Dienstag, 13. Januar 2015

Gehetzt

























Regie: Fritz Lang

Keine neue Chance für morgen...

"Gehetzt" aus dem Jahr 1937 war nach "Blinde Wut" der zweite Film von Fritz Lang nach seiner Emmigration nach Amerika. In beiden Filmen spielte Sylvia Sidney die weibliche Hauptrolle. In "Gehetzt" (Originaltitel: You only live once) spielt sie die Sekretärin Joan Graham (Sylvia Sidney), die für den Verteidiger bei Strafprozessen Stephen Whitney (Barton MacLane) arbeitet. Ihr Chef ist ein bisschen verliebt in sie, aber ihr Herz schlägt für Eddie Taylor (Henry Fonda).  Gegen Whitneys Rat und gegen den ihrer Schwester Bonnie (Jean Dixon) gibt sie den Kleinkriminellen, der wieder mal ein paar Monate im Gefängnis sitzt, nicht auf. Whitney gelingt es jedoch, Taylor auf Bewährung frei zu kriegen. Natürlich heiratet er Joan und nimmt mit viel bürgerlichen Ambitionen einen Job als Lastwagenfahrer an, den er aber durch eigenes Ungeschick sehr schnell wieder verliert. Zu gleichen Zeit findet ein schwerer Bankraub mit 7 Todesopfern statt, der im Laufe der Geschichte Eddie Taylor zur Last gelegt wird. Der Verdächtige flieht zuerst - was ihn noch verdächtiger macht , aber Joan bringt es fertig ihn überzeugen, sich der Polizei zu stellen. Aufgrund von Indizienbeweisen und der Voreingenommenheit der Jury wird Taylor dennoch zum Tod auf dem elektrischen Stuhl verurteilt. Kurz vor seiner Hinrichtung werden die wahren Täter ermittelt, woraufhin Taylor in letzter Sekunde begnadigt wird. Doch vor der Mitteilung nimmt das Schicksal bereits seinen katastrophalen Verlauf. Eddie versucht mit Hilfe einer eingeschmuggelten Waffe aus der Haftanstalt auszubrechen. Dabei tötet er versehentlich den Gefängnispfarrer (William Gargan), der ihm die gute Nachricht der Begnadigung mitteilen wollte, aber dem er angesichts der Situation keinen Glauben schenkt. Er flieht und sucht seine hochschwangere Frau auf....


Fritz Lang setzte sich damit erneut mit dem Rechtssystem und den Lebensumständen in seiner Wahlheimat USA auseinander, wohin er nach Machtübernahme der Nationalsozialisten via Frankreich ausgewandert war. Nach der Flucht wandelt sich der Film in eine frühe Version des Bonnie-and-Clyde-Themas mit zwei Liebenden auf der Flucht - ähnliche Bilder wählte auch Raoul Walsh vier Jahre später in seinem brillianten "Entscheidung in der Sierra". Bei Fritz Lang bleibt jedoch das Sozialdrama bis zum Schluß gegenwärtig. Für die Bilderwelt seiner tragischen Geschichte um einen Verlierer, der von Flucht zu Flucht schliddert, greift Lang gekonnt auf die Mittel des Expressionismus’ zurück, bringt ein schattenreiches Schwarzweiß sowie markante Close-ups und bemerkenswerte Kameraeinstellungen. Ein gut gemachter Vorläufer des Film Noir Genre, das ab 1940 seinen Siegeszug antrat. Hatte der Meisterregisseur in seinem ersten US-Film "Fury" gezeigt, wie brave Bürger einen Unschuldigen lynchen wollen, so zeigt er in "Gehetzt" wie die Gesellschaft einem Gestrauchelten immer wieder die Resozialisierung verweigert.



Bewertung: 8,5 von 10 Punkten.

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