Sonntag, 4. Januar 2015

Die Nächte der Cabiria

























Regie: Federico Fellini

Auf in den neuen Tag...

Cabiria (Giulietta Masina) ist eine junge Prostituierte aus Rom. Sie lebt in der Vorstadt Acilia, an der Straße nach Ostia und hat immerhin von angeschafften Geld etwas ansparen können und besitzt nun ein heruntergekommenes Haus. Dies liegt in der Nähe der Tankstelle und zum Archäologischen Park, wo sich die Protstituierten, ihre Zuhälter und die Freier treffen ist es nicht weit. Dabei träumt die junge Frau immer noch von der großen Liebe, aber ihr neuer Lover Giorgio (Franco Fabrici) hat sie rücksichtslos in den Tiber geworfen, um an das Geld in ihrer Handtasche zu kommen. Beinahe wäre sie ertrunken, wird aber in letzter Sekunde von ein paar Bewohnern, die dort in den Hochhäusern leben, gerettet. Es dauert eine Zeit, bis sie erkennt, dass ihr Giorgio sie um die Ecke bringen wollte. Mit Nachbarin Wanda (Franca Marzi), die ebenfalls auf den Strich geht, hat sie eine gute Freundin. Eines Abends als Amleto (Ennio Girolami), ein Zuhälter in die Stadt zur belebten Via Veneto bringt, trifft sie dort nicht nur die exklusiveren Prostituierten von der Villa Borghese, die dort arbeiten, sondern auch den Filmstar Alberto Lazzari (Amedeo Nazzari). Dieser hat Trouble mit seiner launischen Freundin Jessy (Dorian Gray) und verbringt den weiteren Abend mit der auf der Straße stehenden Cabiria. In einem Club tanzen die beiden Mambo, dann gehts in Albertos schicke Villa, wo der Star Hummer und Kaviar anbietet. Damit ihre Berufskolleginnen ihr glauben, muss der Star ein persönliches Autogramm schreiben - es ist eine der wenigen Nächte, die von einem besseren Leben träumen lassen. Aber Cabiria ist eine Frohnatur und hat sich auch noch eine gewisse Unschuld bewahrt. Sie unternimmt daraufhin eine Wallfahrt zu einer Madonna und erwähnt gegenüber einem Franziskanerbruder voller Trauer, dass sie sich nicht der Gnade Gottes teilhaftig fühle. In einem Vorstadt-Varieté wird sie einige Zeit später von einem Hypnotiseur (Aldo Silvani) vor dem johlenden Publikum in Hypnose versetzt und teilt in diesem tranceartigen Zustand dem ganzen Publikum ihre persönliche Sehnsucht nach Liebe, Geborgenheit und Vertrauen mit. Dadurch macht sie die Bekanntschaft mit Oscar D’Onofrio (Francois Perrier), der zufällig im Publikum saß. Wird womöglich aus dieser Begegnung die große Liebe, an die Cabiria immer noch glaubt...



Federico Fellini wurde mit "La Strada" auf einen Schlag weltberühmt, der Film brachte ihm den Oscar als bester fremdsprachiger Film ein. Ein Jahr später konnte er den gleichen Erfolg mit dem ähnlich gelagerten "Die Nächte der Cabiria" wiederholen. Trotz der vielen Ähnlichkeiten ist aber "Die Nächte der Cabiria" ein positiverer Film, der mit einer wunderschönen Szene zu Ende geht. Nach dem Schock und mit dem Gefühl noch einmal überlebt zu haben, irrt Cabiria durch den Wald und trifft dort auf eine Gruppe singender und musizierender Jugendlicher. Das Mädchen auf dem Moped erkennt "Wir können den Weg nach Hause nicht mehr finden"...was auch auf unsere Heldin zutrifft, denn sie hat - das Glück sicher in der Tasche - doch kurz vorher ihr Häuschen verkauft und steht nun wieder mittellos da. Aber in ihrem Gesicht ist zu erkennen, dass sie wieder das Stehaufmännchen sein wird und wie immer versucht das Leben zu meistern. Giulietta Masina passt dabei perfekt in diese Rolle, man nimmt ihr das flatterhafte Mädchen mit unmoralischen Lebenswandel genauso ab wie das unschuldige und fast engelhafte Wesen mit dem sie ihren Alltag meistert. Für mich ist dieser meisterhafte Film einer der besten Arbeiten von Fellini und ich finde dieses atmosphärisch dichte und poetische Meisterwerk steht zu Unrecht etwas im Schatten des populäreren "La Strada". Die Magie, die der Film ausstrahlt, ist aber in beiden Fällen ebenbürtig und schon zu Beginn mit der Szene am Tiber ist der große Klassiker erkennbar. Dabei ist es auch immer wieder faszinierend wie nahe und dicht Fellini das unmoralische Dolce Vita an die Religion und den Glauben koppelt. In diesem Film mit einer bewegenden Massen Wallfahrt, die kommerzieller nicht sein könnte und dennoch eine extreme Hysterie unter den Gläubigen auszulösen vermag. Sehr klasse auch wie Fellini seine Hauptfigur mit einer tiefer reichenden Wirklichkeit ausstattet - sie ist stark, stolz und immer wieder in der Lage sich nach jedem Rückschlag aufzuraffen und beinahe schon mambotanzend den hoffentlich besseren neuen Tag begrüßt. Einer meiner Lieblingsfillme. 



Bewertung: 10 von 10 Punkten.

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