Regie: Carol Reed
Der Butler und der Junge...
"Kleines Herz in Not" ist ein 1948 gedrehter Krimi mit Film Noir
Anteilen von Carol Reed. Der englische Meisterregisseur drehte diesen
Film zwischen seinen beiden großen Meisterwerken "Ausgestoßen" und "Der
dritte Mann". Man sollte sich auch nicht von dem etwas komischen
deutschen Titel irritieren lassen, denn auch in "The Fallen Idol" (so
der Originaltitel) zeigt sich Carol Reed als extremer Meister der
Bildsprache, der vom Expressionismus der zwanziger Jahre so deutlich
beeinflusst wurde wie sein amerikanischer Kollege Orson Welles.
Schauplatz
ist die französische Botschaft in London. Der französische Botschafter
(Gerard Heinz) ist ein vielbeschäftigter Mann. Vor allem muse er oft
verreisen. So ist der kleine Philippe (Bobby Henrey) oft allein, denn
auch die Mutter war lange Zeit schwer krank und musste sich in einem
Krankenhaus im Ausland erholen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass
der Junge vor allem immer mehr einen freundschaftlichen Bezug zum Butler
der Botschaft aufgebaut hat. Tatsächlich kümmert sich Mr. Baines (Ralph
Richardson) auch rührend um den kleinen Jungen, der gerne mit seiner
Schlange Maggie spielt, die der Kleine in einem Mauerspalt seines
Balkons versteckt hat. Denn Mrs. Baines (Sonia Dresdel), die verbohrte
böse Gattin des Butlers, duldet keine Tiere in ihrem Reich. Zwischen
Erziehung und Schikane muss der Junge vieles erdulden. Er bemerkt auch,
dass Mr. und Mrs. Baines oft streiten. Tatsächlich ist es mit der Ehe
schlecht bestellt.
Als er durchs Fenster sieht, wie Baines zu
einem Spaziergang in Richtung Park aufbricht, entwischt er über die
Feuerleiter und folgt ihm. Doch in dem Pub, den Baines gewöhnlich
ansteuert, ist er nicht anzutreffen und auch sonst findet er seinen
erwachsenen Freund nirgends. Erst nach langem Suchen wird er auf dem
Rückweg fündig, denn am Tisch eines kleinen Cafés sitzt Baines mit der
jungen Julie (Michèle Morgan), einer aus Frankreich stammenden
Angestellten der Botschaft. Die beiden sind nicht gerade erfreut, als
der Junge auftaucht und Baines gibt die Frau als seine Nichte aus. Als
die Frau von Baines überraschend verreisen muss, taucht Julie auch in
der Botschaft auf. Baines nutzte die Gelegenheit und möchte dass seine
Geliebte bei ihm übernachtet. So sind an diesem Wochenende nur das
Liebespaar und der kleine Junge in der Botschaft. Doch leider sind sie
nicht lange zu Dritt...
und diese Konstellation führt zu einem
Unglück, dass im Laufe der Handlung und vor allem durch die
Ermittlungen von Scotland Yard in einem Mordfall ausarten könnte. Schuld
daran hat dabei der Kleine Junge, der mit seinem Aussagen zwar seinen
Freund schützen will, ihn aber ohne zu wollen zu einem verdächtigten
Mörder werden lässt. Dabei spielt Ralph Richardson den Butler
hervorragend, weil es ihm gelingt die Figur großartig mit Leben zu
füllen. Seine Figur ist einerseits herzensgut nd andererseits aber auch
sehr willensschwach, labil bis feige. Der Film bleibt bis zum Schluß
interessant und spannend - am Ende gibts dann noch einen Schluß mit
einer guten Portion schwarzem Humor und man ist froh, dass Scotland Yard
zu diesem zeitpunkt schon die Nase voll hat von dem kleinen Jungen und
seinen Aussagen. Ein tolles Ende zum Schmunzeln und ein super Klassiker
von Carol Reed.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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