruntergekommenes Haus. Dies liegt in der Nähe der Tankstelle und
zum Archäologischen Park, wo sich die Protstituierten, ihre Zuhälter und
die Freier treffen ist es nicht weit. Dabei träumt die junge Frau immer
noch von der großen Liebe, aber ihr neuer Lover Giorgio (Franco
Fabrici) hat sie rücksichtslos in den Tiber geworfen, um an das Geld in ihrer Handtasche zu kommen.
Beinahe wäre sie ertrunken, wird aber in letzter Sekunde von ein paar
Bewohnern, die dort in den Hochhäusern leben, gerettet. Es dauert eine
Zeit, bis sie erkennt, dass ihr Giorgio sie um die Ecke bringen wollte.
Mit Nachbarin Wanda (Franca Marzi), die ebenfalls auf den Strich geht,
hat sie eine gute Freundin. Eines Abends als Amleto (Ennio Girolami), ein Zuhälter
in die Stadt zur belebten Via Veneto bringt, trifft sie dort nicht nur
die exklusiveren Prostituierten von der Villa Borghese, die dort
arbeiten, sondern auch den Filmstar Alberto Lazzari (Amedeo Nazzari).
Dieser hat Trouble mit seiner launischen Freundin Jessy (Dorian Gray)
und verbringt den weiteren Abend mit der auf der Straße stehenden
Cabiria. In einem Club tanzen die beiden Mambo, dann gehts in Albertos
schicke Villa, wo der Star Hummer und Kaviar anbietet. Damit ihre
Berufskolleginnen ihr glauben, muss der Star ein persönliches Autogramm
schreiben - es ist eine der wenigen Nächte, die von einem besseren Leben
träumen lassen. Aber Cabiria ist eine Frohnatur und hat sich auch noch
eine gewisse Unschuld bewahrt. Sie unternimmt daraufhin eine Wallfahrt
zu einer Madonna und erwähnt gegenüber einem Franziskanerbruder voller
Trauer, dass sie sich nicht der Gnade Gottes teilhaftig fühle. In einem
Vorstadt-Varieté wird sie einige Zeit später von einem Hypnotiseur (Aldo
Silvani) vor dem johlenden Publikum in Hypnose versetzt und teilt in
diesem tranceartigen Zustand dem ganzen Publikum ihre persönliche
Sehnsucht nach Liebe, Geborgenheit und Vertrauen mit. Dadurch macht sie
die Bekanntschaft mit Oscar D’Onofrio (Francois Perrier), der zufällig
im Publikum saß. Wird womöglich aus dieser Begegnung die große Liebe, an die Cabiria immer noch glaubt...
Federico
Fellini wurde mit "La Strada" auf einen Schlag weltberühmt, der Film
brachte ihm den Oscar als bester fremdsprachiger Film ein. Ein Jahr
später konnte er den gleichen Erfolg mit dem ähnlich gelagerten "Die
Nächte der Cabiria" wiederholen. Trotz der vielen Ähnlichkeiten ist aber
"Die Nächte der Cabiria" ein positiverer Film, der mit einer
wunderschönen Szene zu Ende geht. Nach dem Schock und mit dem Gefühl
noch einmal überlebt zu haben, irrt Cabiria durch den Wald und trifft
dort auf eine Gruppe singender und musizierender Jugendlicher. Das
Mädchen auf dem Moped erkennt "Wir können den Weg nach Hause nicht mehr
finden"...was auch auf unsere Heldin zutrifft, denn sie hat - das Glück
sicher in der Tasche - doch kurz vorher ihr Häuschen verkauft und steht
nun wieder mittellos da. Aber in ihrem Gesicht ist zu erkennen, dass sie
wieder das Stehaufmännchen sein wird und wie immer versucht das Leben
zu meistern. Giulietta Masina passt dabei perfekt in diese Rolle, man
nimmt ihr das flatterhafte Mädchen mit unmoralischen Lebenswandel
genauso ab wie das unschuldige und fast engelhafte Wesen mit dem sie
ihren Alltag meistert. Für mich ist dieser meisterhafte Film einer der
besten Arbeiten von Fellini und ich finde dieses atmosphärisch dichte
und poetische Meisterwerk steht zu Unrecht etwas im Schatten des
populäreren "La Strada". Die Magie, die der Film ausstrahlt, ist aber in
beiden Fällen ebenbürtig und schon zu Beginn mit der Szene am Tiber ist
der große Klassiker erkennbar. Dabei ist es auch immer wieder
faszinierend wie nahe und dicht Fellini das unmoralische Dolce Vita an
die Religion und den Glauben koppelt. In diesem Film mit einer
bewegenden Massen Wallfahrt, die kommerzieller nicht sein könnte und
dennoch eine extreme Hysterie unter den Gläubigen auszulösen vermag.
Sehr klasse auch wie Fellini seine Hauptfigur mit einer tiefer
reichenden Wirklichkeit ausstattet - sie ist stark, stolz und immer
wieder in der Lage sich nach jedem Rückschlag aufzuraffen und beinahe
schon mambotanzend den hoffentlich besseren neuen Tag begrüßt. Einer
meiner Lieblingsfillme.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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